Monat: Juli 2012
Warnemünde, Sommer, 2012
Seit einigen Jahren frickele ich für den Sommerurlaub einen bunten Strauß luftiger Melodeien zu einem halbamtlichen Familien-Mixtape zusammen. Das kann man schnell haben – ab in den Musikmarkt, Doppel-CD kaufen, fertig -, das kann man aber auch selbst machen. Im vergangenen Jahr sah das Ding beispielsweise so aus.
Doch ganz so einfach ist die Sache nicht.
Denn so ein Mixtape für die ganze Familie ist eine Art eierlegende Wollmilchsau. Es muss alles können, darf aber nicht zu überladen sein. Schließlich ist Urlaub, niemand soll verärgert werden, aber alle wollen im Auto gute Musik hören. Und deshalb gibt es – schließlich sind wir in Deutschland – einige Richtlinien:
- Pflicht sind ein paar Launenheber zu Beginn. Und Glück gehabt, dass in Barbie und die drei Musketiere (oder so) EMF zum Soundtrack gehört. Und nicht etwa Pur.
- Immer mal wieder eine deutschsprachige Musik-Insel einstreuen; ich wäre ja auch sauer, hörte ich andauernd Musik mit Texten, die ich nicht verstehe.
- Nur in Ausnahmefällen die Fünf-Minuten-Schallgrenze für einen Song überschreiten. Gefällt mal einer nicht, dauert’s dann wenigstens nicht lange bis zum nächsten. MGMTs „Kids“ ist jedoch allerdings eine prima Ausnahme.
- Mit dem ggN anfangen, mit dem kgV enden. Der größte gemeinsame Nenner, „die Sicheren“, für die schwierige Anfangshalbestunde, das kleinste gemeinsame Vielfache, „die Speziellen“, fürs Ende. In diesem Fall heißt das: Von Michel Teló bis hin zu Vivaldi.
- Der eigene Musikgeschmack darf nicht gänzlich aufgegeben, jedoch auch nicht zum einzigen Gradmesser der Kompilation werden. Soll heißen: Dendemann musste unbedingt mit rein, „Live is life“ leider auch.
- Wichtig sind die Übergänge. Von Elvis zu Feist in fünf Schritten. Von den Puhdys zu Kool and the Gang in vier. Bei allzu harschen Brüchen empfiehlt sich ein Instrumental als Brücke zu benutzen.
- Oldies gehen immer. Reggae geht immer. Toni Mahoni geht immer. Allzu viele laute Gitarren und übermäßige Technoidität gehen gar nicht. Tja, das Leben ist kein Pfannekuchen.
- Kommen Wasser, Meer, Strand, Sommer, Hitze, Ozean, Sonne, Liebe, Urlaub oder ähnliche Vokabel im Songtitel vor, ist das zwar großartig, aber beileibe kein Dogma.
- Depeche Mode ist ein Muss.
- Das Tape funktioniert, wenn sie die Musik lauter macht. Von allein und freiwillig.
So. Dann mal Futter bei die Fische und die Hosen runter: 76 Tracks, viereinhalb Stunden Sommermusik.
Im Kindergarten, zum letzten Mal
Aber über Kindergärtner und Kindergärtnerinnen kann man nie genug Gutes schreiben.
Derart kommentiert ich an dieser Stelle; und dann möchte ich mal – zumal es einen Anlass gibt – mit ein paar Absätzen voranschreiben.
* * *
Seit einigen Jahren fahre ich fast jeden Wochentagsmorgen in die Neubrandenburger Südstadt. Direkt neben den wuchtigen Elfgeschossern an der Bundesstraße steht dort ein Plattenbauquader mit zwei Etagen. Dem Kindergarten ist seine spätsozialistische Architektur nicht mehr anzusehen, viele Jahre, viel Geld und viel guter Willen haben ihn in ein buntes Kinderhaus verwandelt – das Kinderhaus „Windmühle“.
Jeden Morgen habe ich erst unsere Töchter, später dann alle drei, jetzt nur noch unseren Sohn dorthin gebracht; sie in die Storchengruppe, ihn zu den „Kessen Spatzen“. Habe auf Kinderbänken sitzend ihnen dabei zugesehen wie sie Reißverschluss lernten, Schnürsenkel lernten, Tachsagen lernten. Und wie sie das erste Mal vor Spielaufregung vergaßen, mich drückenderweise zu verabschieden.
