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Warum Eltern Fremdsprachen lernen sollten

Hieroglyphen

Foto: ThoMo1969 via Flickr unter CC-Lizenz by

Ein kleiner Tipp an alle Verliebten, die nicht ganz ausschließen können, vielleicht später mal zusammen Kinder zu haben, oder an Eltern mit Kindern im Säuglingsalter: Lernt Fremdsprachen! Umso mehr, umso besser. Umso exotischer, umso noch besser. Umso ausgestorbener, umso am allerbesten. Ihr werdet es nicht bereuen.

Denn machen wir uns nichts vor, Vertrauen hin, offene Gesprächsatmosphären her: Eltern haben auch Geheimnisse … [… ]

Hieroglyphen

Foto: ThoMo1969 via Flickr unter CC-Lizenz by

Ein kleiner Tipp an alle Verliebten, die nicht ganz ausschließen können, vielleicht später mal zusammen Kinder zu haben, oder an Eltern mit Kindern im Säuglingsalter: Lernt Fremdsprachen! Umso mehr, umso besser. Umso exotischer, umso noch besser. Umso ausgestorbener, umso am allerbesten. Ihr werdet es nicht bereuen.

Denn machen wir uns nichts vor, Vertrauen hin, offene Gesprächsatmosphären her: Eltern haben auch Geheimnisse. Vor ihren Kindern. Sie wollen Dinge besprechen, die Kinder nichts angehen. Sie wollen Wörter verwenden, die Kinder nicht hören sollen. Sie wollen manchmal auch einfach nur schnell und konkret etwas planen, ohne erst die 43 zu erwartenden Warums beanworten zu müssen.

Potenzielle Geburtstagsgeschenke, Familientratsch, Überraschungsausflüge, Lästereien, Belohnungen, Strafen, Intimlichkeiten, Erziehungsabsprachen – klassische Elternthemen eben. Und wenn die Zeit allein zu zweit im Alltag knapp bemessen ist, muss es eben manchmal das Familienessen oder die Autofahrt sein, wo man solche Sachen bequasseln könnte.

Wenn denn die Kinder nicht zuhören würden.

Anfangs ging das, sie verstanden uns nicht, alles war paletti. Als sie die ersten Schimpfwörter nachplapperten, gingen wir aufs Buchstabieren über. „Nachher könnten wir ja noch ein E – I – S mit allen essen, oder?“ – „Nee, geht nicht, sind doch schon bei Oma eingeladen.“ Grund der Geheimniskrämerei: Hätten sie „Eis“ gehört und es hätte dann doch keins gegeben … Sie verstehen?

Dann musste ja im Kindergarten unbedingt schon Buchstabieren geübt werden, und schwupps! war die Geheimsprache dahin. Wir gingen fließend zunächst auf Fremdwörter („Hat die Tourismusakquise für den Sommer schon was ergeben?“), Ironie („Gaaaanz tolle Stimmung heute morgen mal wieder“) und bürokratische Umschreibungen („Dem Begehren des Nachkömmlings betreffs Erwerb eines animalischen Grünauges darf nun nachgegeben werden“) über.

Aber Kinder lernen schnell.

Teilweise fühlten wir uns wie bei diesem Gesellschaftsspiel, wo man Begriffe umschreiben muss, ohne ein paar vorgegebene verwenden zu dürfen. Wir wichen alsbald auf Englisch aus und hatten eine Weile Ruhe. Wir konnten das Nötigste bereden, die Kinder staunten und verstanden nichts. Sie blickten meist etwas argwöhnisch drein, wohl ahnten sie den Betrug. Aber sie verstanden: nichts.

Doch natürlich wird in der Schule hohen Wert darauf gelegt, nur ja nicht zu lange mit dem Englischlernen zu warten. Vielen Dank, Bildungssystem! Mit unserem rudimentären Französisch könnten wir uns gegenseitig maximal einen Kaffee bestellen, und das Russisch, welches mal ausreichend vorhanden war, hat sein Mindesthaltbarkeitsdatum leider lange überschritten. Und so müssen wir uns nun eingestehen: Es ist vorbei. Das Zeitfenster der Elterngeheimsprachen hat sich geschlossen, unsere Kommunikation ist fortan entschlüsselbar.

Das ist gut, weil es dazu zwingt, entweder Unangenehmes offen anzusprechen oder auf ein ungestörtes (und mit „ungestört“ meine ich gleichzeitig „mehrere Minuten ungestört“) Mama-Papa-Gespräch zu beharren. Das ist schlecht, weil man manchmal sowohl auf die eine noch auf die andere Alternative schlicht keinen Bock hat. Und für diese wenigen Momente wünschte ich, wir hätten beide mal Hindi gelernt oder Sorbisch oder Schwyzerdütsch.

Vielleicht aber gibt es auch einen anderen Weg, und wir müssen dieses ominöse „dem anderen alles vom Gesicht ablesen“ einfach nur noch besser üben.

2 Antworten auf „Warum Eltern Fremdsprachen lernen sollten“

Sehr schön die verschiedenen Stufen beschrieben, danke. Wir sind mittlerweile auch bei der Fremdsprachenstufe, haben da eigentlich gar nicht so schlechte Karten, aber ich fühle mich sehr schlecht dabei, mithörende Kinder mehr oder weniger offen auszuschließen. Hilft also auch nur bedingt.

Die Kleinen machen es doch vor, warum nicht auch mal von ihnen lernen. Neben Gruppenchats bwz. Chaträumen gibt es doch immer auch noch die 1:1-Funktion. Und mit ein bisschen gutem Willen werden aus den digital imigrants (vulgo: Eltern) so ganz von allein digital natives …

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