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Neubrandenburg

Die Marienkirche in Neubrandenburg mal ganz nah

Sebastian Fitzer ist nicht nur ein Rechtsanwalt in Neubrandenburg, sondern offensichtlich auch ein Freund der gepflegten Luftaufnahme. Eine ihm hörige Drone hat bereits einige Wahrzeichen der Stadt über- und umkreist: die Tore beispielsweise, den Tollensesee oder das Belvedere bei Broda. Nachzusehen sind die Clips hier auf Youtube, wo sich auch pittoreske Aufnahmen von Burg Klempenow oder Schloss Kittendorf finden.

Ganz besonders gefallen haben mir allerdings die Nahansichten der Marienkirche, die von dichtem gleich noch mal viel schicker aussieht als aus der ewig gleichen menschlichen Ameisenperspektive. Und wenn Ihnen in der Gegend mal ein surrender Riesenkäfer vor die Nase fliegt: Lächeln Sie! Es könnte das fliegende Auge des Herrn Fitzer sein.

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Familie Musik

Der Langer-Song

Es ist abends, kurz vor dem Schlafengehen. Vater bittet um einen Cognac und uns ins Kaminzimmer. Er will uns von einem Lied erzählen, ein Lied über unsere Familie, das ihm einst sein Vater eines Abends am Lagerfeuer nahebrachte. Vater findet, wir sind nun bereit, es unsererseits kennenzulernen.

So hätte das wohl vor einem Jahrhundert funktioniert. Heute stöbere ich in Papsens Youtube-Kanal und stoße in der Liste der von ihm gemochten Videos auf den Langer-Song:

Nun ja, der Langer-Song ist wahrlich kein sonderlich schmückendes Lied. Denn Langer ist hier ein Slang-Begriff der zweitgrößten irischen Stadt Cork. Es geht um Typen, die grob sind, fies, prollig, arrogant und in einer Strophe sogar mit George Bush verglichen werden.

Witzigerweise fahren typische Langers demnach aufgemotzte Honda Civics mit Pelzwürfeln am Rückspiegel und laut aufgedrehter Rockmusik. Und was soll ich sagen: Meine Mutter fährt seit der Wende keine anderes Auto als justament den Honda Civic. Ich selbst durfte den von ihr abgelegten grauen und äußerst fahrspaßigen Civic der vierten Generation einige Jahre lang auf dem Weg zum Schrottplatz begleiten. Und Paps himself lenkt einen modern Hybrid-Civic.

Vielleicht sind wir dann wohl doch richtige Langers.

Rein musikalisch ist es ein sehr mitsingfreundliches Stückchen irischer Musik. Ein paar Akkorde, null Variationen, fertig. Aber Vorsicht: Hat man ihn zweieinhalb Mal gehört, bekommt man den Langer-Song den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf.

Wen übrigens die ganzen Original-Instrumente in dem Song irritieren, bitte schön, der Künstler mit dem hübschen Namen „MegaJDOG1995“ hat mit seiner Discount-Maschine einen House-Remix produziert. Und das obligatorische „sensibler junger Mann allein mit seiner Gitarre“-Cover gibt’s natürlich auch.

Ich stelle mir das dann künftig in etwa so vor, dass mein Papa auf der Familienfeier zu fortgeschrittenem Zeitpunkt sich erhebt. Mit wehmütiger Miene und einem Bier in der Hand beginnt er, wenn denn endlich Ruhe herrscht, a capella den Langer-Song zu intonieren. Und beim Refrain stimmen alle mit ein. Ungefähr so, wie in diesem Video.

Und damit auch alle Langers textsicher genug sind, hier der originale Text:

The Langer

Have you seen the old man
The drunken ould lout
Roaring and bawling and spilling his stout?
And in everyone’s business
You’ll first see his snout
Down in Cork he’d be known as a langer

Chorus:
A langer (Response: A langer)
In Cork he’d be known as a langer

And our hero Roy Keane
Footballer supreme
The finest this country and Man U’s ever seen.
And we’d have won the World Cup
But Mick McCarthy fouled up.
Roy was dead right to call him a langer!

Chorus

And Johnny and Mick
Have a Honda Civic
With spotlamps and spiders
And loud rock music
Ah, but don’t they look nice
With the big furry dice?
Would they ever stop acting the langer?

Chorus:
A langer (Response: A langer)
Would they ever stop acting the langer?

Die nächste Strophe ist komplett in irischem Gälisch (Übersetzung ganz unten):

Féach an phleice amach romhainn,
ag bladairt trína thóin
Níl gaelinn ag éine,
dár leis, ach é féin
Tá aige fomhraíocht sár-bhinn,
‘s gramadach fíor chrinn,
I gCorcaigh, gan dabht, sé an langer! 1

Curfa:
An langer! An langer!
I gCorcaigh, gan dabht, sé an langer!

From Mitchelstown to Cape Clear
You’ll be welcome down here
For there’s plenty of scenery, music, and beer
But avoid the rugby weekend in Kinsale
For every year with out fail
The town gets infested with langers

Chorus:
A langer (Response: A langer)
The whole town’s infested with langers

In two thousand and five
Culture will thrive
All along the green banks of the Lee (Shouted: Oh, good man, George!)
But no matter what
If you arrive on a yacht
We’ll tolerate absolutely nobody acting the langer
(Shouted: Certainly not in Crosshaven!)

Chorus:
A langer (Response: A langer)
There’ll be nobody acting the langer

George Bush and his boys
Ah, did make your blood boil.
Will they give the Iraqi people back their soil?
Ah, and all of us know
All he wants is their oil.
Oh Lord, he’s a ferocious langer!

Chorus:
A langer (Response: A langer)
Oh Lord, he’s a ferocious langer!

So three cheers for Roy Keane
He’s back wearing the green.
Ah, what more could you ask him to do?
So forget all the press
And the whole bloody mess
They’re only a big shower o’ langers.

Chorus:
A langer (Response: A langer)
They’re only a big shower of langers.

So there was me song
I didn’t keep ye too long
For now ye all know one word of Cork slang
And while there’s meat on me bones
I hope I’ll never be known
As a typical home-grown Cork langer

Übersetzung der irisch-gälischen Strophe:
Look at the messer in front of us,
talking through his ass
Nobody can speak irish,
in his opnion, but himself,
He’s got perfect pronounciation,
and perfectly accurate grammar,
In Cork, without a doubt, he’s a langer.

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Netz

„Völlig neue Möglichkeiten und völlig neue Herangehensweisen“

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Musik sl.

Hit the Decks – The Battle of the DJs

Man nehme: zwei Plattenspieler, dazu Rave, Breakbeat, Jungle, Techno und ein paar genreferne Gewürze, und dann, ja dann schalte man den Mixer an und lasse ihn laaange laufen. Und heraus kommt Hit the decks, eine kleine, aber verdammt feine Sample-Sampler-Orgie der frühen 90er. Wenn’s denn mit der Außenanlagen-Arbeitsmoral mal hapert, wandert eines der Tapes in den Rekorder, auf dass der Spaten beschwingt ins Geröll saust.

Und auch bei der folgenden Youtube-Sammlung gilt, was ich hier schon schrob:

Es waren nur ein paar Jahre, in denen eine ganz spezielle Art von elektronischer Tanzmusik mehr Menschen als Geld bewegt hat, aber diese Jahre hatten es in sich. Und auch wenn ich mich in manche Stücke heute nicht mehr unbedingt sooo verlieben würde – wenn eines meiner Kinder mal fragt, welche Musik Papa in seiner Zeit damals denn so gehört hat, dann schaltet der Papa irgendein onliniges Gerät an und klickt eine der folgenden Playlists an.


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Musik

Für drei: Cover

1. Norton – Pump up the jam. Jau! U2 meets Technotronic, und der Sänger, der da so schlurfig seine Zuhörer höflichst auffordert, die Party doch bitteschön auf die Tanzfläche zu holen, sieht so aus, als schliefe er spätestens nach dem zweiten Refrain ein.

2. Beardyman – Teardrop. Darren Foreman alias Beardyman benutzt ein paar Kaoss Pads und seine Stimme – und musiziert; hier eben den Massvie-Attack-Klassiker. Manche nennen das Beatboxing, aber es ist mehr als das. Wer darauf steht und Beardyman noch nicht kennt, dürfte einige tolle Stunden mit Youtube verbringen, wer’s nicht so mag, sieht sich bitte Beardymans Jam Session mit dem BBC-Orchester in der ehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall (u.a. mit dem nächsten Cover, dem live geloopten Pachelbel-Kanon) an und denkt noch mal drüber nach.

3. DMK – Everything counts. DMK steht für Dicken, Milah und Korben, die kolumbianische Familie Schrader hat es sich zur Aufgabe gemacht, Songs von Depeche Mode mit Colaflaschen, Billig-Keyboards und Plastiktröten nachzuspielen, für den Chor-Refrain sorgen dann die putzigen Kleinen mit lateinamerikanischem Akzent.

Bonus Track: Tom Jones feat. EMF – Unbelievable. Clash of generations: Silberrücken Tom rockt die Rave-Kiddies der frühen Neunziger, und alle haben eine Menge Spaß dabei.

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Mehr Für-drei’s:
Tanz
Neunziger-Rave-Tänze
Sterne
Kekse

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Musik

Für drei: Tanz

1. Fatboy Slim – Praise you. Ein Allzeit-Klassiker. Der Regisseur des Videos, Spike Jonze, spornt unter dem Pseudonym Richard Koufey die fiktive Amateur-Tanzgruppe The Torrance Community Dance Group vor einem kalifornischen Kino zu wahren Höchstleistungen im Abstrakttanz an.

2. Pumped Up Kicks – Foster The People (Butch-Clancy-Remix). Dieser Typ ist gar kein Mensch. Dieser Typ ist … kein Mensch. Definitiv. Das ist ein Roboter. Sie sind unter uns!

3. Herbert Grönemeyer – Demo (Letzter Tag). Großer Song. Großes Video. Unser Lied. Als meine Schwester dazu auf meiner Hochzeit tanzte, musste ich die Schleusen öffnen.

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Bonus-Track: Where the hell is Matt? (2008). Wo wir schon gerade bei Tränen sind: Matt Harding reist um die Welt und tanzt schlecht. Dass er damit berühmt wird, die Schnipsel zusammenzuschneiden und mitreissende Musik drunterzulegen, hat auch mit diesem Internet zu tun, glaube ich. Und wer immer noch für den Wir-sind-eine-Welt-Gedanken empfänglich ist, muss sich seiner feuchten Augen hier nicht schämen.

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Mehr Für-drei’s:
Neunziger-Rave-Tänze
Sterne
Kekse

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Netz

Universalcode, Trotz und Toni

In die rechte Außenspalte mal ein neues Buch über Journalismus ein Buch über neuen Journalismus reingepackt. Die Geschichte von „Universalcode“ darf auf dieser Facebookseite nachgelesen werden. Entstanden aus einer fixen Idee, hat der Journalist Christian Jakubetz einfach mal das Internet gefragt, ob man nicht auf kleiner Flamme ein Buch mit großer Wirkung produzieren könnte. Und: Man konnte.

Doch nun das:

Man sammelt also eineinhalb Dutzend Autoren ein, einen Lektor, eine Grafikerin, eine Klassefrau, die den Satz erledigt, arbeitet mit einem innovativen Verlag zusammen, sieht zu, dass man die Kosten weit unten hält — und bezahlt dann bei jedem Buch einen zweistelligen Betrag dafür, dass Amazon das Buch in eine Tüte packt und verschickt? Da regt sich der zugegeben große Trotzkopf in mir.

Trotz ist sehr gut. Und warum ist das Widget zum Anti-Amazon-Universalcode nun hier gelandet? Weil es geht.

Schließen möchte ich passenderweise mit den weisen Worten Toni Mahonis:

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Blog

Für drei: Neunziger-Rave-Tänze

Es ist ein ziemlich buntes, aber dennoch dunkles Kapitel der Musiktanzgeschichte und deshalb so gar nicht zu vergleichen mit den künstlerisch hoch wertvollen Für-drei-Vorgängern Sterne und Kekse.

1 Alle Farben des Regenbogens kommen mindestens einmal vor, ehrlich. Dazu Rave-Orgel, Pluderhosen und Straßenmoonwalkerei – jeder ist an seinem Platz. Los gehts.

2 Noch mehr Farben, noch mehr Graffitti, dafür weniger Moonwalk. Und es ist ein Plattenladen zu sehen! (Für Jüngere: Da hat man früher Musik gekauft.)

3 Ein Rave-Klassiker. Dummerweise live (!) mit Tänzern (!!) in einem Berliner Regionalfernsehsender (!!!) aufgeführt. Achtung – Fremdschämallergiker sollten das nicht ohne Medikamente ansehen!

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Musik

Für drei: Sterne

Das nächste Musik-Triple. Die Latte, sie liegt hoch, nach diesem spektakulären Keks-Auftakt.

1. Muse, Starlight. Genug geredet:

2. Das schlechteste Musik-Video aller Zeiten. Ehrlich. Irgendjemand in den Achtzigern hat einem Musikvideoproduzenten Zugriff auf viel zu viel Farbe erlaubt; heute ist so etwas per Gesetz streng verboten. Aber der Refrain von Erasures Star bleibt erst mal für ein paar Stunden im Kopf

3. Heftig, heftig, heftig! Wegweisendes Video und meines Wissens nach eines der ersten, in dem mitten im Song einfach mal eben so auf einen Remix umgeschaltet haben. Hier kommt die Band, die bald so bekannt ist … die mal so bekannt war … egal: eins, zwei, drei bis hin zur vier, Fünf Sterne Deluxe sind an deiner Tür:

Und aus aktuellem Anlass noch ein Bonustrack: Die Sterne – Verregneter Sommer

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Politik Spaß

Die lodergludernde Loderflut

Ich wollte das Video hier nicht einstellen, weil es nun gerade, äh, praktisch also, äh, äh, sozusagen, äh, im Grunde genommen, äh, nichts Neues ist und auch hier und da im Netz an äh durchaus, also möchte ich sagen, äh, prominenter Stelle aufgetaucht ist.

Aber die gludernde Lod, äh, die gludernde Flut, äh, äh, die lodernde Flut, wenn ich das so sagen darf (ab 3:25) – die hat mich dann komplett umgehauen und also bitteschön: