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Neubrandenburg

Die beiden Baumarkt-Warter

Sie müssen aus dem Umland kommen, das Nummernschild verrät es. Der anthrazitfarbene Nissan Primera mit dem kleinen „Europa“-Aufkleber am Heck ist blitzeblank geputzt, die Scheiben sind im Gegensatz zu allen anderen Autoscheiben an diesem Morgen sorgfältig abgetrocknet worden, vielleicht wohnt der gute Wagen aber auch in einer Garage..

Als ich die Kinder zur Schule fahre, sehe ich sie am Kreisverkehr in Richtung Baumarkt, sie scheinen aus dem Norden des Landkreises zu kommen. Als ich von der Schule wiederkomme und dann selbst ein paar Minuten vor dem Öffnen vor dem Baumarkt einparke, steht da genau ein einziges Auto.

Sie haben sich wohl ein wenig verkalkuliert und jetzt gute 20 Minuten einen geschlossenen Baumarkt angestarrt. Sie ist ganz in rentnerbeige, er trägt viel zu weite Jeans und eine Lederschirmmütze. Ich sehe ihnen sieben, acht Minuten zu und bemerke kein Bisschen Konversation. Es ist wohl alles gesagt.

Ich würde zu gern wissen, welche Erledigung sie sich für den heutigen Stadtausflug vorgenommen haben. Holzschrauben? Winterharte Pflanzen? Maler-Utensilien? An der Kasse sehe ich sie schließlich mit dem kleinsten Beutel Blumenzwiebeln, der aufzutreiben war. Das Zeug wird im gähnend leeren Kofferraum des Primera sicher verstaut, und ich habe nur darauf gewartet, dass sie die Tüte sicherheitshalber noch mit Spanngurten fixieren.

Das wäre also geschafft. Und der Tag ist noch so jung! Vielleicht war es dann auch diese tiefe Befriedigung, ein Tagesziel bereits frühzeitig erledigt zu haben, die die beiden Baumarkt-Warter veranlasst hat, sich beim fast synchronen Einsteigen am Ende nochmal kurz zuzulächeln.

Doch, doch, ich habe es deutlich gesehen.

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