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Haus

Ausgebuddelt: Rostzettel

Stahlhandel

Ich finde das sehr beruhigend. Da findet man ein altes, rostiges Dingens und fragt sich natürlich: Was ist das? Wo kommt das her? Und hat das eine Internetseite?

Es hat. Dort steht dann zum Beispiel, dass im Hause Stahl derselben Stahlfirma steckt, die auch die A20 gebaut hat. Der kann ja wohl nicht ganz so schlecht sein, denkt man dann, und freut sich ein wenig.

(Was soll das? Und gibt’s da noch mehr von?)

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Musik

Wenn wir nicht den Rundfunk hätten …

… was täten wir bloß?
Wenn wir nicht den Rundfunk hätten
wär’n die Ohren arbeitslos.

Nächster Kassettenschnipsel. Zum Original habe ich gar nichts finden können, scheint wohl schon sehr alt zu sein. Sehr schön auch der angebliche therapeutische Effekt von Kopfhörern im Mittelteil und die anachronistische Absenz des Internets am Ende.

Nachtrach: „Das ist aus dem Titel “Rundf..k” von “The Floating Orbiter”. Erschienen 1998 auf der CD Radio Millenium – 75 Jahre Radio“ schreibt Rafael Bujotzek in die Kommentare, und das ist dann wohl dieser Netz-Effekt. Toll!

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Familie Sprache

Hundeblick

Erziehung ist ein weites Feld. Es kann vieles sein und nur wenig gar nicht. Unter anderem sollte es, so finden wir, darum gehen, eine gewisse Einfühlsamkeit an den Tag zu legen. Die Kinder sollten in der Lage sein, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, sie sollte mitfühlen und ihren Egoismus in Zaum halten können.

Andererseits ist es auch wichtig, die eigenen Wünsche und Gelüste nicht gänzlich zu vernachlässigen. Hierbei, so lehrten wir es, sind alle legalen Mittel erlaubt – und wenn es das Suggestieren von tierischen Gesichtsausdrücken ist, wie Charlotte auf diesem von ihr mitverfassten Einkaufszettel nachdrücklich beweist:

Hundeblick

p.s. Lakritze ist ja nun mal auch ganz was Tolles! Und sie haben daraufhin natüüüüüürlich ein wenig schwarzes Naschzeugs bekommen.
p.p.s. Wie mir gerade noch auffällt, ist auch die Spezifikation des Trockenfutters sehr kundenfreundlich, auf dass man eben keines für Menschen kaufen möge.

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Sprache

Kuttner spricht russisch

Jürgen, nicht Sarah. Irgendwann anfang des Jahrtausends auf Radio Fritz, wegen irgendeiner Ranking-Sendung „Die besten Songs des Jahrtausends“ oder so, als Einstieg. Klingt gut, besonders die Betonung auf поэтому. Wird hierhereingespült, weil mir ein Kassettendigitalisiergerät in die Hand fiel und benutzt werden wollte. Und ja, ich habe in diesem Jahrtausend noch vom Radio auf Kassette aufgenommen.

(Aktuell setzt sich Kuttner übrigens im Berliner DT mit der Sozialdemokratie und dem Links-Sein auseinander.)

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Netz

Flätta

7064694197_2f1ff699bb_nSeit einem halben Jahr bin ich bei Flattr. Ich haue da im Monat ein paar Euro drauf und kann somit auf vielen Seiten im Netz Geld geben. Das englische to flatter bedeutet, jemandem zu schmeicheln, und genau so empfinde ich das auch: „Hey, dein Text, dein Bild, deine Anregung gefallen mir so gut, dass ich dir ein wenig schmeicheln will.“ Etwa ein halbes Dutzend Mal im Monat klicke ich dann – so vorhanden – auf den Flattr-Knopp auf der jeweiligen Seite und beschmeichele den Urheber mit ungefähr dem Gegenwert von einem oder zwei Brötchen.

Weil es mir das wert ist.

Foto: Flattr via Flickr unter CC-Lizenz by-sa
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Sport

Das Leben als ein Fußballspiel

Auf eine meiner regelmäßigen Vaterjammereien, dass ja alles so schnell und sie ja nun schon so groß und bald und überhaupt entgegnete Charlotte heute beim Frühstück, dass sie doch erst zehn und also gerade mal beim Aufwärmen seien. Ich war daraufhin ein wenig beruhigter und nahm mir vor, diese Analogie mal ein wenig weiterzuspinnen.

Fußballnuckel

Demnach ist das Training die Schwangerschaft. Alle für die kommenden 90 Minuten benötigten Systeme werden daraufhin optimiert, auf dem Feld bestmöglich zu funktionieren. Die Aufwärmphase im Stadion wären dann die Wehen. Große Aufregung bei Beteiligten wie Zuschauern, die letzten Vorbereitungen für das Spiel werden gemacht, gleich geht’s los!

