Kategorien
Musik

James Brown ist tot, wer tötete John F. Kennedy, und wer zum Geier ist Elvis?

wkjb

Es ist 1991, meine Freundin ist weg und bräunt sich und du willst ein Mashup produzieren. Was tust du? Genau: Doppeltapedeck und ab dafür. So tat ich, und heraus kam dieses:

Als da also höchst simpel ineinandergemischt worden sind: „Who killed JFK“ von Misteria (Youtube, die beiden Produzenten Peter Ries und Wolfgang Filz waren mal in der Band von Sandra), „Who is Elvis“ von Phenomania (Youtube, die beiden Produzenten Jens Lissat und Ramon Zenker haben nicht umsonst einen eigenen Wikipedia-Eintrag) und dem nach wie vor knackigen Rave-Tango-Monster „James Brown is dead“ von L.A. Style (Youtube, dahinter steckt vor allem ein holländischer Chopin-Fan).

Weitere obskure Vertreter der „Wer ist tot und was macht eigentlich James Brown“-Mini-Serie des Technos der frühen 90er waren unter anderem „Helmut Kohl ist tot“ vom Trommeltänzer George Kranz, „James Brown has sex“ von Raimunda Navarro, „James Brown is still alive“ von Holy Noise, „Laura P. is dead“ von X.P.C., „Michael Jackson is in heaven now“ von Obscure FM oder auch die Singer/Songwriter-Neofolk-Hymne „Bruce Willis is dead“ von Mr. Oizo. Und ja, es waren merkwürdige Zeiten 🙂

– – –

Und hier gibt’s noch mehr Kassettenschnipsel!

Kategorien
Neubrandenburg Politik

Autonomes Dasein auf 40 Seiten: „Politische Postille Neubrandenburg“ von 1993

Beim Stöbern im Internet-Archiv auf ein papiernes Zeugnis der Zeitgeschichte gestoßen. Vor gut 23 Jahren wurde die Ausgabe 6/93 der „Politischen Postille Neubrandenburg“ im A5-Format über die Kopierer gejagt, um die Anarchisten der Region mit neuem Lesestoff zu versorgen. Inhaltlich hatte sich das Periodikum vom Antifablatt (das hieß noch „Antifant) zu einer regionalen anarchistischen Jugendzeitschrift gewandelt.

Sehr schön fand ich dabei auf Seite 9 folgendes Zitat:

Wir sitzen hier gerade so zusammen und überlegen, wie wir unser „autonomes Dasein“ anderen näherbringen können, ohne daß irgendwo irgendwelche Klappen runterfallen, die von Bild, Nordkurier, TV, CDU; SPD und ähnlichen parasitären Vereinigungen kläglich zusammengeschustert werden und wurden.“

Besonders niedlich wirkt das ganze, weil im hinteren Teil der Ausgabe auf ganzen drei Seiten Beiträge der „parasitären Vereinigung“ Nordkurier abgedruckt wurden, die wohl gerade ganz gut in den Kram passten.

Aber wie sah es nun 1993 aus mit den Antifa-Anarchos in Neubrandenburg? Wir bleiben auf Seite 9:

Und hier muß endlich einmal ausgesprochen werden, daß in NB viele Leute erkannt haben, daß es an der Zeit ist, Widerstand zu leisten. Dies zeigen verschiedene Aktionen wie z.Bsp.: Sprüh- und Farbeiaktionen gegen die Deutsche Bank und die Kommerzbank, Sprühaktionen bei Jagd- und Fleischerläden, spontane Ringbesetzungen, Sprühparolen zur Hafenstraße, sowie antifaschistische und antimilitaristische Sprühparolen, verschiedene Plakatklebeaktionen und nicht zuletzt auch Eure Zeitung.

Nun muss heute konstatiert werden, dass Deutsche Bank und „Kommerzbank“ die Antifa-Farbeier offenbar ganz gut weggesteckt haben und eher mit den Niedrigzinsen zu kämpfen haben. Warum die Anarchos Fleischerläden nicht mögen, erschließt sich mir dagegen so gar nicht. Spontane Ringbesetzungen gibt es demnächst bald wieder, wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft einen Sieg erringt – auch das dürfte wenig im Sinne der Linken sein.

