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Tage wie dieser – Das Mixtape für den Sommerurlaub 2012

Seit einigen Jahren frickele ich für den Sommerurlaub einen bunten Strauß luftiger Melodeien zu einem halbamtlichen Familien-Mixtape zusammen. Das kann man schnell haben – ab in den Musikmarkt, Doppel-CD kaufen, fertig -, das kann man aber auch selbst machen. Im vergangenen Jahr sah das Ding beispielsweise so aus.

Doch ganz so einfach ist die Sache nicht.

Denn so ein Mixtape für die ganze Familie ist eine Art eierlegende Wollmilchsau. Es muss alles können, darf aber nicht zu überladen sein. Schließlich ist Urlaub, niemand soll verärgert werden, aber alle wollen im Auto gute Musik hören. Und deshalb gibt es – schließlich sind wir in Deutschland – einige Richtlinien:

  1. Pflicht sind ein paar Launenheber zu Beginn. Und Glück gehabt, dass in Barbie und die drei Musketiere (oder so) EMF zum Soundtrack gehört. Und nicht etwa Pur.
  2. Immer mal wieder eine deutschsprachige Musik-Insel einstreuen; ich wäre ja auch sauer, hörte ich andauernd Musik mit Texten, die ich nicht verstehe.
  3. Nur in Ausnahmefällen die Fünf-Minuten-Schallgrenze für einen Song überschreiten. Gefällt mal einer nicht, dauert’s dann wenigstens nicht lange bis zum nächsten. MGMTs „Kids“ ist jedoch allerdings eine prima Ausnahme.
  4. Mit dem ggN anfangen, mit dem kgV enden. Der größte gemeinsame Nenner, „die Sicheren“, für die schwierige Anfangshalbestunde, das kleinste gemeinsame Vielfache, „die Speziellen“, fürs Ende. In diesem Fall heißt das: Von Michel Teló bis hin zu Vivaldi.
  5. Der eigene Musikgeschmack darf nicht gänzlich aufgegeben, jedoch auch nicht zum einzigen Gradmesser der Kompilation werden. Soll heißen: Dendemann musste unbedingt mit rein, „Live is life“ leider auch.
  6. Wichtig sind die Übergänge. Von Elvis zu Feist in fünf Schritten. Von den Puhdys zu Kool and the Gang in vier. Bei allzu harschen Brüchen empfiehlt sich ein Instrumental als Brücke zu benutzen.
  7. Oldies gehen immer. Reggae geht immer. Toni Mahoni geht immer. Allzu viele laute Gitarren und übermäßige Technoidität gehen gar nicht. Tja, das Leben ist kein Pfannekuchen.
  8. Kommen Wasser, Meer, Strand, Sommer, Hitze, Ozean, Sonne, Liebe, Urlaub oder ähnliche Vokabel im Songtitel vor, ist das zwar großartig, aber beileibe kein Dogma.
  9. Depeche Mode ist ein Muss.
  10. Das Tape funktioniert, wenn sie die Musik lauter macht. Von allein und freiwillig.

So. Dann mal Futter bei die Fische und die Hosen runter: 76 Tracks, viereinhalb Stunden Sommermusik.

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Hit the Decks – The Battle of the DJs

Man nehme: zwei Plattenspieler, dazu Rave, Breakbeat, Jungle, Techno und ein paar genreferne Gewürze, und dann, ja dann schalte man den Mixer an und lasse ihn laaange laufen. Und heraus kommt Hit the decks, eine kleine, aber verdammt feine Sample-Sampler-Orgie der frühen 90er. Wenn’s denn mit der Außenanlagen-Arbeitsmoral mal hapert, wandert eines der Tapes in den Rekorder, auf dass der Spaten beschwingt ins Geröll saust.

Und auch bei der folgenden Youtube-Sammlung gilt, was ich hier schon schrob:

Es waren nur ein paar Jahre, in denen eine ganz spezielle Art von elektronischer Tanzmusik mehr Menschen als Geld bewegt hat, aber diese Jahre hatten es in sich. Und auch wenn ich mich in manche Stücke heute nicht mehr unbedingt sooo verlieben würde – wenn eines meiner Kinder mal fragt, welche Musik Papa in seiner Zeit damals denn so gehört hat, dann schaltet der Papa irgendein onliniges Gerät an und klickt eine der folgenden Playlists an.