Alle drei Kinder haben das große Glück gehabt, jeweils von einer tollen Kindergärtnerin beim Großwerden begleitet zu werden. Zwei Frauen mit weitem Herzen, immer offenen Ohren und potenziell kräftiger Stimme. Große Menschen, die spürbar gerne mit kleinen Menschen umgehen, und die zu einem Teil aus unseren Kindern das gemacht haben, was sie heute sind.
Und ja, ich weiß, es heißt Erzieherin, aber trotzdem. Ben beschreibt in seinem Blog den äußerst lebendigen Begriff so:
Man ist nicht Kinderaufpasser oder Kinderwart oder Kinderlehrer … man ist Kindergärtner. Man sät und pflanzt und gibt dem Wachstum Richtung und Ordnung, man jätet etwas Unkraut, und wenn die kleinen zarten Pflänzchen stark genug sind, kommen sie in die Baumschule.
Und soweit ist es jetzt gekommen, er ist eine starke Pflanze geworden, die Baumschule ruft. Heute stellt er zum letzten Mal die Straßenschuhe unter die Sitzbank, schlüpft in die Drinnen-Sandaletten, sagt artig Hallo und tut dann Dinge. Und wenn er am Nachmittag abgeholt wird, dann ist sie für uns erst mal vorbei, die Zeit der Kindergärtnerei.
* * *
Vielen Dank, Haike! Vielen Dank, Ines! Stellvertretend für alle engagierten, geduldigen, begeisternden, konsequenten und liebevollen Kindergärtnerinnen und Kindergärtner.
Spam ist nicht nur ein Palindrom III
Aktuell: Deutsche Post AG
Lieber Kunde,
Es ist unserem Boten leider misslungen einen Postsendung an Ihre Adresse zuzustellen.
Grund: Ein Fehler in der Leiferanschrift.
Sie konnen Ihre Postsendung in unserer Postabteilung personlich kriegen.
Anbei finden Sie einen Postetikett.
Sie sollen dieses Postetikett drucken lassen, um Ihre Postsendung in der Postabteilung empfangen zu konnen.Vielen Dank!
Deutsche Post AG.
Die angehängte zip-Datei unter keinen Umständen entpacken!
Man nehme: zwei Plattenspieler, dazu Rave, Breakbeat, Jungle, Techno und ein paar genreferne Gewürze, und dann, ja dann schalte man den Mixer an und lasse ihn laaange laufen. Und heraus kommt Hit the decks, eine kleine, aber verdammt feine Sample-Sampler-Orgie der frühen 90er. Wenn’s denn mit der Außenanlagen-Arbeitsmoral mal hapert, wandert eines der Tapes in den Rekorder, auf dass der Spaten beschwingt ins Geröll saust.
Und auch bei der folgenden Youtube-Sammlung gilt, was ich hier schon schrob:
Es waren nur ein paar Jahre, in denen eine ganz spezielle Art von elektronischer Tanzmusik mehr Menschen als Geld bewegt hat, aber diese Jahre hatten es in sich. Und auch wenn ich mich in manche Stücke heute nicht mehr unbedingt sooo verlieben würde – wenn eines meiner Kinder mal fragt, welche Musik Papa in seiner Zeit damals denn so gehört hat, dann schaltet der Papa irgendein onliniges Gerät an und klickt eine der folgenden Playlists an.
Aufgelesenes vom Sommer 2012
Aus Gründen hebe ich mir einige Lesezeichen auf. Man weiß ja nie, wozu man die noch mal brauchen könnte.
- VOCER — Freiwillig bezahlen? – Wie kann Journalismus künftig bezahlt werden?
- The Open Goldberg Variations, by Kimiko Ishizaka | Open Goldberg Variations – Bach, gemeinfrei.
- 20 Things I Should Have Known at 20 – 20 Dinge, die man mit 20 hätte wissen müssen.
- Deutschland: 12 Punkte | Journelle – Leben in Deutschland ist gar nicht so scheiße.
- Publikative.org » Blog Archive » Leitfaden: Rassistisch, fremdenfeindlich oder rechtsextrem? Schwarze, weiße oder farbige Menschen? – Wie schreibt man am besten über Menschen mit anderen Hautfarben?
