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Katze disst Hund – in Gedanken

katze disst hund

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Medien Neubrandenburg

Wider das Radioprogramm in Mecklenburg-Vorpommern unter besonderer Beachtung der Situation in der Gastronomie

Radio

foto:sfllaw (creativecommons-Lizenz)

Es ist erstaunlich. Meine jahrelange, nichtrepräsentative Feldforschung zum Thema „Provinz“ hat ergeben, dass selbige immer mal wieder anders definiert wird. Der Eine meint vor allem die Menschen, wenn er Provinz sagt, die Andere beklagt Kulturereignismangel, Dritte titulieren einfach dieses Blog als „aus der Provinz“ kommend und haben damit natürlich Recht.

Doch fast alle kommen früher oder später auf ein bestimmtes Thema zu sprechen: Mecklenburg-Vorpommern und seine Radiolandschaft. Ostseewelle, Antenne MV, NDR 1 Radio MV, N-Joy, Deutschlandradio, Deutschlandfunk, Offener Kanal, NDR Info, NDR Klassik. Ende Gelände. Ich habe einige Jahre in Berlin gewohnt, und es ist ein Jammer.

Nun gibt es ja Alternativen. Man könnte sich ein Kabel ans Radio stöpseln (Senderliste der Neubrandenburger Stadtwerke als pdf-Datei), dort gibts dann beispielsweise Radio Eins, Fritz, Sunshine live oder auch MDR Sputnik. Man könnte ein wenig Geld investieren und eines dieser Radios kaufen, die ans Internet angeklöppelt werden können und somit zigtausend Sender frei verfügbar hätten. Man könnte sich sukzessive zigtausend MP3-Dateien zulegen und ein paar hübsche Mixtapes zusammenstellen, für alle Situationen des Alltags passend.

Könnte man.

Macht man aber nicht. Zumindest nicht wenige der hiesigen Gastronomie-Stationen. Morgens, ein gemütlicher Brunch, und was muss man hören? Ostseewelle. Mann! Vormittags, Vollkornbrot mit lecker Marmelade und Mozzarella-Salat dazu. Die Beschallung? Antenne Mecklenburg-Vorpommern. Ooooaah! Abends, Pizza Kwattrostatschioni, ein trockener Roter dazu. Und sonst? Schlager auf NDR 1. Meine Güte!

Löbliche Ausnahme: Die Kaffeküche, Ecke Stargarder/Badstüberstraße in der Neubrandenburger Innenstadt. Hier tönen entspannte Klänge vergangener Zeiten aus den Boxen, und auch wenn der Salat manchmal ein wenig dauert – es ist verdammt wohltuend.

Somit mein Appell an die Gastronomen der Region: Bitte, bittebittebittebitte nicht, ich wiederhole: NICHT!!! das Radio anschalten. Denn: Es ist nicht gut genug für gastronomische Zwecke. Wirklich nicht. Ehrlich!

Lasst euch ‚was anderes einfallen.

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Medien

Zum Zwecke der Nacheile wurden die Bediensteten sodann zusammengeführt

Immer wieder ein Quell verzückter Freude über die Möglich- und Wunderlichkeiten der schönen deutschen Sprache sind ja auch – Pressemitteilungen. Insbesondere die aus dem Polizeisektor. Dieses Beispiel von gestern zeigt ganz hervorragend, wie man so einen schnöden Vorgang wie die Flucht eines Häftlings in gar noble Worte gießen kann.

Schon der Einstieg ist ganz großes Sprachkino:

Ein Strafgefangener aus der JVA Neubrandenburg ist heute gegen 11.45 Uhr im Rahmen einer Arztvorführung entwichen.

Also ich denke ja bei Arztvorführung spontan eher an so etwas oder auch so etwas oder vielleicht auch noch so etwas. Dafür ist dann das abschließende „entwichen“ schon wieder sehr großartig. Doch weiter im Text:

Der Gefangene war am Abend zuvor von der Polizei festgenommen und der JVA Neubrandenburg zugeführt worden.

Toll! Ich habe hier folgende Assoziation: Hier das Gefängnis, da der Übeltäter, und die gute, alte Polizei bringt die beiden Turteltäubchen nun schlussendlich zusammen. Hach.