Und das war’s dann auch schon zu Neubrandenburg, den Rest der PPN füllen bundesweite Aktionen oder Informationen. Noch ganz niedlich die Anekdote am Schluss, dass der Landes-Chef der Republikaner (die heute in MV quasi nicht mehr existent sind) seiner Ämter enthoben wurde, weil er ein zerkratztes Auto erfunden hat.

Hier also die „Politische Postille Neubrandenburg“ 6/1993 zum Durchblättern:

Kategorien
Bild Familie sl.

„Daß der Natur ein Meisterstück gelingt“

Wenn die Natur in ihrer Stärke
Vernichtung und Verderben bringt,
Dann ist sie gleich darauf am Werke,
Daß ihr ein Meisterstück gelingt.

Vor Zeiten brach die Ostseewelle
Verheerend über Dün’ und Land!
Nun seht nur, was an dieser Stelle
Gleich für ein Wunderwerk entstand!

Als sich die grimm’gen Ostseewogen
Dann ausgetobt in ihrer Gier,
Und in ihr Bett zurückgezogen –
Da ließen einen See sie hier.

Vom Meer getrennt nur durch die Düne
Liegt nun der See ganz friedlich da.
Ringsum der Wald. Nur auf der Bühne
Bisher ich solche Landschaft sah.

Das Gedicht hat keinen Namen, der Verfasser ist unbekannt. Es stammt aus einem Prospekt der Badeverwaltung Kölpinsee aus dem Jahr 1929, darauf gestoßen bin ich vor längerer Zeit über diesen Blogeintrag des Usedomspotters Hans-Jürgen Merkle.

Kölpinsee also. Der Name kommt aus dem Slawischen und bedeutet Schwanensee, der Ort liegt auf Usedom zwischen Koserow und Stubbenfelde, zwischen Bundesstraße 111 und Ostsee. Als Heinrich noch jung war, war ich mal ein paar Wochen lang mit ihm auf Kur. Es war ein Winter in Kölpinsee.

Es war sehr schön dort. Ruhig, kalt, leer, Ostsee. Diese Luft! Fast jeden Tag ein großer Spaziergang, oft durch den Schnee, immer packedicke angezogen. Nur wir zwei, zu den anderen Mamas und Kindern hielten wir meist respektvolle Distanz. Geordnete Tage, ein bisschen Turnraumsport hier, ein wenig Fortbildung für mich da, zwischendurch viel Freizeit, Ruhe, Essen, Schlafen, Zeit verbringen.

Kölpinsee ist deshalb besonders, weil der große Tourismus am Ort größtenteils vorbeihuscht, gerade eben im Februar. Dann ist da wirklich gar niemand, der nicht wirklich da sein möchte. Keine Camper, keine Wochenendhauptstädter, keine Ferienwohnungssachsen. Nur das Meer und der Himmel und die Luft. Erwähnte ich, wie großartig frostige Meeresluft sein kann, wenn man nach einem langen Spaziergang warm geworden ist und die Wintersonne einen die Augen zusammenkneifen lässt?

Kölpinsee ist ein schönes Fleckchen Erde und für mich eine sehr schöne Erinnerung.

Kölpinsee

Kategorien
Bild

Der Schwarze Sheriff. #benno #cat #nb


via IFTTT

Kategorien
Bild

Doch was, wenn’s dann da ist? #streetart #meta


via IFTTT

Kategorien
Bild

Sonnensiesta. #lilly #cat #powernap


via IFTTT

Kategorien
Musik Politik

Nichts zu fürchten

Die viel zu vielen Bilder und Nachrichten machen den Einzelnen nur kleiner, als er in Wirklichkeit ist. Die Kenntnis des großen Ganzen lassen den Menschen vergessen, dass er sich auch gegen die Angst entscheiden kann. Dabei gibt es doch eigentlich nichts zu fürchten.

