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Medien

Zum Zwecke der Nacheile wurden die Bediensteten sodann zusammengeführt

Immer wieder ein Quell verzückter Freude über die Möglich- und Wunderlichkeiten der schönen deutschen Sprache sind ja auch – Pressemitteilungen. Insbesondere die aus dem Polizeisektor. Dieses Beispiel von gestern zeigt ganz hervorragend, wie man so einen schnöden Vorgang wie die Flucht eines Häftlings in gar noble Worte gießen kann.

Schon der Einstieg ist ganz großes Sprachkino:

Ein Strafgefangener aus der JVA Neubrandenburg ist heute gegen 11.45 Uhr im Rahmen einer Arztvorführung entwichen.

Also ich denke ja bei Arztvorführung spontan eher an so etwas oder auch so etwas oder vielleicht auch noch so etwas. Dafür ist dann das abschließende „entwichen“ schon wieder sehr großartig. Doch weiter im Text:

Der Gefangene war am Abend zuvor von der Polizei festgenommen und der JVA Neubrandenburg zugeführt worden.

Toll! Ich habe hier folgende Assoziation: Hier das Gefängnis, da der Übeltäter, und die gute, alte Polizei bringt die beiden Turteltäubchen nun schlussendlich zusammen. Hach.

Anschließend hatte er sich dem medizinischen Dienst vorgestellt und über Schmerzen in der linken Hand geklagt. Zum Zwecke einer Röntgenuntersuchung wurde er heute in ein Neubrandenburger Ärztehaus gebracht.

Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Röntgen fließe.

Beim Verlassen des Ärztehauses war er an den Händen gefesselt und wurde von zwei Bediensteten begleitet. Dabei riss sich der Gefangene plötzlich los und entwendete einer Passantin ein Fahrrad, mit dem er sodann davonfuhr. Die Nacheile blieb erfolglos.

Bedienstete. Sodann. Nacheile. Man muss dem Juristendeutsch verdammtnochmal dankbar sein, dass es gewisse Sprach-Kleinode vermutlich noch bis ins nächste Jahrtausend hineinkonserviert.

Und mit diesen abschließenden Worten möchte ich mich empfehlen.

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Familie

Früher waren die Oldtimer irgendwie älter

„Oh, kuckma Papa, da hinten steht ein Oldtimer!“

Häh? Nun, auf eine gewisse Entfernung habe ich ohne Brille schon mal besser sehen können, aber … da waren keine Oldtimer. Da waren parkende Autos am Straßenrand. Aber keine Oldtimer.

„Da ist kein Oldtimer, mein Junge.“

Vielleicht hat er den Begriff nur falsch verwendet. Sowas kann ja vorkommen, er ist gerade fünf geworden, da sind eben noch nicht alle Assoziationen korrekt verknüppert. Ich überlegte überlegen, wie ich „Oldtimer“ einem Fünfjährigen am treffsichersten definieren könnte. Doch er plapperte dazwischen:

„Doch, Papa, da ist ein Oldtimer. Da vorne!“

Langsam wurde ich ein wenig ungehalten. Er sah einen Oldtimer, den ich nicht sah. Hatte er so einen langen Kindergartentag gehabt? Wollte er mich veralbern? Ist das ein brandneuer Kumpel-Insider? Papas mit Absicht imaginäre Oldtimer vorgaukeln? Na warte!

„Jetzt ist aber gut. DA STEHT KEIN …“
„Der weiße da!“

(Ups.)

Trabant in Wittenberg

foto:roger4336

P.S.
„Papa, wie heißt das Auto eigentlich? Das habe ich ja noch NIE gesehen!“

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Familie

Worüber Kindergärtnerinnen sich freuen

Wir so: „Hui, woher hast du denn dieses putzige Plastedingens?“
Er so: „Den hat mir Tante Brigitte aus dem Kindergarten zum Geburtstag geschenkt.“
Wir so: „Oh, toll! Das ist ja ganz schön nett von ihr. Aber Tante Brigitte ist aber auch immer ganz lieb zu dir, oder? Wir könnten ihr ja auch mal eine Kleinigkeit schenken, oder was meinst du?“
Er so: „Ja! Vielleicht Bier oder so.“

(Hinweis: Wir verschenken manchmal Wein oder Sekt, Bier allerdings nie. Und selbst wenn ich höchst kritisch über meinen häuslichen Bierkonsum nachdenke – das kann nicht der Grund sein. Schuld müssen also die Medien™ sein.)

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Familie

Soßentrost

„Ooch! Ich hätte jetzt sooo gerne Tomatensoße zu den Nudeln.“

Sagte Charlotte am Mittagstisch eher so beiläufig. Mama hatte es doch tatsächlich gewagt, eine andere Gemüsesoße anzubieten. Nun ja, Dinge passieren. Energiewende, Medienwandel, und ewig schon kein Regen. Da ist so ein sporadischer Soßenwechsel nicht das allergrößte Problem. Fand auch das Lottchen und verzichtete nach kurzer Lageprüfung auf eine erneute Soßenintervention.

Ihr Brüderchen meinte nun aber, so könne das Thema nicht im Raum stehen bleiben. Mit der ganzen philosophischen Wucht seiner immerhin knapp 60monatigen Lebenserfahrung hob er den Soßenstreit problemlos in die mindestens dritte Meta-Ebene des Lebens und rettete seine soßengekränkte Schwester mit sechs harten, aber wahren Worten vor dem sicheren seelischen Abgrund:

„Ooch! Ich hätte jetzt sooo gerne Tomatensoße zu den Nudeln.“
„Tja. [Kunstpause] Die Welt kann nicht alles haben.“

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Blog

Blasphemie mit Herrn Kaffee

Nachrichten so: „… fand gestern eine bewegende Trauerfeier für die Opfer des Unfalls auf der A19 statt. Bei dem Gottesdienst in der …“
Er (5) so: „Oh. Das ist aber schade, dass der Gott jetzt gestorben ist.“
Nachrichten so: „… waren auch Ministerpräsident Erwin Sellering und Innenminister Lothar Caffier dabei.“
Er so: „Haha. Da war ein Herr dabei, der Kaffee heißt. Hihi.“

(Mich wundert ja nur, dass der Ministerpräsident nicht gleich noch zum Sellerie umverstanden wurde.)

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Familie

Schiße

nur stuhlproben2Kinder sind schon was Wunderbares.

Und so anpassungsfähig. Ein magischer Wind muss ihm mal von irgendwoher den Allround-Allerwelts-Fluch Scheiße zugeflüstert haben, welcher – seien wir doch mal ehrlich – von seinem zischlautigen Start über den breiten Doppellaut bis hin zum scharfessigen Ende ein auch klanglich vorzügliches Alltagsfrustventil darstellt. Die Scheiße gefiel also und wurde benutzt. Also der Fluch. Und dann kommen diese beiden Eltern daher und – na klar, verbieten das frisch erworbene Fluchwissen sogleich.

Scheiße sagt man nicht.

Okay. Er erkennt unsere Überzahl in dieser Frage an und – sagt nicht mehr Scheiße. Streicht stattdessen einen Buchstaben, nehmen wir doch gleich das e, gibt’s eh doppelt. Und flucht seither mit Schiße.

Schöne Schiße.