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Take five in Warnemünde

sax

Nanu? Kurz umgeschaut, ob irgendwo eine Kamera aufgebaut, ein Mikrofon in Position gebracht war. Nichts. Hier, auf der Strandpromenade von Rostock-Warnemünde, an einem Wintersamstagabend, wurde offenbar kein Film gedreht. Hätte aber sein können.

Es hatte den ganzen Tag geschneit. Nicht viel, aber genug, um draußen alles mit einem sanftweißen Schalldämpfer zuzudecken. Warnemünde schlief noch nicht, für Ende Januar war gut was los. Lichterketten leuchteten den Weg am Alten Strom zum Abendbrot und zurück, an Buden wurde der letzte Glühwein ausgeschenkt, in Bars schepperte Livemusik, vornehmlich Paare mittleren Alters schlenderten frisch durchgespa-t zum Restaurant, wo man den abendlichen Rioja endlich mal ohne die Tourimassen genießen konnte.

Mild war es geworden, der Schnee klebte schon ein wenig, wir waren sitt und satt und guter Laune – beste Schneeballschlachtvoraussetzungen also. Eine verwaiste Bistroterrasse am Strom diente als Festung, die das Team Männer einzunehmen gedachte. Team Frauen wehrte sich standhaft. Als ein verunglückter Wurf zwei neutrale Omis erschreckte, beschlossen wir, eine Halbzeitpause einzulegen.

Und dann stand er da. Mitten auf der Promenade, vor einem verrammelten Kiosk, im Sepia-Schein der Straßenlaterne. Rübezahlfrisur und Vollbart und ein Saxofon in der Hand. Der Mann spielte Take Five und machte sich offenbar wenig bis gar nichts daraus, das kaum jemand da war, der ihm zuhörte. Dieser Januarabend war vermutlich einer der ungünstigsten Zeitpunkte des ganzen Jahres, auf der Warnemünder Strandpromenade mit Kleinkunst Publikum anzulocken.

Allerdings sah es so aus, als wollte der haarige Sax-Mann vor allem diesen so schönen Winterabend durch ein bisschen Freiluftjazz noch schöner machen. Was ihm bei uns fünfen gelungen ist, vielen Dank! Denn noch beschwingter als ohnehin schon absolvierten wir auf einer nahen Wiese die zweite Schneeballschlachthalbzeit, gedämpfte Saxofon-Improvisationen wurden mit Freudenschreien und Treffergejaule angereichert, und Take Five pfeifend stiegen wir mit roten Wangen und Nasen ins Auto.

Und sahen beim Davonfahren ein Pärchen, das in respektvoller Distanz zu dem entrückten Saxofon-Mann im Halbdunkel auf der Promenade stehenblieb und tief durchatmend die Köpfe aneinanderlegte.

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Leuchte, leuchte Leuchtturm #rostock #warnemünde #winterabend #keimzeit


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An den Seiten gerne ein bisschen knuspriger! #Handwerk #rostock #verrücktewelt


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Neubrandenburg Sport

50 Jahre Fußball-Knabenturnier in Neubrandenburg – Meine Sicht auf einen besonderen Tag

Knabenturnier

Das hier ist meine Sicht auf das Knabenturnier. Ich sitze mit den Kollegen auf einer Empore, sehe mir die Spiele an und schreibe darüber. Neben uns haben die Schiedsrichter ihr Lager, manchmal werten sie nach einem Spiel noch mal eine knifflige Situation aus. Die Fotografen und Videofilmer flitzen regelmäßig die Treppe runter und wieder hoch, denn die Fans, die nicht in der Halle sein können, wollen schließlich nicht nur lesen von ihren Jungs, sondern sie auch sehen.

toppiAm Morgen bin ich ganz früh aufgestanden, habe mir zum einzigen Mal im Jahr das Polo-Shirt mit dem nordkurier-Fähnchen drauf aus dem Kleiderschrank geholt, mir das Eintrittskartenbändchen, den Laptop und was zu trinken geschnappt, und dann nix wie los zum Jahnsportforum. Jedes Jahr aufs Neue freue ich mich auf diesen Tag. Es wird anstrengend werden, ja, aber es ist diese Art von Stress, die einen vor allem glücklich macht.

Davon sehe ich an diesem besonderen Tag sehr viel: schwer beschäftigte, aber glückliche Menschen. Sie haben tage-, wochen-, sogar monatelang auf diesen Tag hingearbeitet, und jetzt genießen sie die Früchte ihrer Mühen.

Junge Fußballer, die merken, dass ihnen auch vor 3000 Zuschauern die so lange geübte Finte gelingt.

Ambitionierte Trainer, die stolz auf ihre gerade mit dem Fair-Play-Pokal ausgezeichnete Mannschaft sind.

Fleißige Helfer, die dem Turnier Zeit, Kraft, Stimme und Geld schenken und mit der fünften La Ola in Folge belohnt werden, die während des hinreißenden Finalspiels durchs euphorisierte Publikum schwappt.

Leidenschaftliche Zuschauer, die die Mannschaft ihrer Herzen engagiert unterstützen und dafür einen Tag lang allerbeste Sport-Unterhaltung serviert bekommen.

Und die manchmal viele Jahre später einen Namen lesen, der ihnen irgendwie bekannt vorkommt. Frank Rohde. Andreas Thom. Matthias Sammer. Bernd Schneider. Michael Ballack. Tim Borowski. Thomas Hitzlsperger. Manuel Neuer. Jérôme Boateng. Thomas Müller. Toni Kroos. Mario Götze. „Sag mal, haben wir den nicht damals schon einmal beim Knabenturnier dribbeln gesehen?“

Auf großer Bühne Fußball zu spielen: Davon träumen – so wie oben auch der kleine Junge rechts auf dem Bild – alle, die beim Knabenturneir um den Sieg kämpfen. Und das, finde ich, das macht diesen Tag auch so besonders: Dass er für einige der Nachwuchsfußballer ein Schritt auf dem langen Weg ist, sich diesen Traum von der ganz großen Bühne eines Tages selbst zu erfüllen.

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Dieser Text ist eine leicht modifizierte Fassung des Epilogs im 200-Seiten-Buch „Eine runde Sache: 50 Jahre Fußball-Knabenturnier“, das ich die Ehre hatte, im vergangenen Jahr für den Mecklenbook-Verlag zusammenstellen zu dürfen. Darin: natürlich die gesamte Turnier-Historie, die Erklärung, wie das Knabenturnier und der WM-Titel 2014 zusammenhängen, ein ganzer Schwung Bilder von 1966 bis 2015, jede Menge Geschichten, Hintergründe und Anekdoten sowie selbstverständlich ein üppiger Statistik-Teil.

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Dieses Jahr hat es wieder viel Spaß gemacht. Der Arbeitsnachweis: Hier, unter Newsticker, sowie natürlich hier und am Knabenturnier-Tag auch mal kurz hier. Schön, dass selbst beim großen Jubiläum vor allem die fußballspielenden Jungs im Mittelpunkt standen. Und ein ganz großer Dank an Bayer Leverkusen: für ein tolles Geburtstags-Video, für stets großartige Jungfußballspieler – und für dieses ganz persönliche Geschenk:

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