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Wenn Zwergotter Hugo mal Kopfschmerzen hat

Sie kennen da jemanden, der nicht mehr ganz richtig tickt? Der durch die Welt rennt, als hätte er eine starke Verletzung am Kopf? Der sich benimmt, als steckte er gerade mitten in psychischer Behandlung? Der sich dennoch der Öffentlichkeit zeigt und frecherweise auch gleich noch annimmt, man sorge sich um ihn? Und der die Welt ungefragt beruhigt, es sei alles gar nicht so schlimm? Kennense, nech?

Dann bitte flugs das Schild hier klauen (Original aus dem Vogelpark Marlow) und „Zwergotter Hugo“ durch zum Beispiel „Hängebauchschwein Donald“, „Nacktmull Rico“ oder „Rüsselmaus Erika“ ersetzen. Belegexemplar wird erbeten!

Zwergotter Hugo

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Neubrandenburg

Eier, wir brauchen Eier!

Eier, wir brauchen Eier!

„Moin.“
„Moin.“
„Wie immer?“
„Jo.“

Die Frau greift in den Kofferraum und holt die Ware heraus. Der Mann öffnet seinen Einkaufsbeutel und lässt die Packung mit einem geübten Handgriff darin verschwinden. Das bereits abgezählte Münzen wechseln fast zeitgleich den Besitzer und plumpsen klimpernd in die Geldbox.

Plötzlich kommen sie von überall. Zwei, fünf, bald mehr als zehn rotten sich hinter dem Auto zusammen. Fast ausnahmslos tragen sie Gesundheits-Sneakers, zu weite Billighosen und beige Funktionswesten; das Rentner-Flecktarn lässt die Situation deutlich harmloser erscheinen als sie ist – denn im Prinzip geht es hier um nichts weniger als einen Drogen-Deal auf offener Straße.

„Die nächste bitte!“
„Zwei Packungen. Undheilewennsgeht!“

Die Dealerin runzelt kurz die Stirn. Pampigkeit mag sie eher nicht, schließlich steht sie hier mitsamt ihrem weinroten Hyundai an vorderster Front, um die Gelüste der Leute zu befriedigen. Und das direkt neben der Kaufhalle, wo es den Stoff um einiges günstiger zu kaufen gibt. Doch die Menschen kommen zu ihr: Weil ihr Zeug besser ist, stärker wirkt, reiner ist; auch teurer zwar, ja – aber nur ihr Produkt schenkt den Abhängigen des Viertels zuverlässig den nächsten echten Kick.

Auf dem schmalen Grat der Halblegalität wird nun Packung um Packung vertickt. Die Besatzung eines vorbeifahrenden Streifenwagens schaut demonstrativ in die andere Richtung, zu oft schon haben sie den Straßenhandel einzudämmen versucht, zu selten wurden die Hintermänner gefasst, zu groß ist die Anzahl derer, die die freien Plätze schon am nächsten Tag einnehmen. Am Ende profitieren schließlich alle Bürger davon, wenn die Cholesterin-Junkies sich regelmäßig den nächsten Schuss setzen können.

Die Menschentraube ist kleiner geworden, der Kofferraum hat sich geleert, das Klimpern in der Geldbox klingt dumpfer; und keine zehn Minuten sind vergangen. Es ist erstaunlich: Nirgends stehen Öffnungszeiten, und doch waren sie alle auf einmal da. Vermutlich haben sie eine geheime Chat-Gruppe im Darknet, um sich dezentral und von den Ordnungskräften unbemerkt organisieren zu können. Sie sind bestimmt in freien Zellen organisiert: Fliegt eine auf, können die anderen weiterarbeiten. Und die Produzenten, die am Ende des Verkaufstages auf dem Drehsessel die weiße Katze streichelnd die pralle Münzkiste gnädig lächelnd entgegennehmen – die werden sowieso niemals erwischt.

Aber es geht eben auch nichts über frische Eier vom Land.

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The Prodigy, die „Arena“ in Berlin und viel zu viele Nudeln

The Fat of the Land

Er hätte nicht so viele Nudeln essen sollen, resümierte er, als er an einem Pfeiler mitten in der „Arena“ sitzend wieder zu sich kam. Ihm fehlten ein paar Minuten, der Magen rumorte, und er hatte ein wenig Angst, dass ihm jemand im Ravepunk-Überschwang schlicht auf den ohnehin schon schmerzenden Kopf springen würde. Er schaute kurz auf die Uhr, konnte im Stroboskopgewitter allerdings nichts erkennen. War das hier schon die Zugabe?

