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Neubrandenburg Ratgeber

Zweifelhafte Kleidersammlung in Neubrandenburg: Privater Unternehmer statt Kinder-Kranken-Hilfe

KleidersammlungErst wollte ich den kleinen Flyer wegschmeißen, den ich heute im Briefkasten fand. Doch dann passierte Unglaubliches! stutzte ich über die etwas merkwürdige Sprache auf dem Zettel:

Gewerblichesammlung

Bei Haushaltsauflösungen oder größere Mengen, bitten wie um telefonische Vereinbarung

Bitte erst am Tag der Abholung rausstellen (Plünderungen)

Für in der Kleidung befindlichen Wertsachen kann keine Haftung übernommen werden.

Kommerzielles Sammelunternehmer

Besonders die Stelle mit der Warnung vor Plünderungen, die im Moloch Neubrandenburg bekanntlich jederzeit passieren können, fand ich sehr lustig.

Weniger komisch ist allerdings der Ruf dieser Art von Kleidersammlungen. Durch Logo und Aufmachung des Aufrufs wird der Anschein erweckt, dass die Sammlung vom Verein „Kinder-Kranken-Hilfe“ durchgeführt wird und also armen, kranken Kindern zugute kommt.

Dem ist nicht so. Auf dem Flyer steht genau: „Auch mit Unterstützung für den Verein Kinder-Kranken-Hilfe e.V.“, und diese Passage bedeutet nichts anderes, als dass der Verein von dem „kommerzielles Sammelunternehmer“ jährlich eine niedrige dreistellige Spende bekommt. Ansonsten sammelt der Typ jede Menge Klamotten und altes Spielzeug ein und verkauft es weiter – für seinen Profit.

Diese Praxis ist nicht illegal, sondern nur moralisch fragwürdig – zumal sie durch den Flyer so gut es eben geht verschleiert wird. Nachzulesen ist die Kritik an dem dubiosen Sammler-Geschäft in dieser Warnung eines Ortsverbands der Grünen, bei Fairwertung (Portal für Altkleidersammlungen) oder auch beim WDR.

Also: Was am Dienstag vor die Türen gestellt wird, geht nicht an kranke Kinder!

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Es steht ein Haus im Jahnviertel …

… und wartet dort ganz genügsam darauf, dass bald wieder eine neue Zeit einzieht. Um es herum ist alles getüncht, geputzt, geglättet und gegradet. Aber diesem Haus fehlt ein Fenster, wilder Wein rankt sich an ihm empor, und der „Vorgarten“ ist das schönste Biotop. Auf dem Dach sitzen fünf Vögel in klarer „Das hier ist unser Kasten!“-Haltung. Und selbst die Sprayer beweisen Respekt und lassen das Haus größtenteils in Ruhe.

Denn seine Zeit wird wieder kommen.

Neubrandenburg, Morgenland-/Ecke Kleist- und Vossstraße

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O Yes!

oyes

Eine ambivalente Insignie des modernen Positivismus in der Ihlenfelder Straße, Neubrandenburg. Und man sollte viel öfter und gerade zu Wochenbeginn anlasslos mal ein kräftiges OHJA! in die Welt hinausstrahlen. Muss ja nicht gleich so riesig sein wie dieses Sprühbild im Industrieviertel.

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Der Bauarbeiterpausenschnack

Handy Manny vs. Bob the Builder (52/365)

Foto: JD Hancock via Flickr unter CC-Lizenz by

Seit einiger Zeit gibt es eine Baustelle irgendwo in Mecklenburg. Keine große, ’n büschen Buddelei, Dinge heilmachen und wieder zu das Loch. Ich komme regelmäßig dort vorbei und kannte die Jungs also schon, die da abwechselnd mit ihren Händen und schwerem Gerät umherfuhrwerkten.

Heute aber hätte ich sie fast nicht wiedererkannt.

Die Männner sind alles in allem typische Vertreter ihrer Zunft. Von kräftiger Gestalt mit subtiler Neigung zur Kugelbäuchigkeit verrät ihre Kleidung einen ausgeprägten Sinn für Pragmatismus, Bequemlichkeit und bewusster Distanz zur zeitgenössischen Baustellenmode. Sie wirken wortkarg, haben allerdings ein differenziertes und für Außenstehende vollkommen unverständliches internes Kommunikationssystem entwickelt, das zum größten Teil – und soweit wie ich es bislang entschlüsseln konnte – auf variierten Brummtönen in Verbindung mit passenden Kopfnickbewegungen basiert. Ein herzhaft gegröltes „EY DU ARSCH!“ gilt hingegen als zärtlicher Gipfel der Bauarbeiterzuneigung.

Nur heute, heute war das ganz anders.

Denn heute hatte die Baustelle Besuch. Angelockt von der kuhlen Mini-Baggerraupe kamen alsbald drei Jungs des angrenzenden Kindergartens mit ihren Plaste-Kippern, Spielzeug-Kränen und getunten Laufrädern angeflitzt. Sie präsentierten sich und ihren bunten Kinder-Fuhrpark stolz am Grenzzaun, direkt gegenüber den Bauarbeitern, die auf der anderen Seite gerade eine Pause machten.

Es war ein herrliches Bild: Hier drei kleine Jungs, da drei große. Die Großen hatten jeder eine Kippe im Mund und machten auch keinerlei Anstalten, das Rauchen in Gegenwart der Kleinen einzustellen. Die Kleinen plapperten wild durcheinander und bombardierten die Großen mit Fragen sowohl zum aktuellen Baufortschritt als auch zur generellen Situation in der Branche. Man höre ja so vieles, was sei denn nu dran an den Geschichten, und überhaupt: wie funktioniert diese Baggerraupe da eigentlich genau?

Das ging dann so eine ganze Weile. Frage, Antwort, Frage, Antwort, wieder und wieder, ein stetiges Hin und her. Es war ein großes Jungs-Gerede im Gange, die Frühlingssonne schien, es war ein Scherzen und Lachen, und es wollte gar kein Ende nehmen. Und ich wette, dass wenigstens einer der Arbeiter seit dem Wochenende nicht so viel und vor allem so angeregt mit seiner Frau geschnattert hat wie heute mit dem Baumeister-Nachwuchstrio. Und ich wette auch, dass den Männern die Arbeit nach dem spontanen Pausenschnack ein bisschen einfacher von der Hand gegangen ist.

Hunderprozentig sicher bin ich mir allerdings, dass der Talk am Zaun noch länger als diese zehn Minuten gedauert hätte, wenn nicht die Erzieherin gerufen hätte. Die kleinen Jungs flitzten brav zurück, die großen lachten ihnen kurz nach, sahen sich kurz an und schalteten dann mit einem leisen Seufzen wieder in den Brumm-Nick-Modus. Die Arbeit konnte weitergehen.

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Die Marienkirche in Neubrandenburg mal ganz nah

Sebastian Fitzer ist nicht nur ein Rechtsanwalt in Neubrandenburg, sondern offensichtlich auch ein Freund der gepflegten Luftaufnahme. Eine ihm hörige Drone hat bereits einige Wahrzeichen der Stadt über- und umkreist: die Tore beispielsweise, den Tollensesee oder das Belvedere bei Broda. Nachzusehen sind die Clips hier auf Youtube, wo sich auch pittoreske Aufnahmen von Burg Klempenow oder Schloss Kittendorf finden.

Ganz besonders gefallen haben mir allerdings die Nahansichten der Marienkirche, die von dichtem gleich noch mal viel schicker aussieht als aus der ewig gleichen menschlichen Ameisenperspektive. Und wenn Ihnen in der Gegend mal ein surrender Riesenkäfer vor die Nase fliegt: Lächeln Sie! Es könnte das fliegende Auge des Herrn Fitzer sein.

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Weil sie es so nicht sagen: Stadtwerke Neubrandenburg erhöhen für 2014 die Gaspreise

320px-Firmensitz_Neubrandenburger_Stadtwerke_GmbHWie viele andere Neubrandenburger habe ich heute Post von den Stadtwerken bekommen. Thema: Die Energiepreise für 2014. Und man hat eine „sehr gute Nachricht“ für mich: Der Strompreis bleibt gleich.

In der Tat ist das sehr gut, man hört und liest da ja so einiges. Und weil die Stadtwerke so gut sind, soll ich sie weiterempfehlen. Wie das genau funktioniert und wer warum die 20 Euro Weiterempfehlungs-Prämie wann bekommt, wird im Folgenden auf 18 Zeilen detailiert beschrieben.

Davor steht noch ein Satz: „Ihren Strom- und Gaspreis für das Jahr 2014 finden Sie auf der Rückseite dieses Schreibens.“ Ach genau, Gas gibt’s ja auch noch. Flink den Brief umgedreht, da stehen dann alle Grund- und Arbeitspreise in brutto und netto.

Und um es kurz zu machen: Die Neubrandenburger Stadtwerke erhöhen für 2014 die Gaspreise. Das ist eine weniger gute Nachricht und steht so auch nicht in dem Brief. Das ist aber so. Ich bezahle ab Januar 3,2 Prozent mehr für das Erdgas, im Jahr dürften das für uns etwa 50 Euro Mehrkosten bedeuten.

Die nette Frau an der Hotline sagte mir, dass dies für alle Gas-Tarife gelte. Sie hat mir dann auch gleich einen anderen Tarif empfohlen; ich werde wohl demnächst mal in die John-Schehr-Straße gondeln. Und überhaupt kann ich von der neu-sw-Hotline nur Gutes berichten, die sind da immer freundlich und schnell und hilfsbereit.

Aber dass die Stadtwerke sich nicht trauen, ihren Kunden die ganze Wahrheit zu schreiben, das ist schade. Da bekommt das neu-sw-Motto „Das und mehr!“ leider einen etwas herberen Beigeschmack.

Foto: Malte Penndorf (via Wikipedia unter CC-Lizenz by-sa)
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Die beiden Baumarkt-Warter

Sie müssen aus dem Umland kommen, das Nummernschild verrät es. Der anthrazitfarbene Nissan Primera mit dem kleinen „Europa“-Aufkleber am Heck ist blitzeblank geputzt, die Scheiben sind im Gegensatz zu allen anderen Autoscheiben an diesem Morgen sorgfältig abgetrocknet worden, vielleicht wohnt der gute Wagen aber auch in einer Garage..

Als ich die Kinder zur Schule fahre, sehe ich sie am Kreisverkehr in Richtung Baumarkt, sie scheinen aus dem Norden des Landkreises zu kommen. Als ich von der Schule wiederkomme und dann selbst ein paar Minuten vor dem Öffnen vor dem Baumarkt einparke, steht da genau ein einziges Auto.

Sie haben sich wohl ein wenig verkalkuliert und jetzt gute 20 Minuten einen geschlossenen Baumarkt angestarrt. Sie ist ganz in rentnerbeige, er trägt viel zu weite Jeans und eine Lederschirmmütze. Ich sehe ihnen sieben, acht Minuten zu und bemerke kein Bisschen Konversation. Es ist wohl alles gesagt.

Ich würde zu gern wissen, welche Erledigung sie sich für den heutigen Stadtausflug vorgenommen haben. Holzschrauben? Winterharte Pflanzen? Maler-Utensilien? An der Kasse sehe ich sie schließlich mit dem kleinsten Beutel Blumenzwiebeln, der aufzutreiben war. Das Zeug wird im gähnend leeren Kofferraum des Primera sicher verstaut, und ich habe nur darauf gewartet, dass sie die Tüte sicherheitshalber noch mit Spanngurten fixieren.

Das wäre also geschafft. Und der Tag ist noch so jung! Vielleicht war es dann auch diese tiefe Befriedigung, ein Tagesziel bereits frühzeitig erledigt zu haben, die die beiden Baumarkt-Warter veranlasst hat, sich beim fast synchronen Einsteigen am Ende nochmal kurz zuzulächeln.

Doch, doch, ich habe es deutlich gesehen.

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Wenn Touristen in Neubrandenburg eine Bratwurst wollen

Ein Imbiss in Neubrandenburg. Zwei Damen aus Skandinavien. Eine Verkäuferin aus der Region.

Dame 1 (auf eine Wurst zeigend): Die bitte.
Verkäuferin: Die Bratwurst hätten Sie gerne?
Dame 1: Würst, ja. Bitte.
Verkäuferin: Aha. Das heißt Wurst.
Dame 1 (Dame 2 zugewandt): Würst. Würst. Www…üuüurst. (Beide lachen.)
Verkäuferin (eine Augenbraue hebend): SENF? KETCHUP?
Dame 1: Ketchüp. Bitte.
Verkäuferin (zu Dame 2): Und sie?
Dame 1: Cola noch, bitte.
Verkäuferin (genervt): Ja. (Zu Dame 2:) Und sie noch?
Dame 2 (auf eine andere Wurst zeigend): Auch … so … no coke, please.
Verkäuferin: Was? Keine Cola, oder was?
Dame 2: No. Bitte wieviel?
Verkäuferin: Siebendreißig.
Dame 1 (zeigt Dame 2 ein paar Kronenscheine, die beiden tuscheln skandinavisch)
Verkäuferin (sieht die Scheine): Neenee, nur dschörmän Euros hier!
Dame 1: Euro, yes. How much? (legt ein paar Euro-Münzen auf den Verkaufstresen)
Verkäuferin: Mann! (sammelt entnervt ihr Geld ein)
Dame 2: Bitte … wo closet?
Verkäuferin: Häh? Hier! (übergibt die Würste … äh, Wurste) Da drüben steht die Cola.
Dame 1: Danke. Auf Wiedersehen.
Verkäuferin: Tschüs.

Wenn wir schon keine Industrie hier haben, ist es immerhin beruhigend, sich auf den Tourismus verlassen zu können.

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Was passiert mit der ehemaligen POS 18 auf dem Lindenberg?

Diese Frage stellen sich nicht nur die Bewohner des Stadtteils im Süden Neubrandenburgs. Seit Jahren verwittern die Gebäude der ehemaligen Polytechnischen Oberschule 18 „Feliks Edmundowitsch Dzierzynski“ da so herum und sind alles andere als schön anzusehen, wenn man nicht gerade auf kaputte Plattenbauten steht.

In der Schule, in der ich 1983 eingeschult wurde, wohnen jetzt Fledermäuse, so steht es zumindest heute in der Zeitung. Ein Investor will dort ein paar Läden hinstellen und hat schon mal ausgerechnet, dass allein für die adäquate Umsiedlung der Tiere 40.000 Euro kalkuliert werden müssen. Immerhin hätten die Lindenberger dann mal endlich wieder eine Kaufhalle im Viertel.

Im September 2011 habe ich mal ein paar Bilder der alten Schule gemacht, heute dürfte es dort nur unwesentlich anders aussehen:

Rest der POS 18 NeubrandenburgRest der POS 18 NeubrandenburgRest der POS 18 NeubrandenburgRest der POS 18 NeubrandenburgRest der POS 18 NeubrandenburgRest der POS 18 Neubrandenburg
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POS 18 Feliks Dzierzynski Neubrandenburg 2011, a set on Flickr.

Noch mehr Schulruinenbilder aus Neubrandenburg gewünscht? Hier geht’s zur Bildergalerie der mittlerweile abgerissenen Turnhalle der POS 5 „Antonin Zapotocky / IGS Mitte in der Neubrandenburger Innenstadt.

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Wolke über’m Datzeberg

Wolke überm Datzeberg