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MacGyver, Babybel und bröckelige Altbauwände

Es gab eine Zeit, da hatte ich Angst, Löcher in die Wand zu bohren.

Berlin ist eine tolle Stadt, vor allem auch wegen der Fülle an prima Wohnungen, die im Gegensatz zu anderen Großstädten hinsichtlich ihrer Finanzierung keine Dritt- oder Viertjobs erfordern. Der Einzug in eine neue Altbauwohnung war aber auch immer ein Stück weit eine spannende Angelegenheit … [… Lies weiter!]

Es gab eine Zeit, da hatte ich Angst, Löcher in die Wand zu bohren.

Berlin ist eine tolle Stadt, vor allem auch wegen der Fülle an prima Wohnungen, die im Gegensatz zu anderen Großstädten hinsichtlich ihrer Finanzierung keine Dritt- oder Viertjobs erfordern. Der Einzug in eine neue Altbauwohnung war aber auch immer ein Stück weit eine spannende Angelegenheit. Musste zwecks Wanddekoration das erste Loch gebohrt werden, kam er unweigerlich, der Moment der Wand-Wahrheit: fest, bröckelig, Trockenbau, Mauerwerk, Sandstein, zusammengefegter Schutt, 10 Jahre alt, 100, 200? Man wusste es nicht, und das zu bebohrende Material konnte mitunter auf einem Quadratmeter mehrfach variieren.

Damals investierte ich mehrere Umfrageinstituts-Schichtlöhne – hätten Sie vielleicht ein paar Minuten für einige interessante Fragen? – in überteuertes Baumarktssuperduperklebezeugs. Das muss warmgeknetet und weitflächig anstelle des Rausgebröckelten um das Bohrloch aufgebracht werden. Es funktionierte, und ich vermute, noch heute verfluchen mich Nachfolgemieter, wenn ihnen beim Bilderanbringen plötzlich drei Kubikmeter Industriespachtel auf einmal entgegenkommt.

Doch Menschen wachsen, und hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, hätte ich so manchen braven Bürger nicht an seinem Feierabend zu seinem Kaufverhalten interviewen müssen. Die MacGyver-Erleuchtung kam mir gestern: Irgendein Kind hatte die Abendbrotsreste nicht komplett im Mülleimer versenkt, ein bisschen was ging daneben, und das Bisschenwas – klebte. Wie Sau. Das Abkratzen vom Boden dauerte knappe drei Minuten, die Fingernägelsäuberung danach nochmal so lange.

So empfehle ich hiermit allen verzweifelten Bohrlochbohrermeistern, sich immer eine Familienpackung Babybel im Kühlschrank zu halten. Käse raus (auffuttern schadet nicht), Käsehülle – eine Paraffin-Mikrokristall-Mischung – kurz warmgeknetet, in Form gebracht, härten lassen, fertig ist das Dübelfix.

Wahlweise dürfen Kreativversierte auch eine Käseflatrate buchen und ein kleines Wachsfigurenkabinett einrichten. Und, ganz besonders praktisch: Ist mal keine Kerze zur Hand hat, braucht man einfach nur das Bohrloch freilegen, Docht in die Wand, anzünden, fertig!

#8/365 - Punk Gobelin

foto:pierre guinoiseau unter cc-lizenz by

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