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Charlotte schreibt: Das Experiment

Charlotte wollte schon immer mal einen eigenen Beitrag ins Blog stellen. Jetzt ist es soweit. Sie schrieb und knipste, ich half und bloggte. Et voilà!

schoki

Es war Samstag Abend, ich kam nach Hause. Das Erste, was ich bemerkte, war, dass es nach Essen roch. Ich ging in die Küche und da fiel es mir wieder ein: Papa wollte doch kochen! Ich begrüßte erst einmal alle und ging dann in die Küche zurück, wo ich erfuhr, welches Essen heute auf den Tisch kommen sollte: Königsberger Klopse und zum Nachtisch Himbeer- und Waldmeisterschaum. Mmmmhhhhhh!!!

Vati bat mich und Luise den Abendbrotstisch zu decken. Ich versuchte ihn schnell, aber schön zu machen, denn wir wollten vor dem Essen noch spielen. Das klappte dann aber doch nicht, denn kaum waren wir fertig, stand das Essen schon auf dem Tisch (was ich gar nicht so schlimm fand, weil ich schon ein leichtes Magengrummeln verspürte). Also aßen wir erstmal. Die Kartoffeln waren toll, das Buttergemüse ebenfalls, die Klopse waren lecker, und die Soße war ein wahrer Genuss – obwohl sie ziemlich stückig war.

Danach kam das Dessert; der Schaum. Wie sich herausstellte, hatte Papa ihn zu lange im Kühlschrank gelassen, wodurch es eine leicht eisähnliche Konsistenz entwickelte. Ich fand dies aber gar nicht schlimm, denn Eis mag ich auch! Es war so lecker, dass ich gleich von beiden Sorten eine Schale verdrückte. Das war gut!

So, jetzt war ich satt und ging in mein Zimmer, um ein bisschen zu spielen. Nach kurzer Zeit aber guckte ich aus meiner angelehnten Tür heraus und ging zu meinem Papi. Der stand nämlich vor dem Herd und rührte irgendwas um, was mich leicht verwunderte, denn wir hatten ja schon gegessen. Als ich ihn daraufhin ansprach, sagte er in der wohlbekannten Papistimme: „Für den Nachtisch war eigentlich noch eine Schokosoße vorgesehen, die ich ganz vergessen habe.“ Daraufhin fragte ich: „Aber was willst du jetzt damit anstellen?“ Er sagte, dass er genau das nicht wüsste.

Da fiel mir plötzlich etwas ein: „Wie wär’s denn, wenn wir die Schoki rausstellen, denn man sagt doch immer, dass Schokolade bei geringer Temperatur hart wird, und dann hätten wir unsere eigene!“ Vati fand die Idee auch gut, und so legten wir ein Backblech mit Backpapier aus und gossen die warme Soße darauf. Wir legten noch ein anderes Blech drauf, und Mama brachte das Experiment nach draußen.

Das Blöde daran war nur das Warten! Als ich einschlief, dachte ich kurz noch an die Schoko, die da draußen bei minus null Grad liegen musste. Dann war ich auch

schon eingeschlafen.

Am nächsten Tag schliefen wir aus. Aber vor dem Frühstück wollte ich nun endlich wissen, ob das Experiment geglückt sei. Wie sich herausstellte, hat es eine Konsistenz von Nutella angenommen. Das fand ich aber auch nicht schlimm. Ich fragte Mama, ob ich die Masse in eines der alten, ausgewaschenen Marmeladengläser füllen dürfte, und sie sagte ja.

Ich hatte die Schokolade also in ein Glas gefüllt. Da bemerkte ich was: Das Glas hatte noch kein Etikett! Ich bastelte noch schnell eins aus einem quadratischen, kleinen Blatt und klebte es drauf. Danach stellte ich das nun vollständige Glas auf den Frühstückstisch, und allen hat die Schokolade geschmeckt.

Das Experiment war geglückt, nur ein bisschen anders als gedacht!

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Blog Familie Netz Spaß Sport

Drei verweisenswerte Jahresend-Verweise in (fast) eigener Sache

Um das Jahr noch ein wenig rund zu machen, haue ich mal drei willkürliche Querverweise raus auf äußerst empfehlenswerte Seiten.

satgZum einen wäre da Steffi. Die Freundin meiner Schwester ist für ihr Politik-Studium in Kamerun und schreibt darüber. Das macht sie regelmäßig, begleitet von vielen Bildern und in einer angenehm klaren Sprache, fokussiert und doch nicht ohne Blick für die kleinen, spannenden Dinge. Sogar Videoschnipsel sind ab und zu dabei und vermitteln einen kleinen Eindruck von dem zentralafrikanischen Land. Ich lese gerne, wenn andere von der Welt berichten und kann das Blog „Steffi Around the Globe“ deshalb nur empfehlen. Als Einstiegstext ganz gut macht sich vielleicht zurzeit „Weihnachten bei Familie Dongué“ „Silvester, denn wer weiß hierzulande denn schon, was eine kamerunische Familie zum Weihnachtsschmause so isst zum Silvesterfeste anstellt?

dieaDann ist da Alex. Ein gute Freundin, die ein Gestaltungsbüro bei Greifswald hat und Dinge schöner macht. DieARTige heißt das Ganze, und wer uns schon mal besucht hat, kennt vielleicht die großartigen Namensbilder, die als Geschenk für Geburten oder Umzüge fast unschlagbar sind. Auf der Seite gibt es jetzt auch ein Blog, wo Alex Deko-Tipps für jede Gelegenheit und jeden Geschicklichkeitsgrad gibt. Alex gestaltet Räume, Karten, Logos, Bilder, Flyer, Webseiten, und das macht sie deshalb, weil sie es kann.

Und schließlich gibt es da ein Fußball-Turnier, das jedes Jahr viele Kinder und Erwachsene auf die Beine bringt und zu Jahresbeginn die besten Fußballspieler unter 13 Jahren nach Neubrandenburg bringt. Dieses Jahr ist mit Tottenham Hotspur erstmals ein Verein aus der englischen Premier League präsent, das Jahnsportforum ist bereits ausverkauft, und es wird wieder ein großer Spaß werden. Seit Jahren schreibe ich den Live-Ticker direkt aus der Halle, und es ist immer ein schöner Arbeitstag. Am 10. Januar ist es wieder soweit, dann ist auf dieser Nordkurier-Seite deutlich was los. Im dazugehörigen Facebook-Kanal treffen sich schon jetzt Kicker, Eltern und Freunde zur gepflegten Vorfreude. Dort findet man auch das Turnier-Maskottchen namens Toppi, den ich an dieser Stelle mal etwas zweckentfremde, um auch den Lesern dieser kleinen Netznische ein fröhliches Silvester und ein sehr schönes neues Jahr zu wünschen. Bis 2015!

Toppi_silvester

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Familie Sprache

Hundeblick

Erziehung ist ein weites Feld. Es kann vieles sein und nur wenig gar nicht. Unter anderem sollte es, so finden wir, darum gehen, eine gewisse Einfühlsamkeit an den Tag zu legen. Die Kinder sollten in der Lage sein, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, sie sollte mitfühlen und ihren Egoismus in Zaum halten können.

Andererseits ist es auch wichtig, die eigenen Wünsche und Gelüste nicht gänzlich zu vernachlässigen. Hierbei, so lehrten wir es, sind alle legalen Mittel erlaubt – und wenn es das Suggestieren von tierischen Gesichtsausdrücken ist, wie Charlotte auf diesem von ihr mitverfassten Einkaufszettel nachdrücklich beweist:

Hundeblick

p.s. Lakritze ist ja nun mal auch ganz was Tolles! Und sie haben daraufhin natüüüüüürlich ein wenig schwarzes Naschzeugs bekommen.
p.p.s. Wie mir gerade noch auffällt, ist auch die Spezifikation des Trockenfutters sehr kundenfreundlich, auf dass man eben keines für Menschen kaufen möge.

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Familie Sprache

Gefühlschrank

Als Heinrich neulich wütend war, musste ich mich zum Einen konzentrieren, um ihm folgen zu können, und außerdem, um mir das Sprachbild zu merken. Überhaupt kann man nie früh genug damit anfangen, Kinder nicht mehr zu unterschätzen.

Oooaaarr! Das ist ja so gemein! Immer, wenn ich mal richtig sauer bin, habt ihr am Ende Recht. Und wenn ich dann mal Recht habe, kann ich gar nicht so richtig gut sauer sein. Das ist fies. Verdammt! Ich brauche einen Gefühlschrank, da hau’ ich die Wut rein und hole sie raus, wenn ich sie brauchen kann.

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Familie Ratgeber

Zum Fischerhof, Neustrelitz: Nie wieder!

Die kurze Version: Wir waren jetzt zweimal im Neustrelitzer Bistro „Zum Fischerhof“ essen und können das beim besten Willen niemandem empfehlen.

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Seit einigen Jahren nutzen wir als fünfköpfige Familie das gastronomische Angebot der Region recht ausgiebig. Das Essen, die Atmosphäre und die Bedienung variieren, es gibt ein paar Favoriten und auch einige schlechte Erfahrungen, die wir im Laufe der Zeit gemacht haben. Hat eben jeder so seinen Geschmack. Aber was wir in diesen Sommerferien erlebt haben, ist eine gänzlich neue Ebene.

Ende Juli, Mittagszeit. Zusammen mit der Schwagerfamilie kommen wir aus der Seenplatte im Hafen von Neustrelitz an. Wir wollen im Bistro „Zum Fischerhof“ essen, Fisch, Draußensitzen direkt am See, eben etwas Unkompliziertes mit einem Dutzend Kinder nach einer Autofahrt. Es gibt keine Karte, bestellt wird am Tresen, gleich dahinter schmurgelt schon lecker Fisch in der Pfanne. Vier Erwachsene und fünf Kinder stehen dort und suchen sich ein Gericht und Getränke aus.

Dann bestellen wir. Das ist allerdings ein Problem. „Nicht so schnell! Erst das Essen, dann das Trinken. Das ist so viel, da komme ich doch sonst durcheinander!“ Dazu ein Ton, passend zu den Worten. Fast möchte man sich entschuldigen, hier Geld ausgeben zu wollen. Wir sitzen dann gut und essen gut – und kommen wieder.

Ende August, Mittagszeit. Zusammen mit der Schwagerfamilie kommen wir aus Neubrandenburg im Hafen von Neustrelitz an. Wir wollen im Bistro „Zum Fischerhof“ essen, Fisch, Draußensitzen direkt am See, eben etwas Unkompliziertes mit einem Dutzend Kinder nach einer Autofahrt. Es gibt keine Karte, bestellt wird am Tresen, gleich dahinter schmurgelt schon lecker Fisch in der Pfanne. Vier Erwachsene und fünf Kinder stehen dort und suchen sich ein Gericht und Getränke aus.

Dieses Mal sind wir schon vor dem Bestellen ein Problem. „NICHT SO LAUT! Ich nehme gerade eine Bestellung auf! Man versteht ja sein eigenes WORT NICHT MEHR!“ Was wir getan hatten: Wir hatten versucht, die Bestellung zwecks Vereinfachung vor dem eigentlichen Bestellvorgang schon vorzubündeln. Das erfordert Kommunikation in einer gewissen Lautstärke, weil allein die schmurgelnden Pfannen schon ordentlich laut sind.

Die anschließende Frage nach einem vielleicht etwas höflicheren Umgangston wird mit einem beleidigten „Sie brauchen mir doch hier keine Benimmregeln beibringen!“ quittiert, beim Bestellen kommen außerdem ein mittellang-genervtes Kopfschütteln sowie ein halbes Augenrollen zur Aufführung. Höhepunkt des Stücks ist der Ausruf „Sie sehen doch selbst, was hier los ist!“. Wir können uns ob des gut gefüllten Bistros mitfühlende Beileidsbekundungen gerade noch so verkneifen und sitzen dann gut und essen gut – und wollen gehen.

Doch es kommt zum Showdown am Fischerbistro. Fälschlicherweise nehmen wir nämlich unabsichtlich die leergetrunkenen Colaflaschen mit. Das bekommt eine Angestellte mit: Sie stellt Charlotte zur Rede, die zwar eine der Flaschen hält, aber nun wirklich keine Schuld trifft. „Kannst du denn das Schild nicht lesen? Tausend Mal am Tag müssen wir das sagen!“ Und das ist dann genau der Moment, in dem ein Fass überläuft.

Denn sowohl der Hinweis auf eine mögliche Änderung der vorherrschenden schilderbasierten Pfandpraxis aufgrund offensichtlich regelmäßiger Missverständnisse als auch die Beschwerden über die – und das ist jetzt wirklich sehr höflich formuliert – wiederholt äußerst ruppige Ansprache von zahlenden Gästen produziert nur weitere Beleidigungen. Kein Einlenken, kein Beruhigen, kein Einsehen, keine Entschuldigung. Stattdessen nur Stress und Schimpfe.

Der Fischerhof ist kein Sternerestaurant, ja, und ich bin auch nicht sonderlich zimperlich, wenn woanders mal ein etwas anderer Ton herrscht. Aber dreimal Mecker kriegen bei zwei Besuchen geht mir dann auch zu weit. Zumal das offenbar auch kein Zufall gewesen ist, wie eine Rezension bei Yelp zeigt:

Griesgrämige Bedienung und sehr lange Wartezeiten. Gäste werden regelmäßig angeschnauzt.

Denn gerade, wenn man mit Kindern unterwegs ist, lässt man sich nur sehr ungern so behandeln, wie man es in der Familie ja versucht eben nicht zu tun: Probleme lösen durch Anschnauzen.

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Familie

Kleine Kunst auf Regenbogenpapier

Kunst auf Regenbogenpapier

Luise kratzte bunte Kunst. Ich mag ja den Wurm rechts unten.

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Familie Musik sl.

Als gäb’s kein Morgen mehr – Das Mixtape für den Sommerurlaub 2014

Möwenstartplatz

Seit einigen Jahren frickele ich für den Sommerurlaub einen bunten Strauß luftiger Melodeien zu einem halbamtlichen Familien-Mixtape zusammen. Das kann man schnell haben – ab in den Musikmarkt, Doppel-CD kaufen, fertig -, das kann man aber auch selbst machen.

Doch ganz so einfach ist die Sache nicht.

Denn so ein Mixtape für die ganze Familie ist eine Art eierlegende Wollmilchsau. Es muss alles können, darf aber nicht zu überladen sein. Schließlich ist Urlaub, niemand soll verärgert werden, aber alle wollen im Auto und auf beim Sonnenuntergangsterrassenchillen gute Musik hören. Und deshalb gibt es – schließlich sind wir in Deutschland – einige Richtlinien:

  1. Pflicht sind ein paar Launenheber zu Beginn. Und mit Dendemanns Sesamstraßen-Beatbox-Battle kann da schon mal gar nichts falsch laufen.
  2. Immer mal wieder eine deutschsprachige Musik-Insel einstreuen; ich wäre ja auch sauer, hörte ich andauernd Musik mit Texten, die ich nicht verstehe.
  3. Nur in Ausnahmefällen die Fünf-Minuten-Schallgrenze für einen Song überschreiten. Gefällt mal einer nicht, dauert’s dann wenigstens nicht lange bis zum nächsten. Udo Lindenberg ist jedoch immer eine prima Ausnahme.
  4. Mit dem ggN anfangen, mit dem kgV enden. Der größte gemeinsame Nenner, “die Sicheren”, für die schwierige Anfangshalbestunde, das kleinste gemeinsame Vielfache, “die Speziellen”, fürs Ende. In diesem Fall heißt das: Von Andreas Bourani bis hin zu Clowns & Helden.
  5. Der eigene Musikgeschmack darf nicht gänzlich aufgegeben, jedoch auch nicht zum einzigen Gradmesser der Kompilation werden. Soll heißen: Utah Saints musste unbedingt mit rein, Helene Fischer leider auch.
  6. Wichtig sind die Übergänge. Von den Beatles zu G.G. Anderson in drei Schritten. Von Helge Schneider zu den Kings in vier. Bei allzu harschen Brüchen empfiehlt sich ein Instrumental als Brücke zu benutzen.
  7. Deutsche Rap-Klassiker gehen immer. Singer/Songwriter geht immer. Keimzeit gehen immer. Allzu viele laute Gitarren und übermäßige Technoidität gehen gar nicht. Tja, das Leben ist kein Pfannekuchen.
  8. Kommen Wasser, Meer, Strand, Sommer, Hitze, Ozean, Sonne, Liebe, Urlaub oder ähnliche Vokabeln im Songtitel vor, ist das zwar großartig, aber beileibe kein Dogma.
  9. Depeche Mode ist ein Muss.
  10. Das Tape funktioniert, wenn sie die Musik lauter macht. Von allein und freiwillig.

So. Dann mal Butter bei die Fische und die Hosen runter: 78 Tracks, viereinhalb Stunden Sommermusik:

Hier noch die Tapes der vergangenen Sommer:
2013
2012
2011

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Familie

Kinder und Arbeit: Machen Kinder unglücklich?

Kinder und Arbeit sind wichtige Dinge im Leben eines jeden. Ob, wie viel, wann, wann nicht und weshalb überhaupt so und nicht anders – es ist kompliziert. Dennoch habe ich bei einigen Wortmeldungen zu dem Thema in den vergangenen Wochen regelmäßig aufgemerkt. Weil es sich für mich nicht gut anhörte, was da zu lesen war. Deshalb schreibe ich das hier mal kurz auf, stelle ein paar Fragen und gebe meine zwei Cent dazu.

Heute: Studien zu Kindern und Zufriedenheit

zufriedene Kinder

Amerikanische Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass 60 Prozent der Kinder auf diesem Bild gar nicht echt sind.

Malte Buhse hat für die Zeit Studien durchforstet, die den Zusammenhang von Kindern und der Lebenszufriedenheit ihrer Eltern untersuchen („Der kollektive Baby-Blues„). Und gar erstaunliche Ergebnisse konnte die Wissenschaft vermelden:

Kinder machen unglücklich. Kinderlose Paare sind deutlich glücklicher als Eltern. Die Lebenszufriedenheit von Eltern steigt in einer kurzen Euphoriephase nach der Geburt, danach sinkt sie rapide. Kinder sind vielen Eltern zu teuer. Kinder würden glücklich machen – wenn sie nichts kosten würden. „Aus einer rein ökonomischen Perspektive ist die optimale Anzahl von Kindern genau null“, lautet das Fazit einer Studie.

Sowas kommt dabei heraus, wenn Wirtschaftswissenschaftler Studien über Kinder und Glück machen. Zum Glück geht der Text auch auf die methodischen Schwächen ein, die die zeitgenössische Zufriedenheitsforschung ins Wanken bringen. Und er endet differenziert: Eltern seien nach einer anderen Studie zwar öfter gestresst, aber auch öfter freudig und ausgelassen.

Dazu habe ich Fragen:
Liebe Wissenschaftler, gibt es bei euch eigentlich Momente, wo einer von euch mal auf den Tisch haut und sagt: „Kommt schon, Leute, muss man zu dieser Allerweltshypothese eigentlich eine ewig lange und arschteure Studie kreieren?
Gibt es überhaupt zwei Menschen, die „Zufriedenheit“ und „Glück“ exakt gleich definieren?
Ist die niedrige Geburtenrate in Industriestaaten vielleicht auch eine Flucht von potenziellen Eltern vor späteren Gefühlsschwankungen?
Und was genau bezahlen Menschen mit dem ganzen Geld, das sie mit ihren nicht gemachten Kindern einsparen?

Ich glaube, man sollte immer wieder in den Redaktionen des Landes dafür werben, Studien grundsätzlich kritisch zu begegnen und sie in den Texten über sie öfter zu hinterfragen. Ich denke, dass es wenig übers Kinderhaben aussagt, wenn Eltern wirklich unglücklicher sind als Menschen ohne Kinder – aber viel über die Eltern. Und: Ich wäre sehr viel lieber mit Kindern unglücklich als ohne. Aber das hat ja in den Studien offenbar niemand gefragt.

Wäre ja aber auch schwer zu beweisen. Fazit? Machen und selbst rausfinden.

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Familie Sprache

Warum Eltern Fremdsprachen lernen sollten

Hieroglyphen

Foto: ThoMo1969 via Flickr unter CC-Lizenz by

Ein kleiner Tipp an alle Verliebten, die nicht ganz ausschließen können, vielleicht später mal zusammen Kinder zu haben, oder an Eltern mit Kindern im Säuglingsalter: Lernt Fremdsprachen! Umso mehr, umso besser. Umso exotischer, umso noch besser. Umso ausgestorbener, umso am allerbesten. Ihr werdet es nicht bereuen.

Denn machen wir uns nichts vor, Vertrauen hin, offene Gesprächsatmosphären her: Eltern haben auch Geheimnisse. Vor ihren Kindern. Sie wollen Dinge besprechen, die Kinder nichts angehen. Sie wollen Wörter verwenden, die Kinder nicht hören sollen. Sie wollen manchmal auch einfach nur schnell und konkret etwas planen, ohne erst die 43 zu erwartenden Warums beanworten zu müssen.

Potenzielle Geburtstagsgeschenke, Familientratsch, Überraschungsausflüge, Lästereien, Belohnungen, Strafen, Intimlichkeiten, Erziehungsabsprachen – klassische Elternthemen eben. Und wenn die Zeit allein zu zweit im Alltag knapp bemessen ist, muss es eben manchmal das Familienessen oder die Autofahrt sein, wo man solche Sachen bequasseln könnte.

Wenn denn die Kinder nicht zuhören würden.

Anfangs ging das, sie verstanden uns nicht, alles war paletti. Als sie die ersten Schimpfwörter nachplapperten, gingen wir aufs Buchstabieren über. „Nachher könnten wir ja noch ein E – I – S mit allen essen, oder?“ – „Nee, geht nicht, sind doch schon bei Oma eingeladen.“ Grund der Geheimniskrämerei: Hätten sie „Eis“ gehört und es hätte dann doch keins gegeben … Sie verstehen?

Dann musste ja im Kindergarten unbedingt schon Buchstabieren geübt werden, und schwupps! war die Geheimsprache dahin. Wir gingen fließend zunächst auf Fremdwörter („Hat die Tourismusakquise für den Sommer schon was ergeben?“), Ironie („Gaaaanz tolle Stimmung heute morgen mal wieder“) und bürokratische Umschreibungen („Dem Begehren des Nachkömmlings betreffs Erwerb eines animalischen Grünauges darf nun nachgegeben werden“) über.

Aber Kinder lernen schnell.

Teilweise fühlten wir uns wie bei diesem Gesellschaftsspiel, wo man Begriffe umschreiben muss, ohne ein paar vorgegebene verwenden zu dürfen. Wir wichen alsbald auf Englisch aus und hatten eine Weile Ruhe. Wir konnten das Nötigste bereden, die Kinder staunten und verstanden nichts. Sie blickten meist etwas argwöhnisch drein, wohl ahnten sie den Betrug. Aber sie verstanden: nichts.

Doch natürlich wird in der Schule hohen Wert darauf gelegt, nur ja nicht zu lange mit dem Englischlernen zu warten. Vielen Dank, Bildungssystem! Mit unserem rudimentären Französisch könnten wir uns gegenseitig maximal einen Kaffee bestellen, und das Russisch, welches mal ausreichend vorhanden war, hat sein Mindesthaltbarkeitsdatum leider lange überschritten. Und so müssen wir uns nun eingestehen: Es ist vorbei. Das Zeitfenster der Elterngeheimsprachen hat sich geschlossen, unsere Kommunikation ist fortan entschlüsselbar.

Das ist gut, weil es dazu zwingt, entweder Unangenehmes offen anzusprechen oder auf ein ungestörtes (und mit „ungestört“ meine ich gleichzeitig „mehrere Minuten ungestört“) Mama-Papa-Gespräch zu beharren. Das ist schlecht, weil man manchmal sowohl auf die eine noch auf die andere Alternative schlicht keinen Bock hat. Und für diese wenigen Momente wünschte ich, wir hätten beide mal Hindi gelernt oder Sorbisch oder Schwyzerdütsch.

Vielleicht aber gibt es auch einen anderen Weg, und wir müssen dieses ominöse „dem anderen alles vom Gesicht ablesen“ einfach nur noch besser üben.

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Familie Spaß

Spazierendenken mit Luise

Meeressonne

Gerade mal einige Minuten mit der Tochter gehabt. Alleine. Also nicht mal nur alleine von Andermenschen, sondern auch von Tätigkeiten, Erledigungen erledigen und dringende Dringlichkeiten entdringlichen.

Einfach nur mal einige Minuten mit ihr gehabt. Alleine.

Wir sponnen sehr. Dachten uns Dinge aus und lachten danach darüber. Einfach so. Erfanden Geschichten und Charaktere. Waren Drehbuchschreiber, Bestsellerautor, Grübelkomponist und Requisiteure in einem. Gaben dem Fantasie-Affen ganze Zuckerwürfelpaletten. Hatten Spaß, und das nicht zu wenig.

Wir malten uns aus, wie es wohl wäre, wenn sie der Vater wäre und ich die Tochter. (Katastrophe!) Wie es wohl aussähe, schielte ich, und sie würde stottern. (Eher unkorrekt, ich weiß.) Turnten herum und kicherten, wenn doch mal jemand aus der Außenwelt vorbeischlurfte.

Dann, am Abend, erinnerte ich mich an einen jahrealten Blogbeitrag und fand ihn ganz passend. Denn, so schien mir, wir hatten im Prinzip unsere Zeit mit dem Besten verbracht, was es so gibt: Miteinander, und mit Spazierendenken.