Er hatte einen langen Tag an der Uni gehabt: Zwei Seminare, dazu Volleyball und Badminton und die Fahrerei durch die halbe Stadt von einem Campus zum anderen. Zeit fürs Mittagessen war irgendwie nicht übrig geblieben; und so war er mehr als dankbar, dass es bei Olli am Kotti neben ein paar kühlen Fläschbier auch noch äußerst bissfeste Nudeln in Kompaniemengen mitsamt einer merkwürdig scharfen Soße gab. Zur Verdauung reichte man einen Kurzen, ein Tütchen und ein paar Partien Dart, und ab ging es zu Fuß Richtung Treptow.

Der Novemberabend war diesig, die Stimmung in der halbdutzendgroßen Gruppe Sportstudenten riesig. Also hatte er natürlich auch nix gegen das Dosen-Mixgetränk, das ein etwas Betuchterer beim Warten im Halbdunkel des Eingangs ausgab: Prost! Noch ein letzter Blick auf die gemütlich auf der Spree schaukelnden Hoppetosse, dann flugs hinein in die Breakbeathölle.

Dass die Akustik in der Halle eine legendär beschissene ist, war entgegen ersten Befürchtungen gar nicht mal so schlimm. Denn The Prodigy machten dieses eklatante Manko durch schiere Lautstärke mehr als wett. BASS, BASS, WIR HATTEN BASS! Kaum Deko, viel Strobo, und Tausende Menschen aus allen Himmels- und Szenerichtungen, die mit den ersten Takten vom Meilenstein-Album „The Fat of the Land“ ausnahmslos und kollektiv in den „Ich will jetzt und hier aus mir herausgehen, aber dieses Mal so richtig, ey!“-Modus wechselten.

Er freute sich einerseits sehr darüber, hatte er The Prodigy doch schon seit „Everybody is in the Place“ und dem Über-Break-Konzeptalbum „Music for the Jilted Generation“ ob der famosen Verbindung von Melodie und Rhythmus in sein kleines Raverherzchen geschlossen. Andererseits hatte er wirklich sehr viele Nudeln gegessen und dazu recht willkürlich getrunken und geraucht. In der Summe mit dem ausdauerndem – er war schließlich ein Jünger der Sportwissenschaften und hatte keinen Ruf zu verlieren – Auf- und Niederhüpfen sowie dem permanenten Hinausschreien seiner Endorphine meldete sich irgendwann im zweiten Drittel des Konzerts das aufgebrachte Nudelrudel.

Er hätte nicht gedacht, dass es schließlich so schnell gehen würde. Zum Glück fand er fix eine geeignete Ablademöglichkeit in der Halle; und die Abwesenheit von lichtsensiblen Smartphone-Kameras und Sozialen Medien im Jahr 1997 verhinderte, dass er am nächsten Morgen verkatert und ängstlich über die Wahrscheinlichkeit nachgedacht hat, armselig in eine Mülltonne kotzend als Party-Sharepic-Meme bereits in alle Welt hinausgeteilt worden zu sein.

Am Pfeiler kauernd fand er nun zu sich und alsbald sogar einen Vorteil in seiner Situation: Die Tanzmasse von etwas außerhalb und schräg unten zu beobachten war mindestens genau so faszinierend wie mittendrin stehend; und der BASS, BASS, WIR HATTEN BASS fühlte sich im Kellergeschoss gleich noch um einige Stufen deeper an. So stieß er irgendwann auch wieder zu den anderen, deren Mienen – ebenso wie seine eigene vermutlich auch – vom entrückt-und-beglückt-Sein kündeten. Und in diesem Augenblick fand wohl auch der manische Zwang seinen Anfang, der ihn bei jedem Hören von nur ein paar Takten eines Tracks von „The Fat of the Land“ automatisch den „BASS“- und „VOLUME“-Knopp anner Anlage gen Osten drehen lässt.

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Wenn 2010 jemand wissen will, wie Popmusik im Jahr 1997 geklungen hat, sollte er besser zu „The Fat Of The Land“ denn zu „Pop“ von „U 2“ greifen. Das ist auch heute schon die richtige Entscheidung.

Das schrieb der Spiegel 1997 über „The Fat of the Land“. Und heute möchten er und ich gerne 2010 durch 2017 ersetzen.

