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Musik Neubrandenburg

Depeche Mode goes dokumentART

Au fein. Göteborger Depeche-Mode-Fans haben einen Dokumentarfilm gemacht und wollen im nächsten Jahr flink über die Ostsee huschen und nach Neubrandenburg kommen. „A film of faith and devotion“ soll, so ist der Plan, bei der dokumentART 2015 laufen, und das kann man ja nur mit einem kräftigen Reach out and touch faith! begrüßen. Wenn ich die Ankündigung auf depechemode.de hier richtig verstehe, ist zwar der Film schon fertig, die dokART-Teilnahme aber noch nicht fix. Nun denn, toi toi toi.

Der Film ist über „das Lebensgefühl von Depeche Mode-Fans, ihre Sammelleidenschaft von Fan-Utensilien bis hin zu der Magie, die zwischen den Fans und der Band herrscht“, und ein Schnipselchen kann man auch schon sehen … na ja, ein Tüp steht vor einem CD-Regal und sagt was auf Schwedisch:

A Film Of Faith And Devotion – TRAILER from Thyselius & Marchione on Vimeo.

Ein bisschen mehr Pep hat hingegen folgender Ausschnitt aus „The Posters Came from the Walls“, einer anderen DM-Fan-Doku, da möchte man doch gleich mitmarschieren:

Und warum steht das hier eigentlich in diesem Blog? Deshalb.

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Musik

Wenn wir nicht den Rundfunk hätten …

… was täten wir bloß?
Wenn wir nicht den Rundfunk hätten
wär’n die Ohren arbeitslos.

Nächster Kassettenschnipsel. Zum Original habe ich gar nichts finden können, scheint wohl schon sehr alt zu sein. Sehr schön auch der angebliche therapeutische Effekt von Kopfhörern im Mittelteil und die anachronistische Absenz des Internets am Ende.

Nachtrach: „Das ist aus dem Titel “Rundf..k” von “The Floating Orbiter”. Erschienen 1998 auf der CD Radio Millenium – 75 Jahre Radio“ schreibt Rafael Bujotzek in die Kommentare, und das ist dann wohl dieser Netz-Effekt. Toll!

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Familie Musik sl.

Als gäb’s kein Morgen mehr – Das Mixtape für den Sommerurlaub 2014

Möwenstartplatz

Seit einigen Jahren frickele ich für den Sommerurlaub einen bunten Strauß luftiger Melodeien zu einem halbamtlichen Familien-Mixtape zusammen. Das kann man schnell haben – ab in den Musikmarkt, Doppel-CD kaufen, fertig -, das kann man aber auch selbst machen.

Doch ganz so einfach ist die Sache nicht.

Denn so ein Mixtape für die ganze Familie ist eine Art eierlegende Wollmilchsau. Es muss alles können, darf aber nicht zu überladen sein. Schließlich ist Urlaub, niemand soll verärgert werden, aber alle wollen im Auto und auf beim Sonnenuntergangsterrassenchillen gute Musik hören. Und deshalb gibt es – schließlich sind wir in Deutschland – einige Richtlinien:

  1. Pflicht sind ein paar Launenheber zu Beginn. Und mit Dendemanns Sesamstraßen-Beatbox-Battle kann da schon mal gar nichts falsch laufen.
  2. Immer mal wieder eine deutschsprachige Musik-Insel einstreuen; ich wäre ja auch sauer, hörte ich andauernd Musik mit Texten, die ich nicht verstehe.
  3. Nur in Ausnahmefällen die Fünf-Minuten-Schallgrenze für einen Song überschreiten. Gefällt mal einer nicht, dauert’s dann wenigstens nicht lange bis zum nächsten. Udo Lindenberg ist jedoch immer eine prima Ausnahme.
  4. Mit dem ggN anfangen, mit dem kgV enden. Der größte gemeinsame Nenner, “die Sicheren”, für die schwierige Anfangshalbestunde, das kleinste gemeinsame Vielfache, “die Speziellen”, fürs Ende. In diesem Fall heißt das: Von Andreas Bourani bis hin zu Clowns & Helden.
  5. Der eigene Musikgeschmack darf nicht gänzlich aufgegeben, jedoch auch nicht zum einzigen Gradmesser der Kompilation werden. Soll heißen: Utah Saints musste unbedingt mit rein, Helene Fischer leider auch.
  6. Wichtig sind die Übergänge. Von den Beatles zu G.G. Anderson in drei Schritten. Von Helge Schneider zu den Kings in vier. Bei allzu harschen Brüchen empfiehlt sich ein Instrumental als Brücke zu benutzen.
  7. Deutsche Rap-Klassiker gehen immer. Singer/Songwriter geht immer. Keimzeit gehen immer. Allzu viele laute Gitarren und übermäßige Technoidität gehen gar nicht. Tja, das Leben ist kein Pfannekuchen.
  8. Kommen Wasser, Meer, Strand, Sommer, Hitze, Ozean, Sonne, Liebe, Urlaub oder ähnliche Vokabeln im Songtitel vor, ist das zwar großartig, aber beileibe kein Dogma.
  9. Depeche Mode ist ein Muss.
  10. Das Tape funktioniert, wenn sie die Musik lauter macht. Von allein und freiwillig.

So. Dann mal Butter bei die Fische und die Hosen runter: 78 Tracks, viereinhalb Stunden Sommermusik:

Hier noch die Tapes der vergangenen Sommer:
2013
2012
2011

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Musik Ratgeber

Der Prokrastinations-Tipp zum Jahresende: Caustic

Und jahresabschließend noch ein kleiner Tipp für musikliebende Menschen mit Internetzugang und viel Zeit an, zwischen und nach den Feiertagen. Denn es gibt da ein Ding – früher hätte man ja „Programm“ gesagt, heute würde man es „App“ schimpfen –, mit dem Frickelfuzzis ganz vortrefflich Musik machen können.

Das Ding heißt Caustic und ist hier zu bekommen. Ganz unten auf der verlinkten Seite gibt’s das Teil auch für Windows, weil der Spaß am Tablet oder Smartphone wurstfingerbedingt durchaus endlich ist. Es hat viele Aufnahmespuren und diverse Synthesizer-Module und natürlich einen Mixer samt Effekten und einen Sequenzer und ganz viele kleine bunte Knöpfe, an denen man stundenlang herumdrehen kann (Screenshots und Videos von dem Spaß gibt’s hier auf der App-Seite).

Ein kleines selbst zusammengestückeltes Musikbeispiel folgt anbei. Es heißt „Dreizehn Töne“, weil von c bis h jeder der zwölf Halbtonschritte einer Oktave mal Bass sein durfte und durch einen Anflug von Spendabelität noch einer draufgelegt wurde. Allen Lieben wünsche ich jedenfalls ein sanftes Weihnachten und ein prima 2014!

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Musik Sport

Die Entstehung des Langer-Songs:
Roy Keane und der „Saipan Incident“

So ist das mit diesem Internet: Du siehst ein lustiges Video, gugelst ein bisschen und studierst plötzlich die halbe Nacht die Geschichte des irischen Fußballs.

* * *

Ich habe hier neulich den Langer-Song vorgestellt, der zwar vorne so heißt wie ich hinten, aber eigentlich einen – im Dialekt der irischen Stadt Cork Langer genannten – ungehobelten Proll besingt. Und dass es dieses gesellige Liedchen überhaupt gibt, hat einzig mit einem sturköpfigen irischen Fußballer zu tun.

* * *

Es war vor der Fußball-WM 2002 in Japan und Südkorea. Die irische Nationalmannschaft bereitete sich mit einem Trainingscamp auf Saipan, einer Insel mitten im Pazifischen Ozean, auf die klimatischen Bedingungen in Japan vor. Der damalige Mannschaftskapitän: Roy Keane, ein hitzköpfiger Mittelfeldspieler aus Cork.

Roy Keane fand die Bedingungen auf Saipan eines WM-Teilnehmers unwürdig und überhaupt seien der irische Fußballverband und nicht zuletzt Trainer Mick McCarthy eher unprofessionell und inkompetent. Und wie das so die Art von Roy Keane war, hatte er wenig Probleme damit, seine Vorwürfe über die Presse öffentlich zu machen.

Daraufhin stellte ihn der Trainer vor versammelter Mannschaft zur Rede. Doch Roy Keane gab nicht etwa klein bei, sondern entlud seine geschundene Iren-Seele in einem mehrminütigen Monolog, wobei er sich wiederholt ungebührlicher Vokabeln bedient haben soll. Schließlich erklärte Keane, dass er bei der WM nicht für Irland spielen und überhaupt nun abreisen werde.

Roy Keane, Cork LegendFür Irland, dass sich damals erst zum dritten Mal überhaupt für eine WM qualifizieren konnte (und es seither auch nie wieder geschafft hat), war The Saipan Incident (hier der Wikipedia-Eintrag auf Englisch, hier eine umfassende Dokumentation) ein Riesen-Schock und monatelang Stoff für unzählige Kneipen-Diskussionen. Hatte Keane recht mit seiner harschen Kritik oder hatte er sich schlicht wie ein dummer irischer Gossenjunge verhalten?

Man muss dazu sagen, dass Keanes Heimat Cork von dessen Einwohner als wahre Hauptstadt Irlands gesehen und oft für den besonderen Unabhängigkeitswillen der Corkuianer gepriesen wird. Die eine Hälfte der Iren (vor allem viele Dubliner) waren nun sauer auf Roy Keane, weil er sein Team im Stich gelassen hatte. Die andere Hälfte aus der Gegend um Cork war stolz auf ihren Helden, der sich von den Funktionären nicht hatte verbiegen lassen. Die Irish Times schrieb später, dass die meisten Iren mindestens eine Geschichte von Streit in der Familie, zwischen Freunden oder Kollegen kennen – wegen Roy Keane.

Und da nun in Keanes Wutrede auf Saipan desöfteren „you’re a fucking Langer“ in Richtung McCarthy gebrüllt worden sein soll und Roy Keane auch in nachfolgenden Äußerungen alles und jeden gerne mit dem dem Cork-Slang entlehnten Schimpfwort bedacht hat, bekam „Langer“ eine fragwürdige Berühmtheit und inspirierte schließlich Songwriter Tim O’Riordan zum Langer-Song, der 2004 in Irland die am meisten verkaufte Single war.

* * *

Ich weiß zwar noch nicht ganz, wie ich diese Song-Genesis meiner Sippe beim nächsten Familienfest vermitteln kann, aber das wird schon noch. Übrigens bin ich auch gar nicht der Einzige, der über Roy Keane und die Musik schreibt. Auch der geschätzte Trainer Baade hat justament Mister Keanes Verbindung zu Morrissey offengelegt. Roy Keane scheint im fußballkulturell-musikhistorischen Kontext offenbar ’ne Menge herzugeben. Liegt aber bestimmt in der reichhaltigen britischen Stadionsgesangstradition begründet, das Ganze.

So, jetzt ist aber Schluss. Obwohl … einmal kann man ihn ja doch noch mal hören, den Langer-Song, mitsamt seiner zweiten Strophe, die dem Corker Jungen Roy Keane und dem Saipan Incident gewidmet sind:

And our hero Roy Keane
Footballer supreme
The finest this country and Man U’s ever seen.
And we’d have won the World Cup
But Mick McCarthy fouled up.
Roy was dead right to call him a langer!

Foto: Adrian, Acediscovery auf Flickr unter CC-Lizenz by-nc-nd
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Familie Musik

Der Langer-Song

Es ist abends, kurz vor dem Schlafengehen. Vater bittet um einen Cognac und uns ins Kaminzimmer. Er will uns von einem Lied erzählen, ein Lied über unsere Familie, das ihm einst sein Vater eines Abends am Lagerfeuer nahebrachte. Vater findet, wir sind nun bereit, es unsererseits kennenzulernen.

So hätte das wohl vor einem Jahrhundert funktioniert. Heute stöbere ich in Papsens Youtube-Kanal und stoße in der Liste der von ihm gemochten Videos auf den Langer-Song:

Nun ja, der Langer-Song ist wahrlich kein sonderlich schmückendes Lied. Denn Langer ist hier ein Slang-Begriff der zweitgrößten irischen Stadt Cork. Es geht um Typen, die grob sind, fies, prollig, arrogant und in einer Strophe sogar mit George Bush verglichen werden.

Witzigerweise fahren typische Langers demnach aufgemotzte Honda Civics mit Pelzwürfeln am Rückspiegel und laut aufgedrehter Rockmusik. Und was soll ich sagen: Meine Mutter fährt seit der Wende keine anderes Auto als justament den Honda Civic. Ich selbst durfte den von ihr abgelegten grauen und äußerst fahrspaßigen Civic der vierten Generation einige Jahre lang auf dem Weg zum Schrottplatz begleiten. Und Paps himself lenkt einen modern Hybrid-Civic.

Vielleicht sind wir dann wohl doch richtige Langers.

Rein musikalisch ist es ein sehr mitsingfreundliches Stückchen irischer Musik. Ein paar Akkorde, null Variationen, fertig. Aber Vorsicht: Hat man ihn zweieinhalb Mal gehört, bekommt man den Langer-Song den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf.

Wen übrigens die ganzen Original-Instrumente in dem Song irritieren, bitte schön, der Künstler mit dem hübschen Namen „MegaJDOG1995“ hat mit seiner Discount-Maschine einen House-Remix produziert. Und das obligatorische „sensibler junger Mann allein mit seiner Gitarre“-Cover gibt’s natürlich auch.

Ich stelle mir das dann künftig in etwa so vor, dass mein Papa auf der Familienfeier zu fortgeschrittenem Zeitpunkt sich erhebt. Mit wehmütiger Miene und einem Bier in der Hand beginnt er, wenn denn endlich Ruhe herrscht, a capella den Langer-Song zu intonieren. Und beim Refrain stimmen alle mit ein. Ungefähr so, wie in diesem Video.

Und damit auch alle Langers textsicher genug sind, hier der originale Text:

The Langer

Have you seen the old man
The drunken ould lout
Roaring and bawling and spilling his stout?
And in everyone’s business
You’ll first see his snout
Down in Cork he’d be known as a langer

Chorus:
A langer (Response: A langer)
In Cork he’d be known as a langer

And our hero Roy Keane
Footballer supreme
The finest this country and Man U’s ever seen.
And we’d have won the World Cup
But Mick McCarthy fouled up.
Roy was dead right to call him a langer!

Chorus

And Johnny and Mick
Have a Honda Civic
With spotlamps and spiders
And loud rock music
Ah, but don’t they look nice
With the big furry dice?
Would they ever stop acting the langer?

Chorus:
A langer (Response: A langer)
Would they ever stop acting the langer?

Die nächste Strophe ist komplett in irischem Gälisch (Übersetzung ganz unten):

Féach an phleice amach romhainn,
ag bladairt trína thóin
Níl gaelinn ag éine,
dár leis, ach é féin
Tá aige fomhraíocht sár-bhinn,
‘s gramadach fíor chrinn,
I gCorcaigh, gan dabht, sé an langer! 1

Curfa:
An langer! An langer!
I gCorcaigh, gan dabht, sé an langer!

From Mitchelstown to Cape Clear
You’ll be welcome down here
For there’s plenty of scenery, music, and beer
But avoid the rugby weekend in Kinsale
For every year with out fail
The town gets infested with langers

Chorus:
A langer (Response: A langer)
The whole town’s infested with langers

In two thousand and five
Culture will thrive
All along the green banks of the Lee (Shouted: Oh, good man, George!)
But no matter what
If you arrive on a yacht
We’ll tolerate absolutely nobody acting the langer
(Shouted: Certainly not in Crosshaven!)

Chorus:
A langer (Response: A langer)
There’ll be nobody acting the langer

George Bush and his boys
Ah, did make your blood boil.
Will they give the Iraqi people back their soil?
Ah, and all of us know
All he wants is their oil.
Oh Lord, he’s a ferocious langer!

Chorus:
A langer (Response: A langer)
Oh Lord, he’s a ferocious langer!

So three cheers for Roy Keane
He’s back wearing the green.
Ah, what more could you ask him to do?
So forget all the press
And the whole bloody mess
They’re only a big shower o’ langers.

Chorus:
A langer (Response: A langer)
They’re only a big shower of langers.

So there was me song
I didn’t keep ye too long
For now ye all know one word of Cork slang
And while there’s meat on me bones
I hope I’ll never be known
As a typical home-grown Cork langer

Übersetzung der irisch-gälischen Strophe:
Look at the messer in front of us,
talking through his ass
Nobody can speak irish,
in his opnion, but himself,
He’s got perfect pronounciation,
and perfectly accurate grammar,
In Cork, without a doubt, he’s a langer.

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Blog Musik

Für drei: Computersongs

1. Eurocats – Surfen Multimedia. Man weiß gar nicht, was am schlimmsten ist: Jens Riewas Ausschnitt, die Flaggenminiröcke der Eurocats, dann überhaupt dieser Name: Eurocats. Was zum Himmel …? Dann die Choreographie, die offenbar so geplant war, möglichst alle Tanzschritte auf keinen Fall zum gleichen Zeitpunkt auszuführen. Die Musik ist grausamster Eurodance, und der Text … hier arbeiten wir am besten am Beispiel:

Und fehl’n dir ein paar Megabyte
du findest sie bei mir
ob Interface, ob Cyberspace –
ich teile gern mit dir.

2. France Gall – Computer Nummer 3. Schon sehr viel besser hier definitiv die Ansage; das hatte Stil, da wusste man, jetzt kommt was richtig Tolles. Und in der Tat: Eingerahmt von vier Blumensträußen singt eine Blondine im babyblauen Minikleid mit französischem Akzent vom „richtigen Boy“. Nur durch die schüchterne Wackligkeit ihres Tanzstils müssen Mademoiselle Galle hier ein paar Punkte abgezogen werden.

3. Valentina Monetta – Facebook uh oh oh.Wieder ganz harte Kost bot dagegen Valentina Monetta vergangenes Jahr beim Eurovision Song Contest. Im ihrem „Social Media Song“ haut die Gute wie schon die Eurocats alle möglichen Schlagwörter des zeitgenössischen Computerlebens in eine sterile Dance-Suppe. Furchtbar.

Bonustrack: Kraftwerk – Heimcomputer Selbstverständlich nicht fehlen dürfen bei dieser Thematik – na klar: Kraftwerk. Die Kolumbusse der zeitgenössischen Unterhaltungsmusik haben ihre Werkzeuge oft und gerne besungen, es folgt eine Live-Darbietung von „Heimcomputer“ aus dem Jahr 1981.

Am Heimcomputer sitz ich hier |
und programmier die Zukunft mir

——–

Mehr Für-drei’s:
Cover
Tanz
Neunziger-Rave-Tänze
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Kekse

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Sonnentanz – Das Mixtape für den Sommerurlaub 2013

sandsteine

Seit einigen Jahren frickele ich für den Sommerurlaub einen bunten Strauß luftiger Melodeien zu einem halbamtlichen Familien-Mixtape zusammen. Das kann man schnell haben – ab in den Musikmarkt, Doppel-CD kaufen, fertig -, das kann man aber auch selbst machen.

Doch ganz so einfach ist die Sache nicht.

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Musik sl.

Warum ich einmal von Depeche Mode träumte

Eija's birthday cake

foto:abi_skipp@flickr.com

Ich träume selten. Sehr selten. Das war schon immer so. Ich wurde ab Werk unträumend ausgeliefert. Umso prägnanter sind dann richtige, echte, umfangreiche Träume, wenn ich sie dann mal ganz durchträume. Umso genauer kann ich mich an sie auch später erinnern.

Es muss kurz vor der Wende gewesen sein. Die DDR hatte eine Jugendorganisation, einen Jugendradiosender, eine Jugendfernsehsendung. Die DDR hatte jede Menge Jugend. Eine Jugend, die nur noch wenig Angst vor kapitalistischen Langstreckenraketen hatte und sich stattdessen fragte, warum offiziell und inoffiziell immer stärker auseinanderdrifteten.

Ich war damals 12 Jahre alt und träumte von Depeche Mode.

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Musik

Danke, Traumzauberbaum! –
Danke, Reinhard Lakomy!

Ich bin der Traumzauberbaum,
mich sieht ein Kind nur im Traum,
wachse im Traumzauberwald,
bin tausend Jaher schon alt,
hab viele Blätter so fein,
ein Blatt gehört dir allein,
in jedem Blatt steckt ein Traum,
ich bin der Traumzauberbaum.

Ich habe mich nicht bedankt. Das ist nicht in Ordnung und soll hiermit endlich getan werden. Denn Autofahrten mit kleinen Kindern können sehr, sehr lang werden.

Das kann viele Gründe haben. Ein Kind kann Hunger bekommen oder Durst. Oder es muss mal oder hat schon. Das Kind mag generell kein Autofahren. Oder ihm ist langweilig und es muss beschäftigt werden.