Anschließend hatte er sich dem medizinischen Dienst vorgestellt und über Schmerzen in der linken Hand geklagt. Zum Zwecke einer Röntgenuntersuchung wurde er heute in ein Neubrandenburger Ärztehaus gebracht.

Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Röntgen fließe.

Beim Verlassen des Ärztehauses war er an den Händen gefesselt und wurde von zwei Bediensteten begleitet. Dabei riss sich der Gefangene plötzlich los und entwendete einer Passantin ein Fahrrad, mit dem er sodann davonfuhr. Die Nacheile blieb erfolglos.

Bedienstete. Sodann. Nacheile. Man muss dem Juristendeutsch verdammtnochmal dankbar sein, dass es gewisse Sprach-Kleinode vermutlich noch bis ins nächste Jahrtausend hineinkonserviert.

Und mit diesen abschließenden Worten möchte ich mich empfehlen.

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Medien

Jörg Kachelmann dankt satirischen Nachrichten aus Neubrandenburg

Deutschlands schweizer WetterfeeAber hoppla! Nichtsahnend die beiden Interviews von Jörg Kachelmann nach seinem Freispruch in der Zeit und der schweizerischen Weltwoche gelesen, und schließlich über folgende Passage gestolpert:

Meine Mutter und andere Angehörige haben viel Kraft geschöpft aus den Unterstützerforen — Facebook, Frau Neeser, Elsenfalle und den satirischen Nachrichten aus Neubrandenburg. Da gab’s oft mehr Fakten als in den meisten Zeitungen.

Und wer hats erfunden? Neu-news.de, die „Nachrichten aus Neubrandenburg und dem Umland“, sind ein Produkt des Neubrandenblog-Lesern nicht unbekannten Kommentators koelneruwe. Und nach der Aufnahme als Nachrichtenquelle bei Google News sowie der Inspiration einer Welt-Kolumne haben es die satirischen Nachrichten aus Neubrandenburg nun also in eine Schweizer Wochenzeitung geschafft.

Fragt sich nur noch, wann endlich das Übernahmeangebot der Neubrandenburger Stadtwerke in der Main Street 221 in Port Vila, Vanuatu aufschlägt – und wie hoch es sein wird.

foto:cgommel
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Neubrandenburg

Straßenreinigung und Straßenreinigungsgebühren: Neubrandenburg im Vergleich

straßeMissmutig dem Konto die Erhöhung der städtischen Straßenreinigungsgebühren mitgeteilt. Vom Konto dafür angemault worden. Na toll.

Wobei, Straßenreinigung ist eigentlich das falsche Wort. Laut Straßenreinigungssatzung schiebt die Stadt hier maximal Schnee beiseite, wenn er denn allzu hoch gefallen ist. Was ja in den vergangenen zwei Wintern durchaus öfter mal der Fall war.

Unter anderem deshalb, und weil nämlich auch die „Reinigung des Straßenbegleitgrüns“ immer teurer wird, sind die Gebühren gestiegen (Beschluss der Stadtvertretung vom 6. April). Wie Neubrandenburg nun im Vergleich zu anderen Städten in MV dasteht, zeigt folgende kleine Übersicht mit den Straßenreinigungsgebühren in Euro pro Jahr und Meter Frontlänge:

2,70 Neubrandenburg
1,26 Waren
1,48 Neustrelitz
2,13 Greifswald
1,06 Stralsund
3,88 Schwerin (Achtung Download!)
4,32 Rostock

Allerdings sind dabei nur grobe Vergleiche möglich, da die erbrachten Leistungen differieren – zu Ungunsten Neubrandenburgs im übrigen, „nur Winterdienst“ hat lediglich Stralsund im Straßenreinigungsangebot, die anderen putzen die Straße dazu wenigstens alle paar Wochen mal.

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Spaß

Müll runterbringen ist nicht lustig

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Neubrandenburg

Neubrandenburg vor 20 Jahren

Über ein wahrhaft aufrüttelndes Videodokument bin ich neulich gestolpert. Am Ende wusste ich nicht, worüber ich mehr wunderte:

– die Begleitmusik (okay, Ähnliches habe ich derzeit selbst gehört)
– die Kaufhof-Reklame „Ein Haus voller Geschenke“ (1:00)
– die Krüppeltanne (1:25)
– den Geheimagenten mit der Sonnenbrille (1:50)
– die Leuchtgirlanden (2:53)
– den Oldtimer (3:45)
– den MiniMal (4:10)
– die fehlenden Einkaufscenter in der Oststadt (4:50)
– die heile Unterführung (5:00)

Ring frei für das Gesamtkunstwerk des Wochenendes von Ilona Michelle: Weihnachtsmarkt & Oststadt 1991 in Neubrandenburg:

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Spaß

Heul doch, heul doch, brauchst nicht so oft zu pinkeln

blah man

(geknipst bei Karls)
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Familie

Früher waren die Oldtimer irgendwie älter

„Oh, kuckma Papa, da hinten steht ein Oldtimer!“

Häh? Nun, auf eine gewisse Entfernung habe ich ohne Brille schon mal besser sehen können, aber … da waren keine Oldtimer. Da waren parkende Autos am Straßenrand. Aber keine Oldtimer.

„Da ist kein Oldtimer, mein Junge.“

Vielleicht hat er den Begriff nur falsch verwendet. Sowas kann ja vorkommen, er ist gerade fünf geworden, da sind eben noch nicht alle Assoziationen korrekt verknüppert. Ich überlegte überlegen, wie ich „Oldtimer“ einem Fünfjährigen am treffsichersten definieren könnte. Doch er plapperte dazwischen:

„Doch, Papa, da ist ein Oldtimer. Da vorne!“

Langsam wurde ich ein wenig ungehalten. Er sah einen Oldtimer, den ich nicht sah. Hatte er so einen langen Kindergartentag gehabt? Wollte er mich veralbern? Ist das ein brandneuer Kumpel-Insider? Papas mit Absicht imaginäre Oldtimer vorgaukeln? Na warte!

„Jetzt ist aber gut. DA STEHT KEIN …“
„Der weiße da!“

(Ups.)

Trabant in Wittenberg

foto:roger4336

P.S.
„Papa, wie heißt das Auto eigentlich? Das habe ich ja noch NIE gesehen!“

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Neubrandenburg Sport

200 Jahre Turnbewegung – Turnvater Friedrich Ludwig Jahn, die Hasenheide und Gedenkstätten in Neubrandenburg

Turnvater Jahn  Hasenheide

foto:sludgegulper

Die einzige Augenzeugin trägt einen ungewöhnlichen Namen. NDM XIV?1/B heißt sie, ist etwa 500 Jahre alt sowie 25 Meter hoch und unter diesem kryptischen Namen im Berliner Naturschutzregister als Naturdenkmal registriert (Quelle). Die mächtige Eiche steht in der Hasenheide direkt neben dem Denkmal von Friedrich Ludwig Jahn, der dort vor 200 Jahren, am 19. Juni 1811, Deutschlands ersten Turnplatz eröffnete und damit die Turnbewegung in Gang gebracht hat. Und an den Ästen dieser Eiche, so wird berichtet, soll Jahn seinen jungen Turnern Reckübungen beigebracht haben.

jahn_denkmal

foto:wikipedia

Zum Jubiläum haben der Bezirk Neukölln und die Berliner Senatsverwaltung für Sport die Geburtsstätte von Stufenbarren, Schwebebalken und Pauschenpferd mit 300.000 Euro aufgepäppelt. Mit dem Geld könne „der Sockel erhalten, Graffiti beseitigt und die Beete bepflanzt werden“, so das Naturschutz- und Grünflächenamt in Neukölln (Quelle). Das müssen dann aber wohl ganz schön große Beete sein.

Immerhin wird anlässlich des Jubiläums und nach einer mittellangen Netz-Recherche deutlich, wie umstritten der Turnvater sowohl zu seinen Zeiten war als auch heute noch ist. Ein deutsches Jubiläum? wird nicht umsonst in Fragezeichen gesetzt, Jahn wird als früher Rocker, verkrachter Bummelstudent, derber Prahlhans, nationalistischer Hassprediger und von Hitler sogar als erster Nationsozialist tituliert (Quelle); Sportgeschichtsprofessorin Gertrud Pfister (mit der ich vor einem Jahrzehnt mal in der Hasenheide rumgeturnt bin) fragt gar rhetorisch: Hat Jahn ausgeturnt?

jahn_post

foto:wikipedia

Hierhergeturnt ist der Bärtige jedenfalls mal, als Hauslehrer in Diensten eines Barons weilte Jahn 1803/04 in Neubrandenburg und trieb sich mit jungen Mitturnern am Tollensesee herum:

Die freien gymnastischen Übungen begannen in der Regel mit Schwimmversuchen am Kropf, der Badestelle am Austritt der Tollense aus dem See. Es folgten Geländespiele und häufig auch Ringkämpfe. Wettläufe, Stabspringen und Kletterübungen gehörten ebenso zum Programm des Nachmittags. Dazu war das weite Gelände an der Brodaer Seite des Tollensesees bis zu den Hahnen- und Krähenbergen bestens geeignet.
Im Winter wurden die Spiele mit tollkühnen Sprüngen in den Schnee und mit ausgedehnten Wanderungen fortgesetzt. Jahn verstand es, die Jungen für die ungewohnten körperlichen Übungen und Spiele zu begeistern.

Heute erinnern in Neubrandenburg Jahnstraße, Jahnviertel, Jahnstadion und Jahnsportforum an das Turnvater-Intermezzo. Frühe Turnplätze entstanden auf einer Kuhwiese am Ende der heutigen Jahnstraße und am Badeweg an der Stelle des heutigen Jahnstadions. Eine Denkmals-Büste wurde 1904 am Beginn der Jahnstraße enthüllt, sie steht heute noch direkt am Engelsring. Anlässlich des 150. Jahn-Geburtstags errichtete man 1928 im Brodaer Holz einen Jahn-Gedenkstein, dessen zweite Hälfte in die Hasenheide verfrachtet wurde. Und thematisch passend gelangt der interessierte Wanderer heute erst nach 152 mühsamen Stufen auf die Jahnhöhe zum Stein.

jahndenkmal neubrandenburg jahnstein im brodaer holz am tollensesee
inschrift jahnstein neubrandenburg

Wem diese Informationen nicht ausreichen, der sei noch auf drei Schriften anlässlich des 200-Jahre-Jubiläums aufmerksam gemacht (jeweils .pdf-Dateien):

200 Jahre Turnen (Berliner Turnerbund)
200 Jahre Turnbewegung – Soziale Verantwortung (Deutscher Turnerbund)
200 Jahre Turnbewegung – 200 Jahre Soziale Verantwortung (Jahn-Gesellschaft)

Abschließend die acht Turngesetze, an denen wohl jede schnöde Sport-Geräteturn-Stunde der deutschen Moderne kläglich scheitern würde:

1. Jeder, der Mitglied der Turngemeinschaft werden will, muß zuvor versprechen, der Turnordnung nachzuleben, und nicht anders zu handeln – auf keinerlei Weise.
2. Jeder soll nur in grau leinener Turntracht auf den Turnplatz kommen.
3. Kein Turner soll einigen Unwillen, Fehd und Feindschaft, so er mit einem und dem anderen Mitturner hat, während der Turnzeit und auf dem Turnfelde äußern; sondern jeder soll bloß turnen – und in Friede, Freude und Freundschaft.
4. Es soll auch keines Hasses oder Grolles auf dem Turnfelde gedacht werden; und eben so wenig auf dem Hingang und Heimgang, auch auf keinen Turnfahrten.
5. Jeder Turner darf nur auf den bezeichneten Wegen und Stegen zum und vom Turnplatze kommen und gehen, (weder durchkriechen, noch übersteigen, auch nicht überspringen).
6. Beim Kommen und Gehen muß jeder Turner auf den Tie gehen, und am Dingbaum schauen, was vor ist, was es giebt und was jedermann kund und zu wissen Noth thut.
7. Welcher Turner irgend etwas erfährt, was für ihn und wider die Turnkunst und unsre Übung derselben Freund oder Feind sprechen, schreiben und wirken: muß davon sogleich Anzeige machen, damit zu seiner Zeit und an seinem Orte aller solcher Kunden – mit Glimpf oder Schimpf – könne gedacht werden.
8. Und so soll ein Jeder nach unserm löblichen Turnbrauch sich richten und nicht neusüchtig Neuerungen aufbringen, ohne vorherige Rücksprache und Berathung.

(Aus: Jahn/Eiselen, „Die Deutsche Turnkunst zur Einrichtung der Turnplätze“ Berlin 1816, Quelle)

(Zuerst veröffentlicht im Sportkurier-Blog im Juni 2011)