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Und auch das Kraftfuttermischwerk war damals offensichtlich dabei.

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„Mama, Papa, das habt ihr früher doch nicht wirklich gesagt … oder?!“ #urst #80s #sprache #jugendsprache #ddr #urstistdasneuemega


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Das kann man so stehen lassen. #neubrandenburg #streetstyle #streetart #tutti


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Deppenawostroph

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(Das Problem könnte umgangen werden, schriebe man Kindergärten. Das ist ohnehin sehr viel schöner.)

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Neubrandenburg

Morgens halb zehn in der Kaufhalle

Shopping Carts

Zögerlich schiebt die alte Frau mit dem silbergrauen Zopf den Einkaufswagen an das Gemüseregal. „Hallo, guten Morgen!“, sagt sie leise zu den beiden Verkäuferinnen, die gerade hektisch zwei mannsgroße Stapel Paletten mit frischer Ware verteilen. „Guten Morgen“, antwortet eine und lächelt der anderen kurz zu. Ein wissender Blick, die beiden scheinen die Kundin schon zu kennen.

„Sie sind doch immer so nett hier“, flötet die alte Frau, „ich will sie auch gar nicht weiter stören.“ Doch natürlich stört sie die beiden, die gerade in offensichtlicher Discounter-Zeitnot mit geübten Griffen Zucchini, Auberginen und Bio-Gurken herumräumen. Mittendrin lächelt die eine mit den blonden Haaren die Kundin an und fragt sie freundlich: „Na, wie können wir denn helfen?“

Das ist offenbar eine sehr gute Frage, denn die alte Frau am Gemüseregal muss darüber eine Weile nachdenken. Währenddessen sind schon wieder zwei Paletten Obst geleert, die Stapel schrumpfen. „Vielleicht könnten Sie mir mal etwas helfen“, schlägt die Kundin vor und zieht die Augenbrauen nach oben zu einer vorsichtig fragenden Miene. „Na klar“, antwortet die Blonde und räumt weiter.

„Ich hätte gern …“, hebt die Alte an und atmet mit nun traurig gesenkten Lidern aus. Die Kommunikation fällt ihr schwer, es kostet sie einige Mühe, um schließlich kurzatmig fortzufahren: „… ein bisschen Petersilie.“ Ihre rechte Hand simuliert eine astreine Zeitlupe und zeigt schließlich auf die Kräutertöpfe, die sich direkt neben ihr, aber deutlich oberhalb ihrer Reichweite befinden.

Die Blonde macht zweieinhalb schnelle Schritte, reckt sich kurz, reicht der Frau die Petersilie und räumt sofort weiter. Die Kundin nimmt den Topf entgegen und freut sich stille mit einem sanften Lächeln – aber nicht über die Ware, sondern über die Empathie der beiden Jüngeren, die nach wie vor emsig Waren in die Regale räumen und sich nun gegenseitig mit einem breiten Lächeln anspornen.

* * *

Zögerlich schiebt die alte Frau mit dem rotgefärbten Kurzhaarschnitt den Einkaufswagen an die Blumenkartons. Ihre massive Gestalt verhindert, dass die schmale Verkäuferin mit der Kurzhaarfrisur entweichen kann. „SAGENSEMAL!“, brüllt die Alte, und in der Kaufhalle wird es augenblicklich still. „HAMSENOCH SONE WEISSENFLANZEN?“ Wäre dies ein Western, würde der Tumble jetzt weeden.

Die Verkäuferin steht vor den Kartons mit den Pflanzen darin, die gerade heute im Angebot sind, also zigtausend Haushalten als ganz besonders preisgünstig empfohlen wurden. Sie antwortet diplomatisch: „Ich schaue gleich mal nach.“ Ihre Hände tauchen in den Pappe-Stapel in der Hoffnung, wenigstens auch nur eine der gewünschten weißen Pflanzen dort finden zu können.

„NADASDAUERT ABA GANZSCHÖN.“ Die rabiate Kundin legt vermutlich eher weniger Wert auf allgemeine Sympathie – fertich willse werden! Ihre Gestalt baut sich drohend vor der Verkäuferin auf. Die sucht zunehmend panisch nach diesen verfluchten Weißblütern. Sie gräbt im Pflanzenkarton, als gäb’s kein Morgen mehr. Dann, nach endlosen Sekunden des Wühlens, hat sie ihr Objekt gefunden.

