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Tippspiel zur EM 1988

em88plankl

Bei der EM 1984 durfte ich mal ausnahmsweise den Anpfiff sehen, bei der EM 1992 waren andere Dinge auf Priorität 1 gesetzt, später dann war ich auf einmal erwachsen. So richtig angefixt mit dem Thema Fußballgroßturniere wurde ich hingegen mit der WM 1986 in Mexiko und aber vor allem mit der Europameisterschaft 1988, die passenderweise im Bruderstaate Westdeuschland stattfand.

Das betrifft ja vor allem die Vorbereitung solch eines Ereignisses: Fachliteratur studieren, Austausch mit Experten, praktische Anwendung des eigenen Wissens. In meinem Fall hieß das Sportberichte in der Jungen Welt lesen, in der Schule um den Titel „Wer kann unbekannte Fußballer am ausländischsten aussprechen“ wetteifern und – jawoll, Ergebnisse tippen. Das Internet schlummerte noch irgendwo im kapitalistischen Ausland, Arbeitskollegen besaß ich noch nicht, also musste Vaddern als Tippgegner herhalten.

Flugs eine A4-Tabelle erstellt, schön ordentlich mit Lineal, dann alles eingetragen, und schließlich einen dreiviertel Tag lang (those were the days …) über das vermeintlich einzig richtige Spielendergebnis gegrübelt. Ohne Erfolg, mein größter Erfolg bestand darin, das Finale in der Tendenz richtig und nur um ein Tor daneben getippt zu haben. Ich weiß noch, wie ich mit fortschreitendem Turnier immer missmutiger ob der offensichtlichen Fußballunkundigkeit wurde.

Sehr innovativ übrigens das ausgeklügelte pekuniäre System: 30 Pfennig minus für ein Tor Unterschied, 50 Pfennig minus für eine Tendenz Unterschied, plus 1 Mark für einen richtigen Tipp. Am Ende hatte ich vier Mark mehr Miese und musste Papa ein Bier ausgeben. Außerdem bemerkenswert: Auch in Ostdeutschland gab es bereits rege genutzte vierfarbige Kugelschreiber, ich hatte die BRD schon im Finale gesehen, und früher war alles besser außer meiner Handschrift.