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Wie heißt eigentlich das gefärbte Vorderhaarteil?

Hair macroReden wir über Frisuren. Die sind im hiesigen Kulturkreis ja gerne mal pickepackebunt, oder, wie man auf Angeberenglisch sagen würde, two toned. Wobei das nicht immer korrekt ist, wie man an der regelmäßig auf den Straßen der Region anzutreffenden „Vorpommerschen Trikolore“ sieht, deren Trägerin sich da gleich der Farben drei auffen Kopp gekloppt hat, die Trennlinien dabei gerne schräg über den Scheitel gezogen, und generell auch immer ein sichtbarer Fan größtmöglicher Kontrastwirkungen.

Vielen Dank übrigens an die Kollegin für die Trikolore (etwas weiter südlich gibt’s offenbar die „Brandenburger Bikolore“), und beim Fachgespräch erfand sie dann gleich noch einen Begriff, den ich ob seiner Kürze und Würze ganz hervorragend finde und gerne verbreiten möchte. Denn wie nennt man es, wenn die Signalfarbe auffällig den Pony der Farbenfrau ziert oder zumindest den allervorderen Teil des Haupthaars? Ich fand ja, es sähe aus, als sei die Dame in einem Anfall von Spontanmüdig-, Trunken- oder vielleicht sogar auch plötzlicher Kraftlosigkeit nach vorne gekippt und kurz in einen zufällig vor ihr postierten Rieseneimer voller Haarfärbefarbe gekippt.

Sie tunkte also ihren vorderen Haarburzel in die Farbe. Und also möchte ich hiermit diese, diese, jene oder auch diese Frisurenvariante feierlich taufen auf den offiziellen Namen: Teutonischer Tunkburzel.

Der Tunkburzel oder kurz TuBu ist häufig in den Kombinationen schwarz-neon anzutreffen, doch auch ein natürliches braun-blond oder ein freundliches wasserstoff-lila erzückt regelmäßig die Sinne von TuBu-Fetischisten. Und ich warte jetzt geduldig auf die ersten Tunkburzel-Vereine, regionalen TuBu-Verbände und natürlich die engagierten Bürgerinititativen namens „ProTubu“ oder „Nieder mit der Tunkburzel-Plage!“. Denn ich finde, diese Tunkburzel-Debatte ist noch lange nicht ausdiskutiert!

Foto: Sabrina S via Flickr unter CC-Lizenz by-nc-nd
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Familie Spaß

Spazierendenken mit Luise

Meeressonne

Gerade mal einige Minuten mit der Tochter gehabt. Alleine. Also nicht mal nur alleine von Andermenschen, sondern auch von Tätigkeiten, Erledigungen erledigen und dringende Dringlichkeiten entdringlichen.

Einfach nur mal einige Minuten mit ihr gehabt. Alleine.

Wir sponnen sehr. Dachten uns Dinge aus und lachten danach darüber. Einfach so. Erfanden Geschichten und Charaktere. Waren Drehbuchschreiber, Bestsellerautor, Grübelkomponist und Requisiteure in einem. Gaben dem Fantasie-Affen ganze Zuckerwürfelpaletten. Hatten Spaß, und das nicht zu wenig.

Wir malten uns aus, wie es wohl wäre, wenn sie der Vater wäre und ich die Tochter. (Katastrophe!) Wie es wohl aussähe, schielte ich, und sie würde stottern. (Eher unkorrekt, ich weiß.) Turnten herum und kicherten, wenn doch mal jemand aus der Außenwelt vorbeischlurfte.

Dann, am Abend, erinnerte ich mich an einen jahrealten Blogbeitrag und fand ihn ganz passend. Denn, so schien mir, wir hatten im Prinzip unsere Zeit mit dem Besten verbracht, was es so gibt: Miteinander, und mit Spazierendenken.

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Familie Sprache

Dramassel

Metallmann

„Ach Papa, das ist aber ein ganz schönes Dramassel!“

Sagte Luise und verlieh dabei ihrer Stimme genau die richtige Dosen Weltschmerz, Seufzerei, Resignation und schulterzuckender Akzeptanz. Ich hachte also in mich hinein und musste mich bemühen, nicht allzu mitleidig auszusehen, als ich sie wortlos in den Arm nahm. Anschließend machte ich ihr erst Mut, dass ihr Problem – es ging um kurzfristige freundinnenbeziehungspolitische Verwerfungen – sicher bald keines mehr sein würde und dass ich dafür aber ihr Neuwort recht gelungen fände.

Welch’ Schlamassel voller hochdramatischer Ausprägungen!

Und wie jedes gute Wörtermischmasch ist auch das Dramassel eher beiläufig entstanden, fast überhörten wir es, bis dann doch die Frage kam: „Moment mal, was hast du da gerade gesagt?“

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Sprache

Kantinös

Als ich vor einiger Zeit auch noch kantinös aß, gab es in der Woche Hühnerfrikasse, Kochfisch und Königsberger Klopse.

Das berichtet der Neubrandenburger Herdnerd in den in den Kommentaren drüben beim Ostblog. Und mehr sogar noch als das überschaubare kulinarische Programm freute mich das Wort kantinös, das mir bislang noch nicht unter die Augen gekommen war. Und damit scheine ich nicht alleine zu sein, die Suchmaschine fand gerade sechs Mal Kantinöses im Netz.

Und damit sich das ändert, sprüh’ ich’s an jede Wand: kantinös (ugs. für geschmacklich den Mittagessen in Betriebsgaststätten entsprechend)

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sl.

Ausärmeln

Achtung, es folgt ein Beitrag zur Völkerverständigung.

Denn das ist es, wenn ich zwei Völkern behilflich bin, sich zu verständigen. In diesem Fall geht es um Sachsen und Norddeutsche. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, nördlich der Linie Berlin–Hannover dürfte der Begriff eher unbekannt sein.

Ausärmeln. Im Sinne von: Machmahinne! Kommakla! Nu aba! Oder auch: ausmehren, zu Potte oder auch wahlweise aussem Knick kommen. Im bildlichen Sinne solle man eben die Ärmel hochkrempeln, in die Hände spucken und endlich anfangen.

Und hiermit bedanke ich mich herzlich bei der Kollegin aus Riesa für diese kleine, aber feine Wortschatzerweiterung. (Hatte mich schon ein wenig revanchiert mit dem Hinweis auf diesen mundsprachlich-gezeichneten Witz.)

Apropos Wortschatzerweiterung: Da gibt es auch zum Beispiel das Wortistik-Blog oder die Wortweide.