Anpfiff! Die Geburt. In den ersten Spielminuten ein vorsichtiges Abtasten. Wie tickt der Gegner heute? Wie geht das mit Laufen, Sprechen, Fahrradfahren? Das Publikum, also der Rest der Menschheit, ist mehr oder weniger bei der Sache. Eine schöne Kindheit wäre so etwas wie eine frühe Führung; wenn es nach 20 Minuten allerdings schon 0:3 steht, dann argumentieren die Strafverteidiger damit vor Gericht später gerne mal als Grund für ein übles Frustfoul.

Überhaupt: Foulspiel. Im Leben: Hangover, Ausraster, Scheißtage. Es gibt da die knallharten Eisenfüße, früher meist Verteidiger, heute oft im defensiven Mittelfeld, die komplett aggro durchs Leben ziehen, schon in der Schule die Streber piesacken und später die krummen Dinger drehen. Listige Banker, Steuerflüchtlinge oder Spam-Betrüger haben sich hingegen eher auf taktische Fouls spezialisiert.

Bei überhartem Einsteigen eines Gegners oder des Schicksals wälzt sich der Spieler verletzt auf dem Boden, mancher nur kurz, mancher theatralisch lang. Klar, Krankheit. Der Arzt kommt aufs Spielfeld und kriegt einen meist auch wieder hin, oft genügt dann schon ein bisschen Eisspray. In seltenen, tragischen Fällen ist die erste Halbzeit noch nicht mal zur Hälfte um, und der Spieler muss vom Platz. Nur die besten …

Die eigene Mannschaft sind die zehn Menschen, die jedem am nächsten stehen, Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen. Im besten Fall kämpft man füreinander und praktiziert herrlich anzusehenden Kombinationsfußball. Manche Teams hingegen sind zerstritten und können kaum einen hässlichen, ungenauen Kick and rush. Da wird dann auf dem Platz gepöbelt und gegrätscht, im Leben geklagt und verleumdet, die Mannschaftsfeiern geraten regelmäßig zum Desaster, die Fans wenden sich ab, ein klarer Abstiegskandidat. Die Medien und der Dorfklatsch tun ihr übriges.

Neigt sich die erste Halbzeit dem Ende entgegen, ist der Zeitpunkt kein schlechter, nochmal ein psychologisch wichtigen Treffer zu erzielen. Übersetzt wäre das dann das Erreichen eines Zieles, das sich jeder für sein Leben vornimmt und bis zum Alter von 35, 40 noch nicht geschafft hat: der richtige Job, die richtige Stellung im Job, noch mal ein Kind oder überhaupt mal erst eines, endlich die schon immer geplante Weltreise machen, den Baum pflanzen, die Welt retten oder das ’83er-Panini-Album komplett kriegen. Sowas. Gelingt das, geht’s doch gleich mit viel mehr Schwung in den zweiten Durchgang.

Jetzt kommt es auf die Kondition an. Bin ich gut trainiert, oder macht der Körper frühzeitig schlapp? Ermüdungsverletzungen häufen sich, aber noch muss bis zur 90. Minute, bis zum 90. Geburtstag durchgespielt werden. Wenn die Mannschaft gut miteinander kann, die Laufwege abgestimmt sind und der team spirit, sprich gesellschaftliche Zusammenhalt ausreichend ausgeprägt ist, dann sieht es gut aus, dann locken die drei Punkte, also ein erfülltes Leben.

Manchmal wird noch jemand Neues eingewechselt und bringt im besten Fall frischen Wind und neue Kräfte ins Spiel. Oft ist das zwischen der 50. und 75. Minute der Fall, die Kinder sind raus, man weiß jetzt Bescheid vom Leben und fragt sich, ob es denn das nun schon gewesen sein soll oder das Remis vielleicht doch am Ende zwei verlorene statt ein gewonnener Punkt sein wird.

Und dann: der Abpfiff. Am Ende bleibt nur die Frage: Gibt es einen Schiedsrichter?

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Links

Aufgelesenes vom Frühjahr und Sommer 2014

Aus Gründen hebe ich mir einige Lesezeichen auf. Man weiß ja nie, wozu man die noch mal brauchen könnte.

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Spaß

Und wer will schon verpilzte Barteln?

Für eine Hochzeitsfeier habe ich mich jüngst mit Fischnamen befasst. Fragt nicht. Fischartenbenamser scheinen allerdings einen sehr interessanten Sinn für Humor zu haben. Nehmen wir mal an, da gibt’s so einen Fisch, und der hat noch keinen Namen. Dafür aber ein paar Eigenschaften:

Der sehr lebhafte und robuste Fisch lebt im Uferbereich mit feinem Sand (zum Wühlen!) und Verstecken. Er sollte immer in einer Gruppe aus 5 oder mehr Artgenossen gehalten werden. Die Weibchen sind größer und fülliger als die Männchen. Als Bodengrund sollte bzw. muss Sand verwendet werden, dabei ist jedoch darauf zu achten dass dieser nicht scharfkantig ist. Ansonsten könnten die Panzerwelse sich an den Barteln verletzen, was zu Verpilzungen führt.

