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Medien Musik

Die Prinzen: DT64 bleibt

Der kurze Beitrag der Thomaner-Crew zum Kampf um einen Radiosender. Mehr dazu hier und in dieser einstündigen Doku auf Youtube (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4), die die Nachwendezeit von DT64 genau und kenntnisreich beleuchtet.

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Musik

Beatbox Hooray

1993, und wer hat damals nicht euphorisch die Arme geschwungen …

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Und hier gibt’s noch mehr Kassettenschnipsel!

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Familie Musik

Mendelssohns Venetianisches Gondellied, Mozarts Sonate in C, Ginasteras La Danza de la Moza Donosa

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Medien Sport

Ja, sie lebt noch! Der unglaubliche Weg der Fußballstatistikorganisation IFFHS

Fußballstatistik

Ich finde: Fußball heißt Statistik! Iniesta fummelt fast himmlisch schön. Oder doch: International Federation of Football History and Statistics. Wofür IFFHS nun wirklich genau steht? Ach, komm, denk’ dir doch selber einen schönen Titel aus! Denn so viele un- und sinnige Bezeichnungen hinter dieser Abkürzung auch stecken könnten, so viele Frage- und Ausrufezeichen ploppen auf, wenn man sich mal ein paar Stunden beschäftigt mit … mal ein paar Minuten gugelt nach dem Phänomen IFFHS.

Das Schweizer Radio und Fernsehen SRF hat das offensichtlich nicht gemacht. Denn die Frage Hat Spanien die beste Liga der Welt? beantwortete die SRF-Redaktion jüngst unter anderem mit Verweis auf das Fachwissen der IFFHS:

Deshalb stellt die International Federation of Football History & Statistics (IFFHS) jährlich eine Rangliste aller Ligen weltweit auf. Dazu wird ein Geflecht verschiedener und relativ undurchsichtiger Faktoren berücksichtigt.

Die deutsche Bundesliga landet in dieser Liste der undurchsichtigen Geflechte auf Platz drei, gerade noch knapp vor der argentinischen. Spanien auf eins, die Premier League hinter der brasilianischen Liga nur enttäuschender Siebter. Nun kann man über die Stärken nationaler Fußball-Ligen ja streiten bis zur nächsten Meisterschaft von Hansa Rostock – aber die erneute Hofierung der IFFHS als relevante, ernstzunehmende Quelle in fußballstatistischen Fragen ist erstaunlich.

Denn das Image der IFFHS ist – zumindest in Deutschland – reichlich beschädigt. Die Liste der kritischen Artikel zu der Organisation ist so lang wie renommiert: Spiegel, Süddeutsche, 11 Freunde, Taz. Das hindert andere Medien allerdings nicht daran, die IFFHS immer wieder als Quelle ins Gespräch zu bringen, wenn mal wieder ein Manuel Neuer oder Markus Merk als Welt-Torhüter oder -Schiedsrichter gekürt werden. Auch der DFB verweist in schöner Regelmäßigkeit auf die obskure Organisation, die den Vorwurf der Intransparenz, des Vortäuschens von Kompetenz und der Willkür auch durch ihre frickelige Webseite nicht wirklich ausräumen kann.

Und damit meine ich gar nicht mal die wunderliche IFFHS-Gründungsgeschichte um einen sonderlichen Dr. aus Leipzig, der es sich wohl erst mit der DDR und anschließend mit so manchem skeptischen Sportjournalisten verdarb. Nein, bis heute bleiben die exakten Kriterien der einzelnen IFFHS-Wahlen genauso im Unklaren wie der fachliche Hintergrund des IFFHS-Personals und die bilateralen Beziehungen zur Fifa, Uefa und zum SV Fortuna Tützpatz.

Aber nun gut. Es sind viele ziemlich wohlhabende Menschen auf den IFFHS-eigenen Bildern zu sehen, es dürfte diesen komischen Klub also noch etwas länger geben, und der Hauptsitz in Lausanne nahe des IOC hat da auch so sein Geschmäckle; aber was soll’s, leben und leben lassen. Und so möchte ich schließend für einen unheilvollen Blick in die Zukunft die IFFHS in ihrem ganz eigenen Englisch zitieren:

The IFFHS is also clear about its future global role which it will strongly seek to fulfil, without regard to outside influences. … Also will be of worldwide interest some surprises.

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Musik

Für drei: Ballett

Lange nicht gehabt hier, die Rubrik. Aber aus aktuellem Anlass muss das jetzt mal wieder.