Diese Tage bieten eine passende Gelegenheit, eines der wenigen Depeche-Mode-Cover vorzustellen, die das Original besser machen. Das griechische Synthie-Pop-Duo Marsheaux haben sich das 1982er-Album „A broken frame“ komplett vorgenommen und vor allem den 35 Jahre alten Sound den modernen Hörgewohnheiten angepasst. Davon profitiert vor allem das epische Instrumental „Nothing to fear“:

Nicht unpassend dazu auch der Fakt, dass Chris Rea ebenfalls einen Song namens „Nothing to fear“ in seinem Repertoire hat, in dem es um einen Europäer geht, der Muslime willkommen heißt. Der also etwas praktiziert, was sich derzeit als eine Art gesellschaftlicher Lackmus-Test etabliert:

In God’s own name let’s eat together
In God’s own name please come in peace
See how our children play together
While you and me we stand alone

Kategorien
Spaß

Kaffee ist nicht lustig

Kategorien
Spaß

Arschbombe ist nicht lustig

Kategorien
Sport

„Wir können nicht immer nur vom Schicksal abhängig sein. Das ist in Zukunft nicht mehr tragbar.“

Ihr kuckt nachher auch brav die Europapokal-Auslosung? Diskutiert, ob nun PSG – Paris Saint-Germain​ oder Atlético de Madrid​ der bessere, weil leichtere Bayern-Gegner gewesen wäre und warum der VfL Wolfsburg​ gegen Manchester City FC​ keine Chance hat und weshalb Borussia Dortmund​ sowieso ins Finale kommt?

Gott, seid ihr doof!

Habt Ihr nicht in dieser Woche Eure Erleuchtung erfahren? Gelernt, um was es im Fußball, ach was: im Leben! eigentlich geht? Euch sagen lassen, wie man mit spontanen Unwägbarkeiten – wie zum Beispiel Viertelfinal-Auslosungen – umgeht? Wie man Dingen, die nun mal passieren dann und wann, optimal begegnet?

Und nein, wir reden nicht vom grandiosen Achtelfinal-Rückspiel-Kampf des FC Bayern gegen Juventus, einem einfach nur großartigen Fußballspiel mit allen dazu nötigen Ingredienzien, als da wären: Spannung, Fehlentscheidungen, Tore, Rudelbildung, Gefühle auf dem Platz, Verlängerung, Führungswechsel – und Beobachter, die spontan begeisterter Anhänger einer Mannschaft werden, die ihnen bislang egal war oder die sie vielleicht so gar nicht leiden konnten.

Nein, davon reden wir nicht. Also nicht direkt. Denn unerkannt und nahezu ungewürdigt lebt im Dunstkreis dieser Mannschaft einer der größten, ja wenn nicht sogar der allergrößte Philosoph unserer Zeiten. Er hat im Euphorietaumel des profanen Weiterkommens in der UEFA Champions League​ größtmögliche Distanz bewahrt und nach dem Spiel wahre Worte gefunden. Er hat ein Problem erkenntnistheoretisch filetiert, das vor ihm schon viele erkannt und benannt haben, das aber noch niemand so wahrhaftig und schon fast erkenntnisschmerzend auf den aristoteleschen Punkt gebracht hat.

adidas RUMMENIGGE SUPER 2Also Vorhang auf und maximum respect von DGNA für die Worte der Woche, die, wenn sich der Vergleich nicht verbieten würde, auch einem Absinth-durchtränkten Brainstorming von Loriot​ hätten entspringen können. Sie sind die einzig wahre Waffe gegen alle nervigen Auslosungen beim Fußball und überhaupt alles Chaos dieser Welt. Danke, o du Phussball-Philosoph, danke, Karl-Heinz Rummenigge​:

Was mir dabei nicht gefällt: Wir sind einfach alle abhängig vom Schicksal. Aber ich muss offen und ehrlich sagen: Irgendwann reicht’s mir mit dem Schicksal. Wir können nicht immer nur vom Schicksal abhängig sein. Das ist in Zukunft nicht mehr tragbar.

Foto: Adifansnet via Flickr unter CC-Lizenz by-sa

Zuerst erschienen auf Du gehst niemals allein.