Verpilzungen an den Barteln, das geht ja gar nicht! Jedenfalls nicht bei dieser Wels-Art, die auf den lyrischlieblichen Namen Adolfs Panzerwels hört. Wenn sie denn hören könnte.


corydoras adolfoi by miek5 on deviantART

Foto: Miek5 via Deviantart unter CC-Lizenz by-nc-nd

(Ich lachte sehr darüber. Auch wenn der ganz richtige Name eigentlich Adolfos Panzerwels lautet.)

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Blog Politik sl.

… dass schon lange keine Musik mehr gespielt wurde

Es war ein ruhiger Tag. Wir hatten am Vormittag ganz ordentlich geübt und wollten jetzt noch mal aufs Wasser. Zwar blies der Wind eher dürftig, doch musste die Woche gut genutzt werden, um am Freitag die Prüfung zu bestehen. Vor- und rückwärts ging schon ganz gut, beim Umdrehen flogen die meisten aber noch regelmäßig ins fast wellenlose Salzhaff. Der Praxis-Schein in Windsurfen war notwendig für den Magister in Sportwissenschaften, die Spätsommerwoche an der Ostsee zählte – zumindest bis zu diesem Dienstagnachmittag – zu den schöneren Pflichten des Studiums.

Nach dem traditionell eher späten Frühstück krochen wir jeden Tag in die Neoprenanzüge, schnappten uns Brett und Segel und ließen uns erst wieder ans Ufer zurücktreiben, wenn die Kraft nicht mehr fürs Segelhalten reichte oder das Mittagessen lautstark angekündigt wurde. Es war ein dankbares Fleckchen Meer, flach, überschaubar, und stets weht ein sanfter Antrieb mit Windstärke zwei bis drei.

Die Gemeinschaft der Surf-Eleven war eine recht verschworene. Viele kannten sich schon vorher; die Zahl der Sportstudenten an der FU Berlin war Anfang des Jahrtausends auf ein sehr überschaubares Maß geschrumpft, denn lange sollte es den Studiengang nicht mehr geben. Wir waren zusammen auf dem Wannsee gerudert, hatten uns im tiefsten Spandau Badminton beigebracht und zusammen Tausende BVG-Kilometer zwischen Sportstätten und Seminaren absolviert.

An der Ostsee hörten wir diese coole, neue Band Seeed auf Dauerschleife, feilten in den Surf-Pausen an unseren Skills im Beachvolleyball und ruhten abends mit Dosenbier am Strandlagerfeuer. Ein paar Männlein und Weiblein spielten etwas unbeholfen das ewige Spiel; die meisten jedoch konnten die Zeit richtig genießen und die Studentenseele baumeln lassen.

Das Mittag war also vorbei und wir lungerten auf den Bänken zwischen den Bungalows herum. Irgendwo dudelte ein Radio, leider gerade keine Musik. Wir spielten Skat, eher uninspiriert, es war ein gutes Mittagessen gewesen, und das Kartenspiel sollte einfach nur den inneren Schweinehund besänftigen, damit der nicht plötzlich eifrig aufspringt und auf den Wellen reiten will. Irgendwo dudelte eine Radio, immer noch keine Musik. Die Sonne schien, noch recht träge schlurften die ersten Schnellverdauer in Richtung der Surfbretter.

Ich staune, wie genau ich heute noch weiß, auf welcher der vielen Bänke ich in diesem Moment wie gesessen habe: auf der in der Mitte, zur Ostsee hin, seitlich, je ein Bein links und rechts runterbaumelnd. Irgendwo dudelte ein Radio. Wir waren gerade beim Reizen, als jemand bemerkte, dass schon lange keine Musik mehr gespielt wurde.

Komisch.

„Machma lauter!“

„… Flugzeug … World Trade Center … ist nicht auszuschließen … Terrorismus …“

Am späten Abend riss ich mich mal kurz vom Fernsehen los, um meine Lieben anzurufen. Am nächsten Tag kaufte ich den örtlichen Kiosk leer, um in den Zeitungen und Magazinen gegen das Unbegreifliche anzulesen. Später in diesem Jahr passierten dann noch andere doofe Dinge, die aber nichts mit der Weltpolitik, sondern nur mit meinem Leben zu tun hatten.

Ende 2001 war in der Summe schlimm, und es fing an genau heute vor 13 Jahren. Als irgendwo am Meer ein Radio dudelte, aber schon lange keine Musik mehr gespielt wurde.

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Familie Sprache

Gefühlschrank

Als Heinrich neulich wütend war, musste ich mich zum Einen konzentrieren, um ihm folgen zu können, und außerdem, um mir das Sprachbild zu merken. Überhaupt kann man nie früh genug damit anfangen, Kinder nicht mehr zu unterschätzen.

Oooaaarr! Das ist ja so gemein! Immer, wenn ich mal richtig sauer bin, habt ihr am Ende Recht. Und wenn ich dann mal Recht habe, kann ich gar nicht so richtig gut sauer sein. Das ist fies. Verdammt! Ich brauche einen Gefühlschrank, da hau’ ich die Wut rein und hole sie raus, wenn ich sie brauchen kann.