1. DJ Quicksilver – Bellissima
Menschen mit Plattenspielern und Ufftata-Mucke mischen – alle hübsch in Erdtönen gehalten – ein klassisches Ballettstudio auf. Dazu zappelte meine Mehr- oder Wenigkeit vor vielen Jahren begeistert auf diversen Tanzflächen. Animiert immer noch ganz gut zum Mitwippen, finde ich.

2. Herbert Grönemeyer – Demo (Letzter Tag) Großer Song. Großes Video. Unser Lied. Als meine Schwester dazu auf meiner Hochzeit tanzte, musste ich die Schleusen öffnen. Wurde hier schon mal verlinkt, aber na und. Die Tänzerin brilliert in Joggingbuxen vor leerem Publikum, und ihr scheint das sehr egal.

3. Leonard Cohen – Dance me till the end of love
Heute Nacht starb der Mann mit der so tiefe Stimme, nachdem er gerade erst sein letztes Album abgeschlossen hatte. Das ist Willenskraft. Im Video gibt’s den Tango aus „Der Duft der Frauen“, ein paar kitschige Pferde und gegen Ende eine pathetische Ballett-Einlage. Aber zu so einem Anlass darf das.

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Mehr Für-drei’s:
Computersongs
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Tanz
Neunziger-Rave-Tänze
Sterne
Kekse

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Ratgeber

Fieser Tempo-60-Blitzer auf der Berliner Stadtautobahn

Aus aktuellem Anlass hier mal eine kleine Warnung für alle, die nur selten auf der Berliner Stadtautobahn A100 fahren: Seit einem Jahr gibt es dort in Richtung Hamburg eine Tempo-60-Zone (in etwa hier), die gerade nachts alles andere als gut gekennzeichnet ist und mit einem fest installierten Blitzer endet. Warum das so ist? Weil da ’ne Brücke bröckelt. Aber vielleicht könnense die ja mal heilemachen, wenn diese Sache mit dem Flughafen durch ist.

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Neubrandenburg

Traubenklau in der Kaufhalle

Weintrauben
Foto: Henry Herkula via Flickr unter CC-Lizenz by-nc

Er hatte sich in der Tat die schönsten, größten, knackigsten und vermutlich saftigsten Weintrauben ausgesucht. Links lagen die billigen Discountertrauben, die bestimmt von Achtjährigen geerntet, von Zwölfjährigen verpackt und danach zweieinhalbmal um die Welt kutschiert wurden, damit die Neubrandenburger an diesem Oktobervormittag Weintrauben kaufen konnten. Rechts lagen die Biotrauben, unverpackt, aber ebenso klein und farblos. Doch in der Mitte, da lag es, das Traubenparadies: Weinbeeren wie aus dem Bilderbuch, jede Traube von der anderen brav durch einen Schaumstoffwinkel abgetrennt.

Der Mann gab sich keine große Mühe, sein Tun in der Grauzone zwischen „macht doch jeder mal“ und „das ist jetzt aber ganz schön unverschämt“ zu kaschieren. Wäre auch nicht einfach geworden: Er war ungefähr einsfünfundneunzig groß, und auch beim Gewicht hätte ich nicht viel auf eine Zweistelligkeit gewettet. Wem er also durch seine Statur nicht schon auffiel, der wäre mit seinen Augen spätestens an der neongrellen Allwetterjoppe hängengeblieben, die in der Bauchregion schon ein wenig spannte.

Vielleicht ist ja die augenscheinliche Korpulenz des Mannes auch Hintergrund seines frechen Traubenklaus, vielleicht hatte ihm sein Hausarzt ja eine ordentliche Obstdiät aufgebrummt, und vielleicht ging ihm das ständige Besorgen von massenhaft Südfrüchten ja auch einfach nur zu sehr ins Geld. Er stand da nun also vor den Premiumtrauben, begutachtete die Früchte ausführlich, zupfte mit geübtem Griff eine Beere ab und steckte sie sich ohne zu zögern in den Mund. Er kaute ostentativ, und ich hätte wenig gestaunt, hätte er die Traubenprobe mit Kennermiene zurück in die Obstauslage gespuckt.

Ojemine, ein Traubengourmet!

Doch dem war wohl nicht so. Denn der Mann hatte alsbald die nächste Frucht im Mund, und dann gleich schon noch eine. Hui, dachte ich, der geht aber ganz schön ran, der hat dann wohl sein Vitaminpensum für diesen Vormittag erledigt. Ich stand kurz davor, ihm entweder mit wissendem Blicke eine Highfive anzubieten oder seinen Abgang abzuwarten und mir ebenfalls ein, zwei Trauben einzuverleiben, so genüsslich mampfte der Mann seine Trauben, und so wenig ließ er sich von der mittelgut gefüllten Obstgemüseabteilung in der Kaufhalle davon abhalten.

Doch dann – ich suchte gerade ein Bananenbüschel mit nicht allzu grünen Exemplaren – tapperte der Traubendieb von den Kräutern, wo er mit seiner Frau über die richtige Wahl eines Petersilientopfes beriet, schon wieder schnurstracks in Richtung Weintraubenabteilung. Erneut parkte er zielsicher direkt vor den Premiumtrauben, er zupfte einmal, Mund auf, rein, er zupfte nochmal, Mund auf, rein. Und als auch die zweite Traube verspeist war, holte er zum finalen Traubenzupfer aus und hatte schließlich drei, vier Beeren erst in der Hand und schließlich – auf ein Mal! – im Mund.

Dabei war es ihm tatsächlich gelungen, die Auslage halbwegs gerecht zu fleddern und nicht einzelne Trauben bevorzugt zu plündern. Dennoch schien ihn ein kleines bisschen das schlechte Gewissen zu beschleichen. Ein angedeuteter, kaum wahrnehmbarer Blick nach links, kurz darauf einer nach rechts, ein kurzer Ablenkungsblick hinein in die für ihn offenbar total uninteressante Birnenauslage, und dann der Rückzug. Als er wieder bei seiner Frau ankam, hatte er seine Beute längst verschlungen, die Holde konnte von seinem üppigen Mahl nichts mehr ahnen.

Derart gestärkt übernahm der Mann, der gerade ein knappes Dutzend heller Weintrauben mehr oder weniger gemopst hatte, die Kontrolle über den Einkaufswagen. Vermutlich musste er in Ruhe sein Mahl verdauen, während die Frau emsig die einzukaufenden Waren herbeiholte. Ich habe danach kurz noch in der Sprirituosenabteilung nachgesehen, ob der Mann seinem Obsthäppchen einen kurzen Tollensekräuterlikör hinterherschiebt.

Doch dem war dann nicht so.

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Sport Sprache

Standardsituationen im Fußball und die DDR

standard

Es gibt ja generell nicht ganz so viele Dinge, die die DDR in die Deutsche Einheit einbringen konnte. Das Land stand ’89 kurz vor dem Staatsbankrott, liest man da immer wieder. Dann hatten die Leute kaum Zeit und noch weniger Nerven, sich von Mauerfall bis D-Mark zu besinnen und mal ’ne Inventur zu machen und nachzudenken, was ist Kunst und was kann weg. Wenn dann mal zu den einschlägigen Jubiläen flink Beispiele gesucht werden, findet man im Normalfall Produkte wie Rotkäppchen-Sekt, Bautz’ner Senf oder Nudossi, Wörter wie Broiler, Datsche oder Soljanka und dann vielleicht noch die Kindergärten-Dichte und den Grünen Pfeil.

Doch im Fußball?

Hans Meyer sitzt im Präsidium von Borussia Mönchengladbach seine Rente ab, Matthias Sammer hat das Haifischbecken Bayern München verlassen, und Toni Kroos wurde erst geboren, als die DDR schon hastig ihre Auflösung plante. Das jüngste 11-Freunde-Spezial zur DDR ist vergnüglicher Lesestoff für die Zielgruppe und hat sogar eine Neubrandenburg-Story, doch im Prinzip kannste auch da den „Opa erzählt vom Krieg“-Stempel raufpfeffern, und keiner könnte meckern.

Doch dann kuckste Tschämpjenslieg, und der Reporter reportiert begeistert von den Standards, den die Mannschaft so meisterhaft beherrscht, DIESE STANDARDS, LIEBE ZUSCHAUER! STANDARDS VOM ALLERFEINSTEN! Ein Beispiel aus dem Lehrbuch der Standardsituationen sei dieser Freistoß da eben gewesen, und dann denkste, wenn der Typ nochmal Standard sagt, flippste aber aus, und er sagt EIN SUPPASTANDARD!, und du willst eigentlich ausflippen, landest aber dann doch wieder nur irgendwo im Internet und erkundigst dich beflissentlich über die Herkunft der Fußballvokabel „Standardsituation“.

Und schwupps!, da sind wir dann schon wieder bei der DDR.

Der Begriff tauchte im Fußball erstmals in den 1970ern in der DDR auf. Im westdeutschen Fußball wurde der Begriff gegen Ende der 1980er Jahre übernommen.

Behauptet das Lexikon. Stichprobe im Spiegel-Archiv:

„Manndecker“, neben den „Standardsituationen“ die derzeit gängigste Kreation aus dem unerschöpflichen Reservoir deutscher Sportsprache, sind ganz offensichtlich wieder in.

Das wird im „Spiegel“ vom Dezember 1987 festgestellt, und vorher habe ich keine Fußball-Standards dort gefunden. Auch im Zeit-Archiv wird 1986 noch ein schnöder „langer Paß auf den Flügel und dann Flanke nach innen“ als Standardsituation bezeichnet. Im Rechtschreib-Duden taucht „Standardsituation“ erstmals 1986 auf. Über das 1988 erschienene Buch „Standardsituationen“ des Schriftstellers Eckhard Henscheid heißt es etwas muffigböse:

Der Wechselbalg stammt aus dem Sumpf der neudummdeutschen Sportreportersprache und bezeichnet – unter anderem – das, was ehedem Einwurf, Ecke, Strafstoß hieß.

Stichprobe im Archiv des „Neuen Deutschlands“, des früheren SED-Zentralorgans. „Zwei Standardsituationen zum Erfolg über Rumänien genutzt“, heißt es dort schon 1973, und das ist beileibe nicht der einzige Treffer in den Siebzigern. Wer die Möglichkeiten und die Muße hat, wird sicherlich noch frühere Fußball-Standards in der DDR-Schriftsprache aufspüren können.

Nur: Warum? Nun, „Standards“ fassen Dinge zusammen, die vorher mühsam haben aufgezählt werden müssen: Anstoß, Freistoß, Eckball, Einwurf. Nur logisch, dass sich der Begriff durchsetzt, der Mensch ist eben ein bequemer. Aber wieso entsprang die neue Bedeutung ausgerechnet im Osten Deutschlands? Die Antwort gibt eine Publikation der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der Universität Zürich aus dem Jahr 2008.

In „Standardsituationen – Die universitäre Lehrveranstaltung als Fussballspiel“ (PDF) erklärt der Schweizer Historiker Christan Koller die Hintergründe. Er schlägt dabei einen Bogen vom Gefechtsdrill bei der Armee („… lag das fussballerische Training dabei im Trend sowohl der zivilen als auch der militärischen Didaktik …“) über Turntraditionen („Mit der Einübung standardisierter Bewegungsabläufe bei stehenden Bällen im Fussball wurde einerseits ein Stück alter Turnerkunst aufgegriffen“) bis hin zum „Wissenschaftlichen Sozialismus“, und konstatiert:

Disziplinen, bei denen standardisierte Spielzüge eine wichtige Rolle spielten und die sich deshalb im Geiste des «Wissenschaftlichen Sozialismus» analysieren und trainieren liessen, hatten in der Sportpolitik des «grossen Bruders» Sowjetunion seit jeher eine wichtige Rolle gespielt.

Kein Wunder also, so Koller, dass die Sowjets in Schach und Eishockey so gut waren. Und kein Wunder ebenso, dass in der DDR, wo einerseits die Sowjetunion in jenen Zeiten gerne als kulturelle Blaupause verwendet wurde und andererseits der Fußballsport aufgrund der bescheidenen Erfolge in den Siebzigern (Olympia-Bronze, -Gold und -Silber, das 1:0 von 1974, der Europapokal-Sieg des 1. FC Magdeburg) Konjunktur hatte, das sozialistisch Planbare, Messbare, Einübbare im so chaotisch-individuellen Fußball fleißig mit einer neuen Wortbedeutung hervorgehoben wurde.

Dass diese „Standards“ sportsprachlich auch sonst eine ziemlich gute Idee gewesen waren, zeigte sich allerdings erst ein Jahrzehnt später, als die Standardsituationen aus dem „Sumpf des Neudummdeutschs“ in den gesamtdeutschen Sportwortschatz einsickerten. Heute ist die Genese des Begriffs zwar zumeist unbekannt, seine Popularität aber dennoch ungebrochen. Und damit das hier nicht allzu trocken endet, habe ich mal aus dem aktuellen Weltfilmangebot einen besonders knuffigen Standard herausgefischt:

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Musik

Lieber Radiodiscjockey!

„Wir haben soeben die Dreiminutendreißig-Schallgrenze erreicht. An dieser Stelle blenden wir den Titel für sie aus.“

Äußerst eleganter Übergang zwischen Nordisch by Nature Teil 1 und Teil 2 von Fettes Brot, irgendwann 1996 oder so.

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Und hier gibt’s noch mehr Kassettenschnipsel!

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Neubrandenburg

I’ve got the power

sn_ap

It’s getting
it’s getting
it’s getting
kinda hectic

on the Engelsring.