Hit The Decks

Es ist 1991, meine Freundin ist weg und bräunt sich und du willst ein Mashup produzieren. Was tust du? Genau: Doppeltapedeck und ab dafür. So tat ich, und heraus kam dieses:
Als da also höchst simpel ineinandergemischt worden sind: „Who killed JFK“ von Misteria (Youtube, die beiden Produzenten Peter Ries und Wolfgang Filz waren mal in der Band von Sandra), „Who is Elvis“ von Phenomania (Youtube, die beiden Produzenten Jens Lissat und Ramon Zenker haben nicht umsonst einen eigenen Wikipedia-Eintrag) und dem nach wie vor knackigen Rave-Tango-Monster „James Brown is dead“ von L.A. Style (Youtube, dahinter steckt vor allem ein holländischer Chopin-Fan).
Weitere obskure Vertreter der „Wer ist tot und was macht eigentlich James Brown“-Mini-Serie des Technos der frühen 90er waren unter anderem „Helmut Kohl ist tot“ vom Trommeltänzer George Kranz, „James Brown has sex“ von Raimunda Navarro, „James Brown is still alive“ von Holy Noise, „Laura P. is dead“ von X.P.C., „Michael Jackson is in heaven now“ von Obscure FM oder auch die Singer/Songwriter-Neofolk-Hymne „Bruce Willis is dead“ von Mr. Oizo. Und ja, es waren merkwürdige Zeiten 🙂
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Und hier gibt’s noch mehr Kassettenschnipsel!
Noch nie eine Soundcloud hier drin gehabt, das wird dann aber langsam mal Zeit!
Irgendwann mal auf irgendein Mixtape gestoßen, in dem mich mittenmang das „Datenübertragungsküsschen“ von Dominik Eulberg im Sistema-Remix (hier auf Youtube) vom Hocker schmiss, sprich: aufhorchen ließ. Und wie das dann manchmal so ist: gugeln, hören, suchen, kaufen. Keine Woche später flutschte Eulbergs Album „Diorama“ ins Autoradio, und bis heute ist es dort immer noch.
Das Schöne an der Musik von Dominik Eulberg ist aber nicht nur, dass er zeitgenössischen Trance produziert (heute heißt das sicher anders), der alte Menschen an The Orb und mittelalte an Trentemøller erinnert. Auch fein ist, dass der Eulberg (auch auf Fäsbuk) viel draußen ist und versucht, seine Eindrücke von der Natur in seine Tracks einfließen zu lassen.
Worauf ich aber eigentlich hinauswill: die Namen, die Dominik Eulberg seinen Songs gibt. Die Invasion Der Taschenkrebse. Brenzlich, Brenzlich dachte der Feuersalamander. Die Rotbauchunken vom Tegernsee. Meerjungfrauenportemonnaie. Teddy Tausendtod. Sehr hübsch, das alles, und warum denn auch nicht?
Nun also Musik, der neueste Podcast von Dominik Eulberg zum umsonst Anhören und auch Runterladen (noch) mitsamt Minimal nebst Melodeien. Und er nennt ihn einfach: Gimpel. Anbei darunter ebenfalls noch eine knapp dreiviertelstündige Dominik-Doku mit Diorama und Dialekt und Drums.
Mixery on Stage: Dominik Eulberg Special from YouNameIt.tv on Vimeo.
Man nehme: zwei Plattenspieler, dazu Rave, Breakbeat, Jungle, Techno und ein paar genreferne Gewürze, und dann, ja dann schalte man den Mixer an und lasse ihn laaange laufen. Und heraus kommt Hit the decks, eine kleine, aber verdammt feine Sample-Sampler-Orgie der frühen 90er. Wenn’s denn mit der Außenanlagen-Arbeitsmoral mal hapert, wandert eines der Tapes in den Rekorder, auf dass der Spaten beschwingt ins Geröll saust.
Und auch bei der folgenden Youtube-Sammlung gilt, was ich hier schon schrob:
Es waren nur ein paar Jahre, in denen eine ganz spezielle Art von elektronischer Tanzmusik mehr Menschen als Geld bewegt hat, aber diese Jahre hatten es in sich. Und auch wenn ich mich in manche Stücke heute nicht mehr unbedingt sooo verlieben würde – wenn eines meiner Kinder mal fragt, welche Musik Papa in seiner Zeit damals denn so gehört hat, dann schaltet der Papa irgendein onliniges Gerät an und klickt eine der folgenden Playlists an.
Und die Antwort ist: 42. So viele handselektierte Musikstücke vereint die folgende Liste, vorzugsweise, aber nicht ausschließlich aus den Jahren 1990 bis 1995, definitiv jedoch vollkommen gitarrenlos; Strom wird hier nur verwandt, um Synthetisches in der richtigen Form an die richtige Stelle zu bringen.
Nur im ersten Moment erstaunt haben mich die Youtube-Kommentare zu den Tracks. Die gute alte Zeit wünschten sich fast alle zurück, einige berichteten von ihren (angeblich) ausufernden Rave-Erfahrungen, nicht wenige gaben zu, dass ihnen beim Anhören Tränen in die Augen schossen, fast alle verdammten die bösen Musikindustriellen, die aus Techno und Trance das gemacht haben, was es heute leider nunmal ist.
Es waren nur ein paar Jahre, in denen eine ganz spezielle Art von elektronischer Tanzmusik mehr Menschen als Geld bewegt hat, aber diese Jahre hatten es in sich. Und auch wenn ich mich in manche Stücke heute nicht mehr unbedingt sooo verlieben würde – wenn eines meiner Kinder mal fragt, welche Musik Papa in seiner Zeit damals denn so gehört hat, dann schaltet der Papa irgendein onliniges Gerät an und klickt eine der folgenden Playlists an.
Und dreht die Lautstärke weit, weit auf.
* Youtube-Playlist „The Weeping Waste“