- 15 Thesen zum Journalismus im 21. Jahrhundert | Deadline – Mal wieder ein paar Thesen zum Journalismus der Zukunft. Aber gute. Wie überhaupt Constantin Seibts „Deadline“-Blog beim Schweizer Tagesanzeiger uneingeschränkt gut ist.
- Der bequeme Mythos von den angeblich innovationsunfähigen Verlagen — CARTA – Wolfgang Michal macht sich mal die Mühe und differenziert: Die Verlage sind gar nicht so vorgestrig, wie man immer liest.
- SoulBrigada pres. The Soul Of Reggae Vol. 1 | Blogrebellen – Soul-Reggae-Sommermusik!
- svenpanel by cubuss – Die offizielle Sven-Väth-Samplemaschine. Gudelaunealda!
- Online PDF Tools -Convert PDF, Rotate PDF, Merge PDF, PDF to JPEG, Unlock PDF and more… – Wenn mal ein PDF-Online-Tool gebraucht wird …
Spam ist nicht nur ein Palindrom II
Aktuell: DHL-Packstation
Sehr geehrter PACKSTATION-Kunde,
Sehr geehrte PACKSTATION-Kundin,aufgrund der großen Nachfrage des PACKSTATION-Systems sind wir gezwungen
dauerhaft inaktive Accounts , unter anderem als vorbeugende Maßnahme vor Betrug zu löschen.
Selbstverständlich können Sie auf Wunsch weiterhin Ihre PACKSTATION nutzen.
Hierfür ist lediglich ein Login unter dhl-packstation.de nötig, um Ihren Account als „aktiv“ zu verifizieren.
Gerne können Sie dies auch telefonisch mit einem unserer Mitarbeiter durchführen.
Nutzen Sie dazu unsere Supporthotline
Servicenummer 01803 / 365 361 (0,69 Euro pro angefangene Minute aus den deutschen Festnetzen;
höchstens 0,99 Euro pro angefangene Minute aus den deutschen Mobilfunknetzen)
Sollten Sie künftig auf Ihre PACKSTATION verzichten können, so ist kein weiteres Agieren Ihrerseits nötig.
Ihr Account wird dann innerhalb 5 Tagen aufgelöst.HIER KLICKEN um zur Verifizierung zu starten.
Wir bitten um Ihr Verständnis und bedanken uns für Ihr Vertrauen.
Mit freundlichen Grüßen,
DHL-Kundenservice u. Sicherheit
Frank Peter
DHL Vertriebs GmbH
Haupt-Straße 20
PLZ/Ort: 53113 Bonn
Die eigentliche und echte „DHL Vertriebs GmbH & Co. OHG“ sitzt übrigens in der Bonner Charles-de-Gaulle-Straße 20.
Spam ist nicht nur ein Palindrom
Aktuell: Amazon
Lieber Amazon Kunde!
In den letzten Jahren ist die Zahl von Betrugsfällen auch bei Amazon nicht unbemerkt geblieben. Aus diesem Grunde rüsten wir unser Sicherheitssystem auf, um es den Betrügern unmöglich zu machen.
Um die Umrüstung auf das neue Sicherheitsverfahren problemlos gestalten zu können, bitten wir Sie im Vorraus Ihre Daten im Zusammenhang mit „Verified by Visa“ bzw. „MasterCard SecureCode“ zu ergänzen, um weiterhin wie gewohnt bei Amazon.de einkaufen zu können.
Der gesamte Prozess dauert nur wenige Minuten und ist mit keinerlei Kosten verbunden.
Zum Formular (über den Sicherheitsserver)
Ihre Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.Freundliche Grüße
Kundenservice Amazon.de
Die Links und Grafiken wurden vom Mailprogramm ausgeblendet, das ganze als Junk eingestuft. Also Vorsicht!
Als ich vor einiger Zeit auch noch kantinös aß, gab es in der Woche Hühnerfrikasse, Kochfisch und Königsberger Klopse.
Das berichtet der Neubrandenburger Herdnerd in den in den Kommentaren drüben beim Ostblog. Und mehr sogar noch als das überschaubare kulinarische Programm freute mich das Wort kantinös, das mir bislang noch nicht unter die Augen gekommen war. Und damit scheine ich nicht alleine zu sein, die Suchmaschine fand gerade sechs Mal Kantinöses im Netz.
Und damit sich das ändert, sprüh’ ich’s an jede Wand: kantinös (ugs. für geschmacklich den Mittagessen in Betriebsgaststätten entsprechend)