Für diesen Fall geht es eine Weile mit „Hui, schau mal, da steht ‘ne Kuh!“ oder „Ich sehe was, was du nicht siehst“ oder „Ich packe einen Koffer“ oder „Wer zuerst was sagt, hat verloren“. Wenn diese Weile vorbei ist, und diese Weile wurde immer kürzer, dann wollten sie den Traumzauberbaum hören.

Kurze Geschichtenlieder, eine einfache, fantastische, natürliche Geschichte drumherum. Zwei Waldgeister, die Sprüche klopften, die man zur Entstehungszeit „flott“ genannt hätte. Ein knorriger, waldweiser Zauberbaum, dem es an die Blätter und die Wasser-Substanz geht.

Es ist alles drin: Ein Schlaflied, ein Katzenlied, ein Wasserlied, ein Grusellied, ein Frühstückslied, ein Abendlied. Am Ende kannten wir sie alle auswendig. Die Eltern konnten sich noch an früher erinnern, als sie selbst vertraumzauberbaumt wurden. Die Kinder sogen jeden CD-Durchlauf wie Wüstenschwämme ein und bewiesen das „je jünger, je besser lernen“ aufs Neue.

Die diabolischen Eltern haben sich später ab und zu den Spaß gemacht, die Lautstärke abrupt runterzudrehen und uns am fast identischen Kinderpublikumschor zu freuen.

Die Kinder haben auch andere CDs gehört, darunter andere tolle, andere weniger tolle. Aber bei genauem Nachdenken: Der Traumzauberbaum war ihr erstes medial vermitteltes Gesamtkunstwerk. Sie haben es gehört und wollten es immer wieder hören. Immer. Wieder.

Ihre Traumzaubi-Phase ist längst vorbei, aber die Erinnerungen an abendliche Heimfahrten, wenn sie erst zu den Klopsemopsen gelacht und später zum Abendstadtlied sanft und erschöpft im Kindersitz eingeschlummelt sind, die bleiben ihnen und ihren Eltern. Diese haben nicht ein einziges Mal nach einem ausweichenden, pädagogisch wertvollen Kompromiss gesucht, wenn es mal wieder hieß: “Traumzauberbaum! Traumzauberbaum!”

Denn genau das war er, der Baum, minus dem Zeigerfingerimpetus: pädagogisch wertvoll.

Eine der wenigen Musikgeschichtenliederwerke, das den kleinen Kindern, den etwas größeren Kindern, den sogenannten Erwachsenen Spaß gemacht hat – auch bei der 38. Wiederholung noch. Toll gesungen, zeitlos komponiert, mutig arrangiert. Eine Kollegin berichtete, sie habe das Grusellied als Kind nie laut hören können, so überzeugend geriet das Olga-Hugo-Duett.

Noch Jahrzehnte nach der Entstehung wuchs der Traumzauberbaum bei aufwendigen Tourneen in den Kulturhallen der Republik – der ost- und westdeutschen übrigens. Künstler, die sich nicht zu schade sind, ihren größten Hit immer und immer und immer wieder in fast identischen Versionen den traumzauberbaumdurstigen Kindern nahezubringen – man kann ihnen nicht genug danken. Kleine Menschen haben noch kein popkulturelles Gedächtnis, sie beschweren sich nicht, wenn der Lakomy ja so gar nichts mehr Neues zustandebringt, sie feiern gerne auch mal das dritte Jahr in Folge unsre Katze Mary Lou.

Da war dann auch für mal die Chance, Danke zu sagen. Ein Lakomy-Traumzaubi live, mit Wucht und Wonne. So viel Kinderspaß, der Erwachsene nicht nervt, sondern gleich mal eben mitbespaßt. So ein präsenter, alberner, dröhnstimmiger und auch mit ergrautem Blattwerk immer noch quicklebendiger Mann, der selbst ein Traumzauberbaum ist, der sich kurz schüttelt, und schwupps! ein Lied fällt herab. Ich habe damals mit meinen Kindern und allen anderen im Neubrandenburger HKB geklatscht wie wild.

Aber jetzt möchte ich endlich laut Danke sagen. Für den Traumzauberbaum.

Danke.

Plitsche Platsche, Regentropfen,
wie sie auf die Dächer klopfen.
Waschen alles blitze blank,
lieber Regen vielen Dank.
Hast es wirklich gut gemeint,
mach nun dass die Sonne scheint.