„Hier!“ Die Alte zögert kurz und grapscht schließlich nach der Pflanze, als wollte sie eine übergriffige Mücke schnappen wollen. Sie bekuckt sie von links, sie bekuckt sie von rechts, und sie gibt sich endlich zufrieden mit der Beute ihres Vormittags. Missmutig pfeffert sie den Blumentopf in ihren Einkaufswagen und setzt die gnadenlose Jagd nach den Schnäppchen des Marktes unbarmherzig fort.

Die Verkäuferin schließt ganz kurz ihre Augen und atmet geräuschlos, dafür aber ganz besonders tief durch. Es ist noch nicht mal zehn Uhr durch, und sie hat bereits dieses Schrapnell bewältigt. Sie richtet ihre Gestalt, blickt herausfordernd in die Runde und setzt ihren Gang durch die Niederungen des Discounter-Kaufhallen-Verkaufs mit erhobenem Kopf und stolzem Antlitz fort.

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Musik

Aronia

Musik ist immer noch wichtig. Und hier sind die Hintergründe.

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Na Hauptsache, da fährt heute Nacht niemand in den Wald rein … #neubrandenburg #ring #baustelle


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Netz Ratgeber Spaß

Nur kein Stress: Sieben Ideen für technische Entschleunigung im Alltag

Menschärgerdichnich

Okay, geben wir es doch zu: Wir packen’s nicht! Noch nicht. Das mit der Digitalisierung ging uns ein bisschen flott, unsere Hirne hinken der technischen Entwicklung hoffnungslos hinterher, wenn sie denn hinken könnten. Viele sind irgendwann mal in ihrem Leben heillos überfordert mit diesen ganzen Dingen, die man nicht riechen und schmecken und anfassen kann, nur sehen, hören, lesen.

Manche gehen dann regelmäßig offline, um sich zu beweisen, dass sie es noch können. Manche machen zum Ausgleich Yoga oder Guerilla Gardening oder beides, um wieder Kraft zu tanken fürs Tippen, Klicken und Wischen in Hochgeschwindigkeit. Manche kaufen sich die „Flow“, machen alles nur noch halb so schnell, sagen andauernd „Nein“ und legen sich ein Malbuch-Abo zu.

Doch was hilft wirklich, wenn man zwei Schritte zu flink nach vorn gemacht hat? Genau, erst mal wieder entspannt einen zurück! Übersetzt auf den regelmäßigen Gebrauch von Unterhaltungselektronik bedeutet das: Seid doch mal ein bisschen weniger New York City und ein wenig mehr Mecklenburg-Vorpommern! Gaaaanz ruhig! Das wird schon!

Doch wie anstinken gegen das digitale Höherweiterschneller? Ich hätte da so ein paar Ideen …

Kassetten-App

Ich nenne sie: Magnetic! Pro Tag kann man mit ihr nur zwei Mal 45 Minuten lang Musik hören. Zwischendurch muss man das Smartphone umdrehen, damit es weiterspielt. Ab und zu gibt es Bandsalat, das heißt: Die App schmiert zufällig ab und muss neu käuflich erworben werben. Vorspulen und Songs skippen gibt’s nicht, außer mit einem auf dem Display dauergedrehten Bleistift. Dafür kann man ein Mal im Monat eine personalisierte 2×45-Minuten-Playlist erstellen, mit einem eigens gestalteten Mixtape-Cover verzieren und mit einem ausgesuchten Follower teilen.

Hipster-Cam

Wichtigstes Merkmal: Nach 32 Bildern ist Schluss. Will man noch mal 32 knipsen, muss die Kamera zu einem speziellen Entwickler in Berlin-Neukölln geschickt werden, der sie nach frühestens zwei Tagen wieder entsperrt. Diesen Service bieten sonst alternativ auch diverse Drogeriemärkte an. Außerdem muss nachgewiesen werden, dass die vorherigen 32 Bilder entwickelt, sprich: ausgedruckt worden sind. Dafür werden sie in einem speziellen Format auf der Kamera gespeichert, das ein Bearbeiten und elektronisches Verschicken nicht zulässt auf jedweden Manipulationsversuch sofort mit Selbstauflösung reagiert. Will man die Kamera selbst entsperren, muss man sich mit ihr anderthalb Stunden in eine spezielle Dunkelkammer einsperren.

www.gutealtezeitung.de

Das ist eine Webseite, die Nachrichten ausschließlich mit einer Verzögerung von mindestens zehn Stunden weitergibt. Sie hat keine Kommentarfunktion, dafür einen universellen Themenmix und eine strikte Begrenzung auf 200.000 Zeichen pro Tag. Enthalten sind beispielsweise Horoskop, Sudoku, einige ausgewählte Leserbriefe, das aktuelle Streaming-Programm und funky Kaninchenzüchterartikel. Das Teilen von Artikeln ist nicht vorgesehen, maximal ein per E-Mail verschicktes Bildschirmfoto wird von der Seite toleriert. Damit die Webseite benutzt werden kann, braucht es einen Freischalt-Code, den ein Lieferdienst-Bote vorbeibringen muss. Und zum Abo-Start gibt’s Fisch-Einwickel-Papier gratis!

Brettspielkonsole

Die Woodboxstation ist ausschließlich an einem Esstisch zusammen mit mindestens drei Verwandten nutzbar, dafür wird vorher ein integrierter Video-Check durchgeführt. Der prüft auch akribisch, dass vor dem Spiel mehrere Dutzend Pappteile zusammengebastelt und zu einer Spielelandschaft aufgebaut worden sind. Gezockt werden können zunächst ausschließlich Mensch-ärgere-dich-nicht, Trivial Pursuit und die Siedler von Catan. Jedes Jahr kommt in einem Upgrade das „Spiel des Jahres“ dazu. Die Konsole ist bruch- und wasserdicht und somit für verliererwütende Runterschmeiß- und Ins-Klo-Tauch-Aktionen bestens präpariert. Es gilt stets die alte Regel: „Berührt, geführt“. Und der Verlierer ist automatisch ein Tag lang für das hausinterne W-Lan gesperrt.

Röhrenstreaming

Bei diesem TV-Trend gibt es nur Serien, die Minimum zehn Minuten zum Warmlaufen benötigen – vorher is nur Krissel auffem Bildschirm. Dann gibt es maximal drei Sendungen gleichzeitig zur Auswahl. Das Programm läuft ausschließelich in schwarzweiß und nur von 10 bis 22 Uhr. Die einzelnen Folgen werden von Ansagern angesagt, die an Nussholztischchen emotional unterbegabt die komplette Folge spoilern. Zwischendurch muss man kräftig aufs Empfangsgerät hauen, damit das Bild wieder stimmt. In den Fußgängerzonen gibt es regelmäßig glotzende Menschentrauben vor Schaufenstern, in denen der heiße Scheiß in Schleife läuft. Und natürlich: keine Fernbedienung! Kein Dolby! Kein Abo!

Vintage-Navi

Das Gerät ist Minimum drei Quadratmeter groß. Es nervt regelmäßig mit dummen Beifahrersprüchen und ist nicht für Updates geeignet. Wo man herkommt und wo man hinwill muss der Nutzer selbst rausfinden. Mit der Zeit leuchtet das Display sonneneinstrahlungsbedingt nur noch Sepia-Farben. Das Navi zeigt regelmäßig falsche Routen an und stellt selbst bei dezenter Kritik sofort seinen Dienst ein. Bei zu großem Zoom-Faktor – wenn man beispielsweise einzelne Straßen oder gar Gebäude sehen möchte – kommt unweigerlich der Spruch (mit Dieter-Bohlen-Stimme): „Frag doch einfach mal ’nen Menschen auf der Straße, du Honk!“ Alternativ muss man eben ein zweites Navi extra für jede Stadt kaufen. Und ein deutscher Verlag hat hundert Jahre lang die Grundrechte auf sämtliche Kartendaten.

Einkaufsbummel-Portal

Vor dem Auswählen des in Frage kommenden Online-„Ladens“ braucht es mindestens 30 Minuten, um die – natürlich proprietäre – Software zu installieren. Das heißt dann im Installations-Dialog der Einfachheit halber: „Parkplatzsuche“. Nach dem Start des Portals braucht es mindestens 10 Minuten Wartezeit für das Suchen einer fachkundigen Verkäuferin. Dann braucht es mindestens anderthalb Stunden Wartezeit für die ersten wichtigen Informationen zu den gewünschten Sachen: „Die Größe ist nicht da, kommen Sie nächste Woche bitte wieder!“ Die Preise sind grundsätzlich zu hoch, es gibt pro Tag nur fünf neue Sachen zur Auswahl. Das Portal schließt werktags um 17.58 Uhr und samstags um 11.53 Uhr. Und am Sonntag können dort nur User mit IP-Adresse aus einem deutschen Ostseebad shoppen.