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Für drei: Cover

1. Norton – Pump up the jam. Jau! U2 meets Technotronic, und der Sänger, der da so schlurfig seine Zuhörer höflichst auffordert, die Party doch bitteschön auf die Tanzfläche zu holen, sieht so aus, als schliefe er spätestens nach dem zweiten Refrain ein.

2. Beardyman – Teardrop. Darren Foreman alias Beardyman benutzt ein paar Kaoss Pads und seine Stimme – und musiziert; hier eben den Massvie-Attack-Klassiker. Manche nennen das Beatboxing, aber es ist mehr als das. Wer darauf steht und Beardyman noch nicht kennt, dürfte einige tolle Stunden mit Youtube verbringen, wer’s nicht so mag, sieht sich bitte Beardymans Jam Session mit dem BBC-Orchester in der ehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall (u.a. mit dem nächsten Cover, dem live geloopten Pachelbel-Kanon) an und denkt noch mal drüber nach.

3. DMK – Everything counts. DMK steht für Dicken, Milah und Korben, die kolumbianische Familie Schrader hat es sich zur Aufgabe gemacht, Songs von Depeche Mode mit Colaflaschen, Billig-Keyboards und Plastiktröten nachzuspielen, für den Chor-Refrain sorgen dann die putzigen Kleinen mit lateinamerikanischem Akzent.

Bonus Track: Tom Jones feat. EMF – Unbelievable. Clash of generations: Silberrücken Tom rockt die Rave-Kiddies der frühen Neunziger, und alle haben eine Menge Spaß dabei.

– – – – – – – –

Mehr Für-drei’s:
Tanz
Neunziger-Rave-Tänze
Sterne
Kekse

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Musik

Für drei: Tanz

1. Fatboy Slim – Praise you. Ein Allzeit-Klassiker. Der Regisseur des Videos, Spike Jonze, spornt unter dem Pseudonym Richard Koufey die fiktive Amateur-Tanzgruppe The Torrance Community Dance Group vor einem kalifornischen Kino zu wahren Höchstleistungen im Abstrakttanz an.

2. Pumped Up Kicks – Foster The People (Butch-Clancy-Remix). Dieser Typ ist gar kein Mensch. Dieser Typ ist … kein Mensch. Definitiv. Das ist ein Roboter. Sie sind unter uns!

3. Herbert Grönemeyer – Demo (Letzter Tag). Großer Song. Großes Video. Unser Lied. Als meine Schwester dazu auf meiner Hochzeit tanzte, musste ich die Schleusen öffnen.

* * * * * * * *

Bonus-Track: Where the hell is Matt? (2008). Wo wir schon gerade bei Tränen sind: Matt Harding reist um die Welt und tanzt schlecht. Dass er damit berühmt wird, die Schnipsel zusammenzuschneiden und mitreissende Musik drunterzulegen, hat auch mit diesem Internet zu tun, glaube ich. Und wer immer noch für den Wir-sind-eine-Welt-Gedanken empfänglich ist, muss sich seiner feuchten Augen hier nicht schämen.

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Mehr Für-drei’s:
Neunziger-Rave-Tänze
Sterne
Kekse

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Musik

Vorsicht, Mixtape! Trance, Rave und Techno der frühen 90er

kassetten

Und die Antwort ist: 42. So viele handselektierte Musikstücke vereint die folgende Liste, vorzugsweise, aber nicht ausschließlich aus den Jahren 1990 bis 1995, definitiv jedoch vollkommen gitarrenlos; Strom wird hier nur verwandt, um Synthetisches in der richtigen Form an die richtige Stelle zu bringen.

Nur im ersten Moment erstaunt haben mich die Youtube-Kommentare zu den Tracks. Die gute alte Zeit wünschten sich fast alle zurück, einige berichteten von ihren (angeblich) ausufernden Rave-Erfahrungen, nicht wenige gaben zu, dass ihnen beim Anhören Tränen in die Augen schossen, fast alle verdammten die bösen Musikindustriellen, die aus Techno und Trance das gemacht haben, was es heute leider nunmal ist.

Es waren nur ein paar Jahre, in denen eine ganz spezielle Art von elektronischer Tanzmusik mehr Menschen als Geld bewegt hat, aber diese Jahre hatten es in sich. Und auch wenn ich mich in manche Stücke heute nicht mehr unbedingt sooo verlieben würde – wenn eines meiner Kinder mal fragt, welche Musik Papa in seiner Zeit damals denn so gehört hat, dann schaltet der Papa irgendein onliniges Gerät an und klickt eine der folgenden Playlists an.

Und dreht die Lautstärke weit, weit auf.

* Youtube-Playlist „The Weeping Waste“

PLAYLIST
The Age of love – The Age of Love
Sven Väth – L’Esperanza
Cygnus X – Orange Theme
Brainchild – Synfonica
Casseopaya – Overdose
LSG – Fragile
Cherry Moon Trax – The house of house
Country & Western – Reincarnation
Praga Khan – Injected with a poison
Paragliders – Paraglide
Lazonby – Sacred Cycles
Alien Factory – Tomorrow
Jam & Spoon – Follow me
Jens – Loops & Tings
RMB – Spring
Moby – Feeling so real
Westbam – Celebration generation
Paul van Dyk – For an angel
X-Cabs – Neuro
Scooter – Rhapsody in E
Dream your dream – Soushkin
Komakino – Outface
Andrew Brix – Piano Euphoria
Joe T. Vanelli feat. Csilla – Play with the voice
Quench – Dreams
DJ Quicksilver – Bellissima
Energy 52 – Cafe del Mar
The Visions Of Shiva – How much can you take
Paul van Dyk – Forbidden Fruit
Humate – Love stimulation
William Orbit – Adagio for strings
Marmion – Schöneberg
Jones & Stephenson – The first rebirth
Sunbeam – Outside world
Hardsequencer – Plastic fantastic
Microwave Prince – Trancemitter online
Legend B – Lost in Love
Renegade Legion – The weeping waste
Interactive – Koma (DJ Hooligan Remix)
Atlantis – Paradise (Part I)
Biosphere – Novelty waves
Dance 2 Trance – Hello San Francisco
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Für drei: Sterne

Das nächste Musik-Triple. Die Latte, sie liegt hoch, nach diesem spektakulären Keks-Auftakt.

1. Muse, Starlight. Genug geredet:

2. Das schlechteste Musik-Video aller Zeiten. Ehrlich. Irgendjemand in den Achtzigern hat einem Musikvideoproduzenten Zugriff auf viel zu viel Farbe erlaubt; heute ist so etwas per Gesetz streng verboten. Aber der Refrain von Erasures Star bleibt erst mal für ein paar Stunden im Kopf

3. Heftig, heftig, heftig! Wegweisendes Video und meines Wissens nach eines der ersten, in dem mitten im Song einfach mal eben so auf einen Remix umgeschaltet haben. Hier kommt die Band, die bald so bekannt ist … die mal so bekannt war … egal: eins, zwei, drei bis hin zur vier, Fünf Sterne Deluxe sind an deiner Tür:

Und aus aktuellem Anlass noch ein Bonustrack: Die Sterne – Verregneter Sommer

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Familie Musik sl.

Zur Konferenz in Rostock – Das Mixtape für den Sommerurlaub 2011

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foto:cassettes

Seit einigen Jahren frickele ich für den Sommerurlaub einen bunten Strauß luftiger Melodeien zu einem halbamtlichen Familien-Mixtape zusammen. Das kann man schnell haben – ab in den Musikmarkt, Doppel-CD kaufen, fertig –, das kann man aber auch selbst machen.

Doch ganz so einfach ist die Sache nicht.

Denn so ein Mixtape für die ganze Familie ist eine Art eierlegende Wollmilchsau. Es muss alles können, darf aber nicht zu überladen sein. Schließlich ist Urlaub, niemand soll verärgert werden, aber alle wollen im Auto gute Musik hören. Und deshalb gibt es – schließlich sind wir in Deutschland – einige Richtlinien:

  1. Pflicht sind ein paar fröhliche Kinderlieder zu Beginn. Gibt es die nicht, lautete die Quittung: „Ooaaah, nicht schon wieder die blöde Erwachsenenmusik!“ Und der kleine König rockt!
  2. Immer mal wieder eine deutschsprachige Musik-Insel einstreuen; ich wäre ja auch sauer, hörte ich andauernd Musik mit Texten, die ich nicht verstehe. Wobei, „verstehen“ und „Grönemeyer“ ist dann auch schon wieder ein Thema für sich.
  3. Nur in Ausnahmefällen die Fünf-Minuten-Schallgrenze für einen Song überschreiten. Gefällt mal einer nicht, dauert’s dann wenigstens nicht lange bis zum nächsten. „Stand up“ von The Prodigy (5:30) ist jedoch allerdings eine prima Ausnahme.
  4. Mit dem ggN anfangen, mit dem kgV enden. Der größte gemeinsame Nenner, „die Sicheren“, für die schwierige Anfangshalbestunde, das kleinste gemeinsame Vielfache, „die Speziellen“, fürs Ende. In diesem Fall heißt das: Von The Killers bis hin zu IFA Wartburg.
  5. Der eigene Musikgeschmack darf nicht gänzlich aufgegeben, jedoch auch nicht zum einzigen Gradmesser der Kompilation werden. Soll heißen: Skratch Bastid musste unbedingt mit rein, James Blunt leider auch.
  6. Wichtig sind die Übergänge. Von Nena zu Muse in fünf Schritten. Von Peter Fox zu Ella Fitzgerald in vier. Bei allzu harschen Brüchen empfiehlt sich ein Instrumental als Brücke zu benutzen.
  7. Oldies gehen immer. Reggae geht immer. Gerhard Schöne geht immer. Allzu viele laute Gitarren und übermäßige Technoidität gehen gar nicht. Tja, das Leben ist kein Pfannekuchen.
  8. Kommen Wasser, Meer, Strand, Sommer, Hitze, Ozean, Sonne, Liebe, Urlaub oder ähnliche Vokabel im Songtitel vor, ist das zwar großartig, aber beileibe kein Dogma.
  9. Depeche Mode ist ein Muss. Da die Auswahl sommerlich-leichter DM-Songs endlich ist, sprang dieses Jahr Johnny Cash mit seiner altersverknarzten Akustik-Version von „Personal Jesus“ ein. Ich finde, das ist eine würdige Vertretung.
  10. Das Tape funktioniert, wenn sie die Musik lauter macht. Von allein und freiwillig.

So. Dann mal Futter bei die Fische und die Hosen runter: 98 Tracks, fünfeinhalb Stunden Sommermusik.

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Musik

Für drei: Kekse-Mashups

1 Ismael Yk mit Git Hadi Git. Auf deutsch: Alter Keks! Schon jetzt ein Klassiker. Zu Recht. Sende mir Ohr Sand!

2 Otto Waalkes mit Dieser Keks. Er wird kein weicher sein, dieser Keks schmeckt steinig und schwer.

3 Rammstein feat. Das Krümelmonster mit Ich esse den Keks. Kekse! Tut jederzeit gut. Nicht geknuspert, nur geleckt.

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Musik Sport

Frank Schöbel: „Ja der Fußball ist rund wie die Welt“

So, genug der White Stripes. Es ist ja ein Wunder, dass der berüchtigte Basslauf bisher noch nicht die Neujahrsansprache der Kanzlerin eingeleitet hat, derart populärkulturell assimiliert ist er mittlerweile. Zum Rudelgucken braucht es neuen Stoff. Und was liegt für ein nordöstlich geerdetes Blog näher, als auf die ostdeutschen White Stripes zurückzugreifen.

Zugegeben, Aurora Lacasa ist nicht für ihre Fertigkeiten am drumkit bekannt und hat mit folgendem Hardrockbrett maximal als wie auch immer geartete Muse zu tun. Dennoch dürfte Ja der Fußball ist rund wie die Welt vor allem auch durch das mörderische Dreinotenriff am Anfang die Fanmeilen der Republik begeistern.

Entstanden ist das Werk anlässlich der deutschdeutschen Weltmeisterschaft anno 74, die der Schöbelfrank eröffnungsfeierlich einleiten sollte. Doch im Frankfurter Waldstadion durfte das Liedgut nicht gespielt werden, der Song war dem SED-Politbüro wohl zu rockig, also trällert Frank Schöbel am 13. Juni 1974 nur die B-Seite seiner Single („Freunde gibt es überall“) mit so bewegenden Textzeilen wie diesen:

Wo Ähren tanzen im Sommerwind, wo Baumwollfelder voll Blüten sind. Wo Hände pflanzen den jungen Reis, wo man das Menschenglück zu schmieden weiß. Freunde gibt es überall auf der ganzen Welt, Menschen die sich gut verstehn – und mit Dir Tag für Tag eine Straße gehen.

Auch schön. Aber gegen das hier stinkt es ziemlich an: