Kategorien
Haus Neubrandenburg

Ausgebuddelt: W. Zahrendt, Neubrandenburg

Lange nix mehr ausgebuddelt hier. Jetze aber mal wieder.

Ende des 19. Jahrhunderts muss es eine Familie Zahrendt in oder um Neubrandenburg gegeben haben, die dem Handel mit Alkoholika zugeneigt gewesen ist. So findet sich in diesem Eintrag einer Familiendatenbank ein Hinweis auf einen „Bierverleger“ Richard Zahrendt in Neubrandenburg, und das klingt schon so klasse, Bierverleger, das könnte man sich glatt für später mal vorstellen, so als zweites berufliches Standbein.

Doch auch ein Verwandter des Bierverlegers hat damals sein Geschäft mit Mineralwasser, Wein und Bier gemacht. Das zeigt sich in dieser wunderschönen Printreklame aus dem Jahr 1901. Darin ist zu erfahren, dass ein gewisser „W. Zahrendt“ die Produkte der damals führenden Brauerei im Nordosten, Mahn & Ohlerich aus Rostock, am Tollensesee verkaufen möchte.

Und diese Handels-Verbindung dürfte auch den Anker erklären, der sich auf einem Porzellan-Zapfen von „W. Zahrendt, Neubrandenburg“ befindet, den ich jüngst aus dem Vorgarten buddelte. Mit Dichtungsring und Drahtfeder muss das Ding vor mehr als hundert Jahren mal ’ne Buddel Küstenbier verschlossen haben, die dann irgendwo in der Ihlenfelder Vorstadt ausgesüffelt wurde und schließlich in der Erde des Wolfswinkels versank.

W. Zahrendt

zahrendt2

(Was soll das? Und gibt’s da noch mehr von?)

Kategorien
Bild Neubrandenburg Spaß

Liebesschlösser an der Stadtmauer Neubrandenburg

In der beliebten Serie „Wo hängen Frischverliebte überall in MV gravierte Vorhängeschlösser in den öffentlichen Raum?“ nun endlich der Beitrag Neubrandenburgs. Und sogar ein recht origineller, denn anders als in Zingst oder Heringsdorf hängen die Dinger mal nicht an irgendeinem Ufer (obwohl es am Tollensesee garantiert auch Liebesschlösser gibt), sondern am Rande der Innenstadt – und zwar direkt an der Stadtmauer.

Nun kannste an jahrtausende alte Feldsteine keine Schlösser knüppern, doch die Neubrandenburger Mauer ist durchaus ein Flickwerk und an mancher Stelle sogar durch modernes Rüstzeug ersetzt. Und da hängen sie jetzt:

An einem Gerüst in der Stadtmauer in Neubrandenburg hängen seit Neuestem auch die allseits beliebten Liebesschlösser.
An einem Gerüst in der Stadtmauer in Neubrandenburg hängen seit Neuestem auch die allseits beliebten Liebesschlösser.
Kategorien
Neubrandenburg Politik

Autonomes Dasein auf 40 Seiten: „Politische Postille Neubrandenburg“ von 1993

Beim Stöbern im Internet-Archiv auf ein papiernes Zeugnis der Zeitgeschichte gestoßen. Vor gut 23 Jahren wurde die Ausgabe 6/93 der „Politischen Postille Neubrandenburg“ im A5-Format über die Kopierer gejagt, um die Anarchisten der Region mit neuem Lesestoff zu versorgen. Inhaltlich hatte sich das Periodikum vom Antifablatt (das hieß noch „Antifant) zu einer regionalen anarchistischen Jugendzeitschrift gewandelt.

Sehr schön fand ich dabei auf Seite 9 folgendes Zitat:

Wir sitzen hier gerade so zusammen und überlegen, wie wir unser „autonomes Dasein“ anderen näherbringen können, ohne daß irgendwo irgendwelche Klappen runterfallen, die von Bild, Nordkurier, TV, CDU; SPD und ähnlichen parasitären Vereinigungen kläglich zusammengeschustert werden und wurden.“

Besonders niedlich wirkt das ganze, weil im hinteren Teil der Ausgabe auf ganzen drei Seiten Beiträge der „parasitären Vereinigung“ Nordkurier abgedruckt wurden, die wohl gerade ganz gut in den Kram passten.

Aber wie sah es nun 1993 aus mit den Antifa-Anarchos in Neubrandenburg? Wir bleiben auf Seite 9:

Und hier muß endlich einmal ausgesprochen werden, daß in NB viele Leute erkannt haben, daß es an der Zeit ist, Widerstand zu leisten. Dies zeigen verschiedene Aktionen wie z.Bsp.: Sprüh- und Farbeiaktionen gegen die Deutsche Bank und die Kommerzbank, Sprühaktionen bei Jagd- und Fleischerläden, spontane Ringbesetzungen, Sprühparolen zur Hafenstraße, sowie antifaschistische und antimilitaristische Sprühparolen, verschiedene Plakatklebeaktionen und nicht zuletzt auch Eure Zeitung.

Nun muss heute konstatiert werden, dass Deutsche Bank und „Kommerzbank“ die Antifa-Farbeier offenbar ganz gut weggesteckt haben und eher mit den Niedrigzinsen zu kämpfen haben. Warum die Anarchos Fleischerläden nicht mögen, erschließt sich mir dagegen so gar nicht. Spontane Ringbesetzungen gibt es demnächst bald wieder, wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft einen Sieg erringt – auch das dürfte wenig im Sinne der Linken sein.

Und das war’s dann auch schon zu Neubrandenburg, den Rest der PPN füllen bundesweite Aktionen oder Informationen. Noch ganz niedlich die Anekdote am Schluss, dass der Landes-Chef der Republikaner (die heute in MV quasi nicht mehr existent sind) seiner Ämter enthoben wurde, weil er ein zerkratztes Auto erfunden hat.

Hier also die „Politische Postille Neubrandenburg“ 6/1993 zum Durchblättern:

Kategorien
Neubrandenburg Sport

50 Jahre Fußball-Knabenturnier in Neubrandenburg – Meine Sicht auf einen besonderen Tag

Knabenturnier

Das hier ist meine Sicht auf das Knabenturnier. Ich sitze mit den Kollegen auf einer Empore, sehe mir die Spiele an und schreibe darüber. Neben uns haben die Schiedsrichter ihr Lager, manchmal werten sie nach einem Spiel noch mal eine knifflige Situation aus. Die Fotografen und Videofilmer flitzen regelmäßig die Treppe runter und wieder hoch, denn die Fans, die nicht in der Halle sein können, wollen schließlich nicht nur lesen von ihren Jungs, sondern sie auch sehen.

toppiAm Morgen bin ich ganz früh aufgestanden, habe mir zum einzigen Mal im Jahr das Polo-Shirt mit dem nordkurier-Fähnchen drauf aus dem Kleiderschrank geholt, mir das Eintrittskartenbändchen, den Laptop und was zu trinken geschnappt, und dann nix wie los zum Jahnsportforum. Jedes Jahr aufs Neue freue ich mich auf diesen Tag. Es wird anstrengend werden, ja, aber es ist diese Art von Stress, die einen vor allem glücklich macht.

Davon sehe ich an diesem besonderen Tag sehr viel: schwer beschäftigte, aber glückliche Menschen. Sie haben tage-, wochen-, sogar monatelang auf diesen Tag hingearbeitet, und jetzt genießen sie die Früchte ihrer Mühen.

Junge Fußballer, die merken, dass ihnen auch vor 3000 Zuschauern die so lange geübte Finte gelingt.

Ambitionierte Trainer, die stolz auf ihre gerade mit dem Fair-Play-Pokal ausgezeichnete Mannschaft sind.

Fleißige Helfer, die dem Turnier Zeit, Kraft, Stimme und Geld schenken und mit der fünften La Ola in Folge belohnt werden, die während des hinreißenden Finalspiels durchs euphorisierte Publikum schwappt.

Leidenschaftliche Zuschauer, die die Mannschaft ihrer Herzen engagiert unterstützen und dafür einen Tag lang allerbeste Sport-Unterhaltung serviert bekommen.

Und die manchmal viele Jahre später einen Namen lesen, der ihnen irgendwie bekannt vorkommt. Frank Rohde. Andreas Thom. Matthias Sammer. Bernd Schneider. Michael Ballack. Tim Borowski. Thomas Hitzlsperger. Manuel Neuer. Jérôme Boateng. Thomas Müller. Toni Kroos. Mario Götze. „Sag mal, haben wir den nicht damals schon einmal beim Knabenturnier dribbeln gesehen?“

Auf großer Bühne Fußball zu spielen: Davon träumen – so wie oben auch der kleine Junge rechts auf dem Bild – alle, die beim Knabenturneir um den Sieg kämpfen. Und das, finde ich, das macht diesen Tag auch so besonders: Dass er für einige der Nachwuchsfußballer ein Schritt auf dem langen Weg ist, sich diesen Traum von der ganz großen Bühne eines Tages selbst zu erfüllen.

+ + +

Dieser Text ist eine leicht modifizierte Fassung des Epilogs im 200-Seiten-Buch „Eine runde Sache: 50 Jahre Fußball-Knabenturnier“, das ich die Ehre hatte, im vergangenen Jahr für den Mecklenbook-Verlag zusammenstellen zu dürfen. Darin: natürlich die gesamte Turnier-Historie, die Erklärung, wie das Knabenturnier und der WM-Titel 2014 zusammenhängen, ein ganzer Schwung Bilder von 1966 bis 2015, jede Menge Geschichten, Hintergründe und Anekdoten sowie selbstverständlich ein üppiger Statistik-Teil.

+ + +

Dieses Jahr hat es wieder viel Spaß gemacht. Der Arbeitsnachweis: Hier, unter Newsticker, sowie natürlich hier und am Knabenturnier-Tag auch mal kurz hier. Schön, dass selbst beim großen Jubiläum vor allem die fußballspielenden Jungs im Mittelpunkt standen. Und ein ganz großer Dank an Bayer Leverkusen: für ein tolles Geburtstags-Video, für stets großartige Jungfußballspieler – und für dieses ganz persönliche Geschenk:

knabenturnier_bayer

knabenturnier_schrift

knabenturnier_name

knabenturnier_ganz

Kategorien
Neubrandenburg Politik

Transitzone

Was in der großen Politik noch beraten und diskutiert wird, haben wir hier bei uns in Neubrandenburg längst eingerichtet. Gleich um die Ecke gibt es eine der größten Transitzonen in der Ihlenfelder Vorstadt. Und das ist richtig und wichtig, wird doch die Zahl der Durchreisenden von Tag zu Tag größer.

Die Gegend sieht sich in den letzten Tagen einer wahren Migrantenwelle ausgesetzt. Die Refugees, größtenteils Klimaflüchtlinge, wollen allerdings nicht lange bleiben, sondern sich nach einer kurzen Rast schnell wieder aufmachen und in wärmere Länder durchschlagen.

Besorgte Anwohner mussten bereits mehrere kritische Situationen in der Transitzone feststellen. So führten Probleme bei der Schlafplatzzuteilung und Essensausgabe wiederholt zu lautstarkem Streit unter den Geflüchteten. Besonders die jungen, männlichen Flüchtlinge taten sich schwer damit, mit dem Leben auf engstem Raum klarzukommen.

Einem investigativen Kamerateam ist es jetzt erstmals gelungen, Aufnahmen aus der Transitzone zu machen. Wie die Bilder zeigen, verstehen es die meisten Flüchtlinge meisterhaft, sich in der unübersichtlichen Zone bestens zu tarnen. Deutlich wird aber auch, was für einen Riesen-Krach die Viecher produzieren:

Kategorien
Neubrandenburg Politik Sport

And then I saw you playing

bball

Plötzlich stand er da. Nestelte an seinen Ohrstöpseln, schaltete die Musik am Smartphone aus und zog die Hoodie-Kapuze über sein Basecap, weil es leicht zu nieseln anfing. Kurz war ich so irritiert, dass ich fast einen Airball aus Freiwurf-Entfernung produziert hätte, dann sah ich noch mal zu ihm hin. Er stand da, weiterhin weit jenseits der Dreier-Linie, und sah mich an.

Es war nachmittags, und ich nutzte einen freien Tag, um mal wieder ein paar Körbe zu werfen. Der Herbst machte mit Windböen und Regenschauern schon mal dezent auf sich aufmerksam, die Fußball-Kinder in ihren Bayern- und Dortmund-Trikots waren längst vom Platz geflüchtet, weit und breit war niemand zu sehen. Doch dann stand da ein junger Mann und sah mich an.

„Willst du auch spielen?“
„Sorry, you speak English?“
„Do you wanna play?“

Er nickte kaum merklich, aber sein Lächeln war deutlich. Ich warf ihm den Ball zu und ging zu meinem Rucksack, um etwas zu trinken. Er hatte Handy und Stöpsel auf den Boden gelegt und den Ball in Empfang genommen. Der orangefarbene Basketball ist uralt, ich kaufte ihn einst in den frühen 90ern vom Taschengeld; und er ist schon derart abgenutzt, dass mit den Jahren das Handling stetig besser wurde – bis ich ihn zuletzt fast mit einer Hand greifen konnte. Der Mann prallte drei-, viermal, dann sah er zum Korb, machte zwei flinke Schritte, Stemmschritt, Absprung, Wurf.

Treffer.

Dafür, dass seine Wurftechnik miserabel war, traf er gar nicht wenig. Mit Vorliebe raste er auf den Korb zu, schnellte abrupt in die Höhe und bugsierte den Ball dann irgendwie gen Korb. Das klappte solange gut, bis irgendwann aus dem Niesel Regen erwuchs und der Mann beim Abstoppen mehrmals spektakulär auf dem glatten Tartan ausrutschte. Das muss ziemlich weh getan haben, führte aber nur dazu, dass er noch breiter grinste und sich jetzt auf Distanzwürfe konzentrierte.

„So, I am Sebastian. What is your name?“
„Joe.“
„Where do you come from, Joe?“
„From Eritrea.“
„And now you live here in Neubrandenburg?“
„No. In a small town nearby. One year ago I came to Germany. Now I visit some friends in Neubrandenburg. And then I saw you playing.“

Wir warfen noch einige Körbe, und Joe wunderte sich über die Frage, ob Basketball in seiner Heimat sehr populär sei. Er sagte, dass er das nicht so genau wisse, und dass in seinem Ort eben ein Korb stand und sie dann eben dort alle Basketball gespielt hätten. Ganz einfach. Und welche Position …? Playmaker. Kurz hatte ich das Gefühl, dass ihn der Smalltalk stören würde – denn warum muss man auch lange reden, wenn man einen Korb hat und einen Ball?

Lieber warfen wir noch einige Körbe. Mit Vorliebe warf er jetzt aus sieben, acht, zehn Metern Entfernung. Reggie Miller hätte ein wahres Déjàvu erlebt, hätte er Joe im Neubrandenburger Herbstniesel den Basketball werfen gesehen: Anderthalbhändig, schief und krumm, fast nur aus den Armen – und drei von fünf fanden ihren Weg in den Korb.

Nach einer Viertelstunde musste ich los. Doch Joe war gerade erst warmgelaufen: Er warf und traf und sprang und rannte und warf und traf und warf und traf. Als ich etwas trank und den nächsten Hall-of-fame-Gedenkdreier erleben durfte, fiel mir ein, dass wir ja noch zwei weitere Basketbälle zu Hause liegen hatten. Und als ich im Auto beim Davonfahren mitbekam, wie Joe schon wieder ausgerutscht war und daraufhin laut lachend den nächsten Märchen-Dreier mit einem alten Basketball versenkte, freute ich mich darüber, dass dieser wohl künftig wieder etwas öfter benutzt werden würde.

Kategorien
Neubrandenburg

Die POS 5 „Antonin Zapotocky“ / IGS Mitte in Neubrandenburg gibt es nicht mehr

(Klick auf die Bilder startet Bilder-Slideshow)

POS 5 Antonin Zapotocky

Anlässlich eines bevorstehenden Klassentreffens habe ich mich mal aufgerafft (okay, es waren ein paar Klicks, mehr nicht) und die im September 2011 und März 2012 geknipsten Bilder meiner Schule endlich in die Wolke schweben lassen. Da es seit der Schulzeit mit Menschen generell und Kindern im Besonderen hier etwas rarer geworden ist, brauchte niemand mehr einen derart überdimensionierten Kasten. Was dagegen immer nötiger wird: Wohnungen in Innenstadtnähe. Also: Abriss.

Abriss IGS Mitte

In der Neubrandenburger Innenstadt stand bis vor drei Jahren ein Gebäude, in dem ich zehn Jahre meines Lebens zu einem nicht ganz unbeträchtlichen Teil verbracht habe. Das Haus war kein schönes, aber auch keines der Standard-DDR-Baukasten-Schulen wie die POS 18 auf dem Lindenberg. Die Schule bot eine spacige Turnhalle, den Wunderwall gleich nebenan und Russisch-Unterricht ab Klasse drei. Sie trug den Namen des zweiten kommunistischen Staatspräsidenten der Tschecheslowakei und ersetzte nach der Wende das Wortungetüm „Polytechnische Oberschule“ mit dem Wortungeüm „Integrierte Gesamtschule“, nur dass eben der Staatspräsident ersatzlos gestrichen wurde.

Und wie das mit Schulzeiten eben so ist: Es war eine schöne Zeit. Es gäbe viel zu erzählen, aber das macht Opa dann lieber erst mal am Wochenende in analog. Ich freu’ mich schon.

Kategorien
Neubrandenburg Politik

Fakten über Neubrandenburg – Heute: Wie wählen die Stadtgebiete?

Zu Jahresbeginn ist das aktuelle Statistische Jahrbuch der Stadt Neubrandenburg erschienen. Das Ding ist knapp 230 Seiten dick (die PDF wiegt 3,3 MB) und behandelt alle Themen von Abfallentsorgung bis Zuzüge, die sich irgendwie in Zahlen pressen lassen. Ein paar interessante Fakten sollten aber nochmal extra gewürdigt werden, finde ich.

– – –

Nachdem es jüngst um die vergangenen Oberbürgermeisterwahl 2008 ging, bleiben wir noch ein wenig beim Thema: Es soll jetzt das Wahlverhalten in den einzelnen Neubrandenburger Stadtgebieten eine Rolle spielen. Bei jeder Wahl werden die Ergebnisse in zehn Gebiete aufgeschlüsselt, die sich recht gut mit den realen Stadtvierteln decken.

So gehören zum Wahlbereich 1 das Industrieviertel und die Oststadt („Stadtgebiet Ost“), zum Wahlbereich 2 Innenstadt und Katharinenviertel sowie Südstadt und Lindenberg (Steep, Lindenberg Süd). Zum Wahlbereich 3 zählen die Statistiker den Datzeberg, das Reitbahn- und Vogelviertel sowie das sogenannte Stadtgebiet West mit Nachtjackenviertel, Rostocker Straße, Broda und Weitin.

Ich habe nun die Wahlergebnisse der jüngsten drei Wahlen (Landtagswahl 2011, Bundestagswahl 2013, Kommunalwahl 2014) mal in einen Topf geschmissen und nach Stadtgebieten und Parteien ausgewertet. Diese Wald- und Wiesen-Methode (Wie wurde im Viertel x für Partei y durchschnittlich gewählt?) hat natürlich nichts mit Wahlforschung zu tun. Eine gewisse Affinität von Datzebergern, Oststädtern oder Katharinenviertlern zu bestimmten Parteien kann aber ja vielleicht dennoch konstatiert werden.

Erste Erkenntnis: Die CDU hat’s in Neubrandenburg nicht so mit Plattenbauvierteln. Reitbahnweg, Datzeberg, Ost- und Südstadt stehen bei den Christdemokraten ganz hinten, die Eigenheim-Hochburgen im Westen wählen dagegen gerne mal schwarz.

Zweite Erkenntnis: Im Vogel- und Lindenbergviertel steht man auf die Volksparteien. Dort wird viel CDU gewählt, aber eben auch die SPD. Beide Parteien zusammen kommen in den Stadtgebieten auf knapp 60 Prozent, im Reitbahnviertel sind es dagegen gerade mal knapp über 40 Prozent für Schwarz und Rot.

Dritte Erkenntnis: Die Plattenbauviertel sind linke Hochburgen. Im Stadtwesten kann man mit den Genossen dagegen nicht ganz so viel anfangen.

Vierte Erkenntnis: Im Reitbahnviertel wird durchschnittlich am meisten Grün gewählt. Auch die Innenstadt und das Stadtgebiet West sind hier mit vorne. Meine schwache Vermutung ist, dass sich dabei reine Protest- und echte Öko-Wähler die Waage halten. Aber was weiß ich schon.

Fünfte Erkenntnis: In der Innenstadt kann man mit den Rechten nix anfangen. Aber auch in der Südstadt nicht ganz so, was hinsichtlich der platten Plattenbau-These (Reitbahnweg, Datzeberg, Oststadt vorne) etwas überrascht.

Sechste Erkenntnis: Die Neubrandenburger Piraten wohnen im Reitbahnviertel.

Siebte Erkenntnis: In Broda und auf dem Datzeberg wurde am meisten FDP gewählt. Kuck an!

Achte und letzte Erkenntnis: Das Industrieviertel, die Innenstadt und das Katharinenviertel tummeln sich meist im gepflegten Mittelfeld und dürfen daher in puncto Wahlverhalten als recht durchmischt anzusehen sein.

– – –

Die Datenbasis der bunten Balkendiagramme schlummert übrigens in diesen Spreadsheet-Tabellen.

Kategorien
Neubrandenburg Politik

Fakten über Neubrandenburg – Heute: Oberbürgermeisterwahl

Zu Jahresbeginn ist das aktuelle Statistische Jahrbuch der Stadt Neubrandenburg erschienen. Das Ding ist knapp 230 Seiten dick (die PDF wiegt 3,3 MB) und behandelt alle Themen von Abfallentsorgung bis Zuzüge, die sich irgendwie in Zahlen pressen lassen. Ein paar interessante Fakten sollten aber nochmal extra gewürdigt werden, finde ich.

– – –

Neubrandenburg sucht einen neuen Bürgermeister. Sechs Kandidaten werden am 1. März die Nachfolge von Paul Krüger (CDU) anzutreten versuchen, der seit 2001 Oberbürgermeister der Stadt ist.

Zum letzten Mal gewählt wurde Krüger im Jahr 2008. Damals bekam er bei der Hauptwahl am 18. Mai 26,8 Prozent der Stimmen, das waren knapp 7000 Stimmen. In sieben von zehn Stadtgebieten bekam er die meisten Stimmen, nur im Reitbahnviertel (Einzelbewerber Hans-Joachim Schröder), in der Innenstadt und im Stadtgebiet Süd (jeweils Irina Parlow, Die Linke) war die Konkurrenz stärker.

Da kein Kandidat die absolute Mehrheit auf sich vereinen konnte, gab es am 1. Juni 2008 eine Stichwahl zwischen Krüger und Schröder. Dabei wurden 19.736 Stimmen abgegeben. Paul Krüger gewann mit 52,3 Prozent, also 10.327 Stimmen. Letztendlich haben 459 Stimmen die Wahl entschieden. Hans-Joachim Schröder konnte lediglich im Reitbahnviertel (knapp) und im Stadtgebiet Süd (deutlich) gewinnen, im Datzeviertel gab es ein Unentschieden.

Kategorien
Bild Neubrandenburg

Vorgartenkleinkunst in der Jahnstraße

FarbenTauch mich in deine Farben!
Nimm mir mein Schwarzweiß!
Tauch mich in deine Farben!
Ohne Warnung